Anlass zu dieser Matinée gab das Buch «Interniert Polnisch-schweizerische Famliengeschichten», herausgegeben von der Interessensgemeinschaft der Nachkommen dieser Familien. Dank der aufgezeichneten Schicksale, spannend vorgetragen von Martina Hirzel-Wille, erhielten die zahlreich anwesenden Gäste einen Einblick in das teils schwierige Leben von Stanislaw und Margrit, Tadeusz und Paula oder Olga und Jozef.
Die jungen Männer flohen nach dem Einmarsch der deutschen Armee auf teils abenteuerlichen Wegen aus Polen Richtung Westen. Das erklärte Ziel war die polnische Exilarmee in Frankreich. Nach der Kapitulation Frankreichs suchte eine Division Schutz in der Schweiz. Die dabei internierten Polen leisteten vorwiegend Arbeitseinsätze beim Strassen- und Brückenbau, bei der Trockenlegung von Sümpfen und Riedland sowie in der Landwirtschaft. Beziehungen entstanden und obwohl eigentlich verboten, gab es manches polnisch-schweizerisches Liebespaar. Nach dem Krieg verloren die Männer den Internierten-Status, eine mögliche Ausschaffung war zu befürchten, bei der Heirat wurde den Frauen die Schweizer Staatsbürgerschaft entzogen. Diese ungewisse Zukunft belastete die noch jungen Beziehungen. Sie mussten ausreisen nach Frankreich, England, Australien oder nach Polen. Einige kamen zurück in die Schweiz. Einige Beziehungen zerbrachen daran, andere hielten ein Leben lang. Stefan Paradovski, auch er ein Kind mit polnisch-schweizerischen Wurzeln, steuerte zu den zum Teil sehr aufwühlenden Berichten geschichtliche Fakten bei, sodass die vom Krieg und von der Flucht geprägten Schicksale im geschichtlichen Kontext gesehen werden konnten.