Ils Fränzlis – nicht in Tschlin, sondern in Glarus

Die Kulturangebote in unserem Kanton sind derart vielfältig, dass beim Auswählen und Hingehen nicht selten die sprichwörtliche «Qual der Wahl» besteht. Im Falle der Fränzlis aus Tschlin wurde spürbar elegant vorgegangen.



Ils Fränzlis – nicht in Tschlin, sondern in Glarus

Martin Zimmermann, Vizepräsident der einladenden Kulturgesellschaft Glarus, konkretisierte das Ausmass der Veranstaltungsdichte. Es handelt sich um den Beginn der 98. Saison der Kulturgesellschaft Glarus und damit um das aus Klassik, Cabaret, Kinderprogramm und Theater bestehende Programm; um die Eröffnung der Musikwoche Braunwald und den ersten der vielen Anlässe der Kulturgesellschaft.

Und in der Folge wurde das erfreulich grosse Publikum so richtig verwöhnt. Es war Musik vom Feinsten, geprägt von virtuosem Geschick, beinahe wundersamer Abgestimmtheit, riesiger Vielfalt, neckischer Munterkeit, unglaublichem inhaltlichem Reichtum und riesiger Beseeltheit.

Es war vergnüglich, kurzweilig, der Verwöhnfaktor lag beim Maximalwert. Die Leichtigkeit des Musizierens wurde so elegant vorgelebt. Man wusste sich getragen, eingebettet. Gar nichts schien den brillant Interpretierenden (Anna Staschia Janett, Violine; Cristina Janett, Violoncello; Madlaina Janett, Viola; Domenic Janett, Klarinette und Curdin Janett, Kontrabass ) irgendwelche gestalterische Schwierigkeiten zu bereiten. Präsenz, hohe Musikalität und spieltechnische Perfektion bescherten den spürbar gebannt Hinhörenden eine Fülle schönster Erlebnisse. Bunt, nie schrill, vornehm abgestimmt, Genuss und Leidenschaft sind Begriffe, die zu dieser Musikform gehören. Und dass alles auswendig gespielt wurde, weckte beim einen oder anderen Instrumentalisten begreiflichen Neid – so sollte man`s auch können.

Madlaina Janett war eine muntere Ansagerin, so direkt, offen, ansteckend fröhlich.

Man erfuhr einiges über Tschlin, die Oberkrainer, die Liebe zum Südtirol, Volksmusik aus dem Engadin und dem Rest der Schweiz, den beschwerlichen Weg des Komponierens bis hin zur Wahl des endgültig richtigen Titels der jeweiligen Komposition, die Kunst der Polka, die verwandtschaftlichen Verbandelungen innerhalb aller Interpretierenden mit Nachnamen Janett und die Auswahl der Spielstücke. Die Verknüpfungen zum Glarnerland durften nicht fehlen, da sei beispielsweise jemand mit Namen Schlittler stark eingebunden. Ganz kurz wurden ab Bühne Kenntnisse der romanischen Sprache ausgekundschaftet, bevor ein wunderbar farbiges musikalisches Feuerwerk losging. Rauch und Knall waren nicht notwendig, an deren Stelle stand anderes, Willkommenes, einfach – man verzeihe den saloppen Ausdruck – Lässiges, so Beseeltes.

Madlaina Janett tat kund, was zu einfach jedem Auftritt der Fränzlis unabdingbar gehört. Das sind Polka, längst bekannter Schlager, etwas Oberkrainerisches, garantiert ein Marsch (diesmal aus dem Baselbiet), etwas leicht Kitschiges, Abstecher ins Reich der Indianer samt Ritt von Winnetou und Old Shatterhand Richtung Sonnenuntergang, Walzer, Rassiges, leise Töne – auch dreistimmiger Gesang.

Die Kompaktheit der Janett-Spielgemeinschaft ist gross, enorm beeindruckend. Alles kommt so leicht einher, zeugt von riesiger Eleganz und Vielfalt, Spielwitz und Können. Nichts, aber auch gar nichts scheint irgendwelche gestalterische Schwierigkeit zu bereiten.

Alles purzelt, fliesst, hüpft ab Bühne hin zum Publikum, das gerne aufnimmt und mit spürbar grosser Herzlichkeit und Anerkennung dankt. Zugaben waren unvermeidlich – und wer sich von den Fränzlis nicht einfach lösen wollte, erwarb eine CD, wissend, dass das ein ganz anderes Hörerlebnis sein wird.