Im Kanton Glarus entsteht ein Netzwerk für die Biodiversität

Die vorhandenen Lebensräume für viele einheimische Tier- und Pflanzenarten sind zu klein, zu isoliert und teilweise von ungenügender Qualität. Um die langfristige Erhaltung der Biodiversität sicherzustellen, wird in allen Kantonen ein zusammenhängendes Netz von Flächen geplant, welche für die Biodiversität wichtig sind: Die Ökologische Infrastruktur.



Die Ökologische Infrastruktur lässt ein Netzwerk für die Biodiversität entstehen wie hier zwischen Ennetrösligen nach Glarus mit einer artenreichen Trockenwiese am Waldrand • (Bilder: Fridli Marti)
Die Ökologische Infrastruktur lässt ein Netzwerk für die Biodiversität entstehen wie hier zwischen Ennetrösligen nach Glarus mit einer artenreichen Trockenwiese am Waldrand • (Bilder: Fridli Marti)

Die vorhandenen Lebensräume für viele einheimische Tier- und Pflanzenarten sind zu klein, zu isoliert und teilweise von ungenügender Qualität. Um die langfristige Erhaltung der Biodiversität sicherzustellen, wird in allen Kantonen ein zusammenhängendes Netz von Flächen geplant, welche für die Biodiversität wichtig sind: Die Ökologische Infrastruktur.

Damit die noch vorhandene Vielfalt an Lebensräumen, Tier- und Pflanzenarten erhalten bleibt und gezielt gefördert werden kann, erarbeiten die Kantone zurzeit ein Netzwerk von Flächen, welche für die Biodiversität wichtig sind. In einem ersten Schritt wird dieses Netzwerk – die Ökologische Infrastruktur (ÖI) – geplant. Im Rahmen der Fachplanung werden Defizite und Potenziale ermittelt sowie Schwerpunkträume bezeichnet. Diese zeigen auf, wo die Qualität bestehender Biotope verbessert werden muss und in welchen Bereichen die Biodiversität zusätzlich Vorrang haben soll. Die Federführung für die ÖI-Fachplanung liegt bei der Abteilung Umweltschutz und Energie des Kantons Glarus.

Bedeutung der Ökologischen Infrastruktur

In der Schweiz stehen weniger als 10 Prozent der Landesfläche unter Naturschutz. Damit ist die Schweiz das Schlusslicht in Europa. Wissenschaftliche Arbeiten zeigen, dass auf etwa 30 Prozent der Landesfläche die Biodiversität Vorrang haben muss, um diese langfristig zu erhalten. Deshalb braucht es ähnlich wie im Verkehr oder der Energie eine Infrastruktur, welche der Natur genügend Raum gibt und Vernetzungen sichert – eine «Ökologische Infrastruktur».

Bestandteile

Die ÖI besteht aus Kern- und Vernetzungsgebieten. In Kerngebieten können sich Arten entwickeln und fortpflanzen. Dazu zählen zum Beispiel kantonale Schutzgebiete wie das Auengebiet im Klöntal oder auch Moore, Trockenwiesen und Waldreservate. Vernetzungsgebiete verbinden diese Kerngebiete miteinander. Dadurch können sich Arten ausbreiten, im Raum bewegen und stabile Populationen aufbauen. So können beispielsweise Fledermäuse von ihren Schlafquartieren entlang von Hecken, Waldrändern oder Gewässer zu ihren Jagdlebensräumen z. B. in Wäldern gelangen. Eine funktionierende ÖI ermöglicht es den Amphibien zu ihren Laichgebieten zu wandern. Damit das Netzwerk funktioniert, müssen ihre Bestandteile eine genügend hohe Qualität aufweisen, flächen- und mengenmässig genug gross und optimal im Raum verteilt sein.

Verpflichtung Kanton

Der Kanton hat sich gegenüber dem Bund verpflichtet, die ÖI auf lokaler und regionaler Ebene zu planen und mit den Nachbarkantonen abzustimmen. Bis 2024 muss die Fachplanung dazu vorliegen. Das Bundesamt für Umwelt fügt die Planungen zu einem schweizweiten Netzwerk zusammen. Bis 2040 soll die ÖI vollständig verwirklicht sein.

Zusammenarbeit ist wichtig

Die Umsetzung der ÖI kann nur durch Koordination und Zusammenarbeit mit den raumwirksamen Stellen auf kantonaler Ebene und insbesondere auch mit den Gemeinden erfolgen. Auch interessierte Verbände und Organisationen werden im Projekt miteinbezogen. Die Ergebnisse der ÖI-Fachplanung sollen auch in die regionale landwirtschaftliche Strategie (RLS) einfliessen, die zurzeit erarbeitet wird. Die ÖI soll zu einer nachhaltigen Raumnutzung beitragen und in die Raumplanung integriert werden.