Identitätsverlust für Sool

Die am 25. Juni von «glarus24» mitgeteilte Verlegung der Schule und Tagesschule Sool nach Mitlödi bedeutet einen schweren Identitätsverlust für die kleine Gemeinde, die z.B. schon früher die eigene Post und den Dorfladen verloren hat.

Die eigene Schule in dem grossen, 1902 eingeweihten Schulhaus auf dem markantesten Platz im Dorf war der Stolz der Sooler, die gerade in den letzten Jahren hohen politischen, pädagogischen und finanziellen Anteil am Schulgeschehen genommen hatten.

 



Referierten in Sool über das neue Konzept (von links): Monika Zweifel
Referierten in Sool über das neue Konzept (von links): Monika Zweifel

Auch nach der Gemeindezusammenlegung waren hoffnungsvoll Zeichen ausgesandt worden, dass die Schule bestehen bleibe, und die Verantwortlichen zeigten sich beeindruckt vom Durchhaltewillen der Sooler und von den neuartigen pädagogischen Modellen, speziell vom dem auf die (individuelle) Begabungsförderung ausgerichteten Unterricht, dessen Konzept mit auswärtigen pädagogischen Hochschulen erarbeitet worden ist.

Pioniertat Tagesschule

Die 1998 eröffnete Tagesschule – damals war Sigrun Uhlmann Schulpräsidentin, und Erna Bachmann erste Leiterin – war eine glarnerische Pioniertat und brachte der Schule hohes Ansehen. Die Tagesschüler sicherten auch den Fortbestand der Schule, indem die Klassengrössen in der Unter- und der Mittelstufe (1.-3. resp. 4.-6. Schuljahr) auf die Grösse gemäss den strengen kantonalen Vorgaben gebracht wurden.

Die Gemeindeversammlung hat die Defizite der Tagesschule immer diskussionslos getragen. 2004 gewährte sie einen Kredit von 400 000 Franken für den Ausbau des Dachstocks im Schulhaus, wo die Tagesschule sehr geeignete Räume erhielt; etliche Sponsoren trugen zur Inneneinrichtung bei. Das Schulhaus wurde in der Folge weiter ausgebaut; etwa um ein spezielles Zimmer, in welche die Schülerinnen und Schüler ausserhalb der Schulstunden arbeiten konnten. Renoviert wurde auch der Schulhaussaal. Alles in allem darf man sagen, dass in Sool eine «Wohlfühlschule» mit hohem pädagogischen Gehalt bestand.

Der Kampf um eine genügend grosse Zahl von Schülern dauerte allerdings an, vor allem, weil andere Gemeinden nun auch Tagesschulangebote machten. Zudem gab es gelegentlich Probleme mit der Lehrerschaft. Die für das Schulwesen zuständige Gemeinderätin Petra Gärtner meisterte die Probleme aber mit hohem Einsatz.

Fehlende Bezugsperson

Heute fehlt in Sool eine einheimische Bezugsperson für die Schule. Der Entscheid des Glarus-Süd-Gemeinderates und seines Departements für Schule und Familie sowie dessen Hauptabteilung fiel am «Schreibtisch». Der Hinweis, sinkende Schülerzahlen und die Kündigungen von Lehrpersonen hätten die neuen Massnahmen aufgedrängt, befriedigt nicht, weil es bisher immer gelungen war, die Schülerzahlen auf einem genügend grossen Stand zu halten und neue, engagierte Lehrpersonen zu finden. Immerhin; die Tagesschule soll in Mitlödi weitergeführt werden.

Was mit dem Schulhaus?

Am 26. März haben Schulverantwortliche von Glarus Süd im Schulhaussaal informiert: Departementsvorsteherin Dr. Brigitte Weibel sowie die Gemeinderatsmitglieder Irena Zweifel Schiesser und Daniel Dobler, begleitet von Hauptschulleiter Martin Staub, von der u.a. auch für Sool zuständigen Schulleiterin Monika Zweifel, vom Mitlödner Schulleiter Bruno Hauser und von Milena Spitaleri, Tagesschulleiterin der Gesamtgemeinde.

Es war viel Lob für die Sooler Schule und die Tagesschule zu hören; diese soll immerhin in der Kinderkippe Mitlödi weitergeführt werden. Man erfuhr, dass ein ausgeklügeltes System für die Schülertransporte geplant ist, sodass die Kinder das Mittagsmahl zu Hause einnehmen können. Alle Kinder, die ab August in Mitlödi unterrichtet oder bereut werden, müssen sich noch extra anmelden. So streng sind die administrativen Gebräuche geworden.

In der Diskussion wurde nach der Verwendung des Schulhauses, das für die Ortsvereine wichtig ist, gefragt; dafür besteht noch kein Konzept. Die Tagesschulräume wären für eine Wohnung geeignet. Kritisiert wurde die eher tröpfchenweise Informationspolitik. Die Öffentlichkeit erfuhr eher zufällig vom neuen Konzept.

Zum Schluss betonte Gemeindepräsident Dr. Thomas Hefti, der Gemeinderat habe sich den Entscheid nicht leicht gemacht. Der Schulstandort Mitlödi aber müsse gestärkt werden.