Im Hauptort: Dr.-Kurt-Brunner-Haus im Sand

Von der Öffentlichkeit kaum beachtet ist das Brunner-Haus am Beginn der Sandstrasse. Der gegen aussen unscheinbare Bau dient heute als Empfangsgebäude der Glarner Regierung. Die Räume im Innern sind ein wahres Juwel, sorgsam gepflegt, von viel Licht durchflutet, mit alten Kachelöfen, kostbaren Decken und Böden, liebevoll möbliert und teilweise durch Zwischentüren miteinander verbunden. Auf der Rückseite des Hauses befindet sich ein lauschiger Garten, in dem sich gut verweilen und plaudern lässt.



Das Brunner-Haus am Beginn der Sandstrasse im Hauptort. (Bilder: p.meier) Ein Blick in das Innere des Brunner-Hauses. Blick in den sorgsam gepflegten Garten. Eines der vielen Bilder zeigt das alte Ennenda.
Das Brunner-Haus am Beginn der Sandstrasse im Hauptort. (Bilder: p.meier) Ein Blick in das Innere des Brunner-Hauses. Blick in den sorgsam gepflegten Garten. Eines der vielen Bilder zeigt das alte Ennenda.

Das Haus wurde 1811 von Cosmus Zweifel, dem einstigen Landessäckelmeister, erbaut. Im Jahre 1826 erwarb Richter Balthasar Tschudi das Gebäude. Er besass in Niederurnen eine Zeugdruckerei. Seine Nachfahren wohnten hier bis 1895. Das Haus überstand den verheerenden Brand von 1861.

Ein Besitzerwechsel ergab sich 1904. Heinrich Brunner-Haffter wurde neuer Besitzer. So blieb es bis 1967. Die Brunners betrieben im Abläsch eine Druckerei. Für Textilgeschichtliches interessierte sich Heinrich Brunner nie. Er war mit seiner Kamera ständig unterwegs. Im Jahre 1937 verstarb er. Sein Sohn, Dr. Kurt Brunner, erbte das Haus. Er lebte mit seiner Ehefrau in Zürich, war ein ziemlich erfolgreicher Rechtsanwalt und Offizier bei der Kavallerie. Das kinderlose Ehepaar weilte an Wochenenden und in Ferienzeiten in Glarus. In diese Jahre fallen verschiedene Renovationen.

Der Besitzer verstarb 1957 nach schwerer Krankheit. Er verfügte, dass das Haus nach dem Ableben seiner Gattin an den Kanton Glarus übergehen soll. Sie vermählte sich mit Pfarrer Hans Wegmann aus Zürich und organisierte die Übergabe im Jahre 1967. Schlafzimmer und Badinstallationen wurden abgehängt, weil die Nutzung gemäss Bestimmungen aus der Stiftungsurkunde nicht mehr dem Wohnen diente. Frau Wegmann verstarb im Dezember 1986. Für das kulturelle Leben in unserem Kanton hatte sie sich nachhaltig und beharrlich eingesetzt. Als Dank wurde ihr – erst nach dem Tod – der Glarner Kulturpreis verliehen. Ihr ist zu verdanken, dass eine reiche Sammlung von Familien- und Standesscheiben – heute in den Fenstern des Brunner-Hauses eingebaut – erhalten blieb. Es handelt sich um 90 sogenannte Kabinettscheiben mit hohem geschichtlichem Wert und verschiedensten Aussagen. Es sind sorgsam und kunstreich gemalte Geschichten, deren Inhalt und Bedeutsamkeit Kenner zu erläutern wüssten. Aufgrund des hohen dokumentarischen Werts wurde das Haus im Jahre 1980 durch den Schweizerischen Bundesrat zum Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung erklärt.

Obwohl das Haus mehrmals den Besitzer gewechselt hat, blieb der ursprüngliche Charakter glücklicherweise erhalten. Nur wenig wurde verändert. Das betrifft alle Räume, das Treppenhaus und den stilvoll gepflegten Garten. Büchersammlung, Geschirr, viele Gemälde und anderes blieben erhalten. Mit ihrer Schenkung an den Kanton hat sich die Familie Brunner gewünscht, dass dieses Haus so erhalten bleiben möge und damit Einblicke ins glarnerische Bürgertum vor mehr als zwei Jahrhunderten erlaube. Das Haus ist keinesfalls ein Museum, sondern Treffpunkt für ganz spezielle Anlässe. Wenn andernorts von einem «Schatzkästlein inmitten des Hauptortes» geschrieben wird, ist das gewiss berechtigt.