Ich weiss zum Weissen Stock, was du nicht weisst ...

Wer mit offenen Augen unterwegs ist, sieht im Alltag immer wieder auch Menschen mit einem Weissen Stock. Die meisten wissen: Dabei handelt es sich um sehbehinderte oder blinde Fussgängerinnen und Fussgänger. Sie orientieren sich mit Unterstützung des Weissen Stockes, nutzen ihre Sinne auf ihrem Weg, um sicher und mobil ans Ziel zu gelangen. Hier hört das Wissen aber bei vielen auch schon auf.



Ich weiss zum Weissen Stock, was du nicht weisst ...

Zum «Internationalen Tag des Weissen Stockes» am 15. Oktober wollen wir es um weitere fünf Facts erweitern:

1. Wer mit dem Weissen Stock unterwegs ist, ist nicht unbedingt blind

Umgangssprachlich ist er auch bekannt als «Blindenstock». Dies stimmt so aber nicht ganz: Denn ca. 80% der Stockbenutzer und -benutzerinnen haben noch einen kleinen Sehrest, sind also nicht vollkommen blind. Der Weisse Stock dient auch ihnen als offizielles Verkehrsschutzzeichen, ermöglicht das selbstständige Fortbewegen und zeigt zugleich an, dass sie eine Sehbehinderung haben.

2. Der Weisse Stock hat immer Vortritt im Verkehr

Artikel 6 der schweizerischen Strassenverkehrsordnung sagt ausdrücklich: «Unbegleiteten Blinden ist der Vortritt stets zu gewähren, wenn sie durch Hochhalten des weissen Stockes anzeigen, dass sie die Fahrbahn überqueren wollen.» Nur so kommen Fussgängerinnen und Fussgänger mit reduzierter Sehkraft heute selbstständig im immer gefährlicheren Strassenverkehr zurecht.

3. Jeder hat seinen Lieblingsstock

Eines haben sie gemeinsam: Sie sind alle weiss. Jedoch gibt es verschiedene Arten von Weissen Stöcken, je nach Mobilität, vorhandenem Sehvermögen, ob noch ein Blindenführhund mit dabei ist oder auch sonstigen Vorlieben der betroffenen Person. In Orientierungs- und Mobilitätsschulungen, z.B. beim Schweizerischen Blindenbund, werden die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Stockarten von Fachpersonen aufgezeigt und der Umgang in Gebäuden und im öffentlichen Raum gelernt und geschult.

4. Der Weisse Stock ist immer einen Schritt voraus

Durch Pendelbewegung mit dem Langstock ist es dem Stockbesitzer oder der Stockbesitzerin möglich zu merken, ob der Weg frei ist, um gefahrlos ans Ziel zu kommen. Hilfreich dabei sind taktile Leitliniensysteme, die häufig in Bahnhöfen und auf öffentlichen Plätzen zu sehen sind. Aber auch Trottoir-Randabschlüsse, Belagswechsel, Wasserrinnen, Pfosten und andere bauliche Elemente vermitteln Orientierung und weisen den Weg.

5. Der Weisse Stock nützt nur, wenn er auch gesehen wird

Heute sind viele Menschen in Eile, schauen auf ihr Handy, hören Musik und achten kaum auf entgegenkommende Mitmenschen. Sehbehinderte und blinde Fussgängerinnen und Fussgänger wünschen sich, gesehen zu werden. Sie sind darauf angewiesen, dass man sie mit ihrem Weissen Stock wahrnimmt, ihnen den Weg frei macht und sie gefahrlos passieren lässt. Der Weisse Stock ist auffällig genug – mit wachem Verstand und offenen Augen ist er nicht zu übersehen!