Ihre Liebe aber war verboten

Corona-bedingt konnte nur ein kleiner Kreis an der ersten Lesung teilnehmen. Aufgrund der weiteren Nachfrage findet eine zweite Buchpräsentation in der Buchhandlung Baeschlin Glarus statt, organisiert von Cécile Schefer-Stupka, Niederurnen, Tochter eines Internierten.



Buchhandlung Baeschlin Glarus: Lesung mit Marie-Isabelle Bill am 13. November (Foto Stefan Paradowski)
Buchhandlung Baeschlin Glarus: Lesung mit Marie-Isabelle Bill am 13. November (Foto Stefan Paradowski)

Die Autorin Marie-Isabelle Bill, Journalistin aus Walchwil ZG, las kürzlich in der Buchhandlung Baeschlin in Glarus. Sie erzählte berührende und lustige Passagen aus dem Buch «Interniert – Polnisch-schweizerische Familiengeschichten» (Chronos Verlag Zürich). Mit eindrucksvoller Stimme zog sie die Zuhörerinnen und Zuhörer in den Bann der einzelnen Familienschicksale. Stefan Paradowski vermittelte in kurzen Erklärungen den geschichtlichen Hintergrund. Er vertrat als Präsident die «Interessengemeinschaft der Nachkommen internierter Polen in der Schweiz», welche das Buch herausgegeben hat.

Die Lesung wurde organisiert durch Cécile Schefer-Stupka aus Niederurnen, selber Tochter eines Internierten und Autorin des Buchbeitrages «Vatersprache».

Aufgrund der weiteren Nachfrage wird die Lesung mit Marie-Isabelle Bill wiederholt und zwar am 11. Dezember in der Buchhandlung Baeschlin Glarus (bereits wieder ausgebucht).

Vorwort von einem Bundesrat

Das Buch umfasst 21 Familiengeschichten. Das Vorwort schrieb Bundesrat Ueli Maurer und Claude Janiak, Sohn eines Internierten und ehemaliger Ständerat BL und Nationalratspräsident 2006. Das Nachwort (historische Einbettung) stammt von Georg Kreis, emeritierter Professor für Geschichte an der Universität Basel.

Marie-Isabelle Bill war leitende Redaktorin des Buches. Ihre Hauptaufgabe war es, die von Nachkommen der Internierten geschriebenen Familiengeschichten aufzuarbeiten und zu redigieren. Einige Geschichten übersetzte sie aus dem Französischen, zwei Geschichten hat sie selber verfasst.

Ehe nicht gestattet

Mitten im Zweiten Weltkrieg trafen in der Schweiz internierte polnische Flüchtlinge auf Schweizer Bürgerinnen – ihre Liebe aber war verboten. Der sogenannte «Orange Befehl» vom 1. November 1941 verordnete: «Den Internierten ist das Eingehung einer Ehe nicht gestattet.» Gleichwohl fanden sie zueinander. Kinder wurden gezeugt, mit und ohne Trauschein. Mehrere Hundert polnisch-schweizerische Familien entstanden. Mitte Juni 1940 gewährte die Schweiz 12 500 polnischen Soldaten Schutz als Internierte und nahm während des Krieges auch polnische Zwangsarbeiter oder Flüchtlinge aus Nazideutschland auf. Die Einheimischen akzeptierten die Internierten bereitwillig. Schweizerinnen verloren bei der Heirat mit einem Ausländer ihr Bürgerrecht.