Im Boggenmoor darf es regnen

Auf dem Rücken des Näfelser Bergs liegt ein wertvolles Hochmoor. Wer das Boggenmoor besucht, entdeckt eine besondere Landschaft mit aussergewöhnlichen Pflanzenarten. Aber auch einen bedrohten Lebensraum: das Moor braucht nämlich Wasser.



Uralte Schönheit: an der mächtigsten Stelle ist die Torfschicht im Boggenmoor acht Meter hoch. So konnte sein Alter auf rund 8000 Jahre datiert werden. (Foto: Barbara Zweifel-Schielly)
Uralte Schönheit: an der mächtigsten Stelle ist die Torfschicht im Boggenmoor acht Meter hoch. So konnte sein Alter auf rund 8000 Jahre datiert werden. (Foto: Barbara Zweifel-Schielly)

Nass ist es diesen Sommer fast überall. Während der Regen vielerorts verwünscht wird, ist er im Boggenmoor auf der Krete zwischen dem Obersee- und dem Schwändital aber hoch willkommen. Das uralte Feuchtgebiet droht nämlich auszutrocknen. Dabei ist allein seine Existenz schon fast ein Wunder. Hochmoore entstehen auf flachem Gelände über wasserundurchlässigen Böden. Solche Stellen sind im stotzigen Glarnerland nicht häufig. Dass das Boggenmoor als Sattelmoor auf einem Bergrücken thront, macht es zusätzlich zu einer Rarität. Nach der letzten Eiszeit gelang es Torfmoosen, sich auf Boggen in sumpfigen Geländemulden anzusiedeln. Seither machen diese Erbauer des Boggenmoors das, was sie am besten können: sie wachsen. Das wäre ihnen im letzten Jahrhundert fast zum Verhängnis geworden.

Wachstum in Zeitlupe

Torfmoose sind erstaunlich. Während die zarten Pflänzchen an der Spitze immer weiterwachsen, sterben ihre unteren Pflanzenteile laufend ab und werden zu Torf. Dieser war früher auch im Glarnerland ein begehrter Rohstoff. Im Boggenmoor baute man ihn um 1919 als Ersatz für die knapp gewordene Kohle ab. Damit zerstörte man innert weniger Jahre einen Teil des 8000 Jahre alten Hochmoors. Auch in einem gesunden Moor nimmt die Torfschicht nämlich nur in Zeitlupe um rund einen Millimeter pro Jahr zu. In Hochmooren ist sie so hoch, dass die Pflanzen keinen Kontakt zum Grundwasser mehr haben. Sie werden nur noch von oben durch Regen gespiesen. Mit dieser nährstoffarmen Kost und den extremen Bedingungen in den wassergesättigten Torfböden kommen nur wenige Lebewesen klar. Auch das Boggenmoor kann sich deshalb nicht mit Artenreichtum brüsten. Dafür gedeihen in Hochmooren fleischfressende Pflanzen und andere spezialisierte Arten, die man sonst in keinem anderen Lebensraum findet. Um die unersetzbaren Hochmoore zu erhalten, wurden sie 1991 in der Schweiz unter Schutz gestellt. Die Gefahr für das Boggenmoor ist dadurch aber noch nicht gebannt. Zu viele Nährstoffe aus der Luft und Trittschäden durch Wanderer, welche die Wege verlassen, schaden dem sensiblen Lebensraum. Vor allem aber verliert das Boggenmoor durch die Wunden des früheren Torfabbaus zu viel Wasser. Bei einem Besuch vor Ort ist das gut sichtbar: Moorbirken und Waldföhren breiten sich aus und zeugen davon, dass das Moor allmählich trockenfällt und stirbt. Sollte das Wanderwetter also wieder einmal nicht mitspielen, gibt es wenigstens einen Trost: das Boggenmoor freut sich über jeden Regenguss.

Glarner Moorlandschaften entdecken

Der Kanton Glarus besitzt acht Hochmoore von nationaler Bedeutung, die zusammen gerade einmal 0,01 Prozent der Kantonsfläche einnehmen. Ein Naturzentrum-Ausflugtipp zum Boggenmoor, ein Moor-Lehrpfad auf Mettmen und eine Exkursion der Naturforschenden Gesellschaft des Kantons Glarus zum Gross Moos im Schwändital laden ein, drei dieser einzigartigen Lebensräume zu entdecken. Informationen dazu liegen im Naturzentrum im Bahnhofsgebäude von Glarus auf und können heruntergeladen werden unter www.naturzentrumglarnerland.ch.