Im Moment noch genügend Wasser auf Glarner Alpen

Im Kanton Glarus gibt es rund 120 Alpbetriebe. Diese sind noch bis Ende September bestossen. Nach eigenen Aussagen sind die meisten der Pächter dieser Alpen mit dem bisherigen Verlauf der Sömmerung sehr zufrieden. Allerdings gibt die momentane Hitzewelle verbunden mit extremer Trockenheit Mensch und Vieh zu schaffen. Wegen dem schneearmen Winter droht längerfristig gesehen ein Wassermangel. Die Sömmerung des Viehs ist nämlich nur möglich, wenn eine ausreichende Wasserversorgung besteht. Wir haben bei den Älplern über die aktuelle Situation nachgefragt.



Im Moment noch genügend Wasser auf Glarner Alpen

Wir schreiben Freitag, den 22. Juli 2022. Dieser Tag wird wie so viele andere als einer der heissesten im Sommer 2022 in die Geschichte eingehen. Eine momentane Hitzewelle verbunden mit Trockenheit, Wassermangel und extremer Waldbrandgefahr im ganzen Kanton Glarus prägen das Wetter der vergangenen Tage und Wochen. Das bringt riesige Probleme mit sich. Auf den meisten Gipfeln der Glarner Alpen sind in den vergangenen Tagen die letzten noch vorhandenen Schneeflächen aus dem schneearmen Winter 2021/2022 wie Butter an der Sonne geschmolzen. Seit Wochen hat es nicht mehr geregnet und die Linth ist nur noch ein kleines Rinnsal, in dem die letzten noch vorhandenen Fische ums Überleben kämpfen.

Situation im Moment noch unter Kontrolle

Schon jetzt herrscht auf einigen Glarner Alpen, wie beispielsweise die Alp Ober Rueggis oberhalb des Klöntalersees, auf 1120 bis 1890 m ü. M. liegend, akuter Wassermangel. Diese reine von Christian Beglinger gepachtete Rinderalp ist bekannt dafür, dass dort oben schon nach wenigen Hitzetagen und Trockenheit das Wasser relativ schnell rar wird. Allgemein ist die Situation bezüglich Wasserreserven auf den meisten Glarner Alpen im Moment zwar noch überschaubar. Sollte diese Hitzewelle und Trockenheit noch weiterhin anhalten, was ja von Meteorologen prophezeit wird, könnte sich die Situation dramatisch verschlechtern und zu durchaus ernsten Problemen führen. Wie die aktuelle Situation auf unsere Glarner Alpen aussieht, erfahren wir am Beispiel der nachstehend direkt betroffenen Pächtern und Älplern der Alp Aueren, Nüen, Rueggis und Hinterschlatt.

Situation Alp Hinterschlatt

Pächter                     Marco Huser-Schnyder
Unterstafel                1400 m ü. M.
Mittelstafel                1600 m u. M.
Oberstafel                 1900 m ü. M.
Stösse                       73
Anzahl Vieh              20 Kühe, Rest Jungvieh plus 20 Geissen

Ich konnte mich am späteren Dienstagnachmittag telefonisch mit dem Pächter der Alp Hinterschlatt Marco Huser-Schnyder über die aktuelle Situation in der momentanen der grossen Hitze und Trockenheit erkundigen. Gemäss Husers Aussagen hat es zurzeit auf der Hinterschlattalp, deren Besitzer die Gemeinde Glarus ist, im Moment noch genügend Wasser. In der Nähe und Umgebung hat es auch genügend andere Quellen, bei denen das Vieh den Durst stillen kann. Sollte diese Trockenheit und Hitze weiterhin anhalten, müssten wir weiterschauen, wie wir dieses Problem lösen können. Aber im Moment sind wir absolut noch im grünen Bereich.

Alp Aueren

Pächter                     Köbi Schnyder, Netstal
Unterstafel Hütte     1507 m ü.M.
Mittelstafel Hütte     1703 m u.M.
Oberstafel Hütte      1921 m ü.M.
Stösse                       48
Anzahl Vieh              30 Kühe, 16 Rinder, 17 Geissen, 1 Maultier, 1 Pony

Auf der Alp Aueren hat es gemäss Aussagen von Pächter Köbi Schnyder (Telefon vom Donnerstagabend 21. Juli 2022, zurzeit noch genügend Wasser. «Es kommt immer noch Wasser von den vorhandenen Quellen, allerdings müssen wir hier oben dringend darauf achten, dass wir immer genügend Wasser haben. Das Problem liegt darin, dass wir unser Wasser eine Hälfte für das Kühlen der Milch einsetzen, die andere Hälfte für unser Vieh und unsere eigenen Bedürfnisse. Sollte die Trockenheit noch mehrere Tage oder gar Wochen dauern, würde es für uns kritisch und wir müssten notgedrungen schauen, wo wir zu Wasser kämen. Eine Zisterne würde uns dabei sehr helfen», so die Aussage von Älpler Köbi Schnyder

Alp Mittlerer und Oberer Nüen

Pächter                     Christian Beglinger, Mollis
Unterstafel Hütte     1507 m ü.M.
Mittelstafel Hütte     1703 m u. M.
Oberstafel Hütte      1921 m ü. M.
Stösse                       65
Anzahl Vieh              33 Kühe, 40 Rinder, 19 Geissen

Mittlerer und Oberer Rueggis

Pächter                     Christian Beglinger, Mollis
Mittelstafel Hütte     1703 m u. M.
Oberstafel Hütte      1921 m ü. M.
Stösse                       18
Anzahl Vieh              34 Rinder

Die vom Präsidenten des Glarner Alpvereins Christian Beglinger aus Mollis gepachtet Alpen Nüen und Mittlerer und Oberer Rueggis melden bis dato immer noch genügend Wasser. Allerdings wird es für die Sennerin auf der Alp Rueggis immer enger. Diese wegen Wassermangel bekannte Alp ist wie eingangs erwähnt ein Sorgenkind des Pächters. «Generell aber darf man sagen, dass die Glarner Alpen im Moment noch genügend Wasser haben. Das könnte sich aber je nach Witterung in den nächsten Tagen schlagartig ändern», erklärte Glarner Alpverein-Präsident Beglinger.

Situation Alp Bodmen/Saasberg

Besitzer                     Stiftung Alp Bodmen, Wetzikon (Alp verpachtet)
Lage                           10350 – 2200 m ü. M.
Stösse                       47
Anzahl Vieh             33 Kühe, 21 Rinder (Quellenagabe Glarner Alpbuch)

Per E-Mail teilt uns alt Gemeindepräsident This Vögeli von der Gemeinde Glarus Süd mit, dass es im Zusammenhang mit der Wasserknappheit auf der Alp Bodmen/Saasberg im Gegensatz zu anderen Alpen im Kanton Glarus aktuell überhaupt nicht rosig aussieht.
So musste heute Freitag die Heli Linth dringend Wasser auf den Oberstafel Saasberg fliegen. «Andere werden noch folgen», ist die dezidierte Meinung von Vögeli.
Die Stiftung kümmere sich seit einer Woche um die Probleme der Wasserknappheit auf Alp Bodmen, erklärte Vögeli, der gleichzeitig Mitglied der Stiftung Alp Bodmen ist.

Zisternen sind notwendig!

Der Kanton Glarus ist mit Wasser zwar gesegnet. Doch die Versorgung der Alpbetriebe ist trotz reichlich vorhandenem Quellwasser nicht immer garantiert. Denn lange Trockenperioden und weniger Schmelzwasser beeinflussen die Wasserverfügbarkeit auf den Alpen. Zudem ist das Wasser aufgrund weiterer Faktoren von unterschiedlicher Qualität. Das ist kein neues Phänomen. Bereits in den vergangenen 200 Jahren musste die viehwirtschaftliche Nutzung auf Alpen aufgrund mangelnder Versorgung eingestellt werden, beispielsweise «Aeugsten». Damit die Bewirtschaftung der meistens im Besitze der Gemeinden Glarus Nord, Glarus und Glarus Süd gehörenden Alpen im Kanton Glarus auch bei Wassermangel und Trockenheit gewährleitet ist, ist es Pflicht und Aufgabe der Besitzer dieser Alpen, ihren Pächtern optimale Bedingungen zu bieten. Darunter gehören unter anderem Zisternen – übrigens ein längst hängiges Postulat verschiedener Pächter – welche auf jede Alp hingehören, auch wenn es sich «nur» um eine kleine Rinderalp handelt. Aber bei diesem Thema scheinen auch die Augen und Ohren der zuständigen Instanzen unter Trockenheit zu leiden. Genügend Wasser auf den Alpen ist für Mensch und Vieh existenziell. Mit wenigen Ausnahmen fehlen definitiv auf unseren Alpen solche Zisternen. Durch die Klimaveränderung kann sich die Situation weiter zuspitzen. Auf einzelnen Alpen wurde bereits reagiert, indem neue Quellfassungen und Brunnenstuben gebaut wurden. Auf anderen musste in den heissen Sommern von 2003 und 2018 Wasser mit Helikoptern hochgebracht werden.