Illusionen aus Schokolade und Zucker

Was die drei Chocolatiers in der Trainingsküche bei der Läderach AG in Ennenda kreieren ist für einmal nicht für den verwöhnten Gaumen, sondern nur für das Auge bestimmt. Das Team, bestehend aus Giuliano Sargenti, Fabian Rimann und dem Jüngsten, Elias Läderach , bereitet sich seit Monaten intensiv auf die World Pastry Team Championship 2008 (WPTC) in Nashville, Tennesse, USA, vor.



Elias Läderach (bild: ehuber) Was das wohl wird? Serganti bei der Fertigung eines der WSettbewerbsstücke (bild: ehuber)
Elias Läderach (bild: ehuber) Was das wohl wird? Serganti bei der Fertigung eines der WSettbewerbsstücke (bild: ehuber)

Bevor die Medienvertreter aus der ganzen Schweiz Gelegenheit hatten, die drei Chocolatiers beim Training zu beobachten, erklärte Ralph Siegl, Geschäftsführer der Läderach AG, wie es dazu gekommen ist, dass die Ennendaner Firma ein Team für die WM in der USA unterstützt und die Möglichkeit bietet, sich intensiv auf diesen Wettkampf vorzubereiten. Bis zum Abschluss der Vorbereitungen übernimmt Läderach das Sponsoring, in Nashville wird dann die Firma Max Felchlin AG dieses weiter übernehmen.


Ein bereits eingespieltes Team


Das Team, dass nunmehr seit März in dieser Besetzung zusammenarbeitet besteht aus dem Coach Ewald Notter, der in den USA die Notter School of Pastry Art gegründet hat. Ursprünglich war geplant, dass Giuliano Sargenti, Bereichsleiter Produktionsentwicklung bei Läderach AG, das Coaching übernimmt. Er wird dieses Jahr bereits zum zweiten Mal an der WM teilnehmen, nachdem er bereits 2002 in Las Vegas mit einem Team dabei war. Damals resultierte der vierte Rang. Da das ursprüngliche Mitglied im Team im März ausgeschieden ist, musste Sargenti die Funktion wechseln und wurde vom Coach zum Teamcaptain. Neben ihm wird das Team durch Fabian Rimann, Chefpâtissier vom Zürcher Nobelhotel Baur au Lac verstärkt. Er hat bereits an ähnlichen Wettbewerben teilgenommen, verfügt also über die notwendige Erfahrung um das Team zu unterstützen, vor allem aber zu verstärken. Das jüngste Mitglied im Team, Elias Läderach, ist ein Eigengewächs der Firma und hat das notwendige Flair für den Zucker. Der Tenor im Team ist eindeutig, wir reisen nach den USA um zu gewinnen. Der Einsatz im Training stimmt. Bis im November der Ernstkampf beginnt haben die drei gegen 800 Stunden investiert. Dazu mussten viele Stunden der Freizeit herhalten. Aber auch die Firma Läderach hat sich gegenüber den Mitarbeitern grosszügig gezeigt, sodass auch während der Arbeitszeit trainiert werden kann.


WM Situation in Ennenda simuliert


Insgesamt sieben Mal wird die Wettbewerbsituation von Nashville nachgestellt und genau eingeübt. Zu Beginn war noch nicht jeder Handriff eingespielt, sodass es zu kleineren Pannen und Überschneidungen kam. Mittlerweilen sitzt nun aber alles und bei der Präsentation konnte man sich überzeugen, dass das Team bereits sehr gut eingespielt ist. Der Ablauf an der WM sieht vor, dass am ersten Tag während fünf Stunden alles vorbereitet werden kann. Dazu gehört auch, sich an die etwas anderen Temperaturen und Steuerungen der elektrischen Geräte anzupassen. Der eigentliche Wettkampf dauert am zweiten Tag acht Stunden. In den insgesamt dreizehn Stunden müssen ein Zucker Showstück, ein Schokolade Showstück, 14 identische Dessertteller, vierzehn Stück von drei verschiedenen Pralinensorten, jeweils drei gleiche Entremets und Glace-Entrements und schlussendlich 15 Stück von drei verschiedenen Törtchen angefertigt werden. Ein Riesenpensum und das unter den Augen von einer grossen Zahl an interessierten Zuschauern. Die eingeübten Kunstwerke, die zum Teil mannshoch sind, unterliegen strengster Geheimhaltung, damit die Mitbewerber nicht bereits im Vorfeld davon Kenntnis haben. Wie von Produktionsentwickler Marcel Bischof zu erfahren war, haben die Teams aus Frankreich oder Japan die Möglichkeit, sich während einem ganzen Jahr nur auf diesen Wettbewerb vorzubereiten.


Es fehlen in der Schweiz ausgebildete Confisseure


Wie Ralph Siegl in der anschliessenden Presseorientierung mitteilte, haben sie Probleme mit der Rekrutierung von Fachkräften. Läderach kann leider keine Confisseure ausbilden, da die Firma keine Kuchen bäckt, also keine tagesfrische Produkte herstellt. Demzufolge müssen die notwendigen Fachkräfte „eingekauft“ werden. Der Markt mit Schweizer Spezialisten ist aber völlig ausgetrocknete, sodass zurzeit nur die Chance besteht, Facharbeiter aus dem nahen Ausland zu bekommen.


Die Stammkundschaft stirbt weg


Auf die Frage nach dem Stellenwert der Merkurkette antwortete Siegl, dass der Kauf dieser Kette darauf zurückzuführen war, dass ein permanentes „Lädelisterben“ stattfand. Das hatte zur Folge, dass die Stammkundschaft langsam wegstirbt. Während der Trend bei der Gastronomie klar nach oben zeigt, ist die Entwicklung bei den Confisseurgeschäften gegenläufig. Mit dem Erwerb der Merkurkette konnte und kann die Firma Läderach das Schicksal mit diesem zweiten Standbein etwas mehr in die eigenen Hände nehmen. Merkur ist ja nicht ein reiner Läderachladen, sondern will ein Destinationsladen für gute Schweizer Schokolade sein, mit zur Hälfte Läderachprodukten. „Für uns sind diese rund dreissig Geschäfte wichtig, um unseren Namen noch bekannter zu machen“, aber, so Siegl weiter, muss damit die Balance gehalten werden, damit die Stammkundschaft nicht verärgert wird.

Die Firma ist voll auf Kurs und dem Team bleibt zu wünschen, dass der angestrebte erste Rang in Nashville auch Tatsache wird.