Im Obersee gedeihen übermässig viele invasive Wasserpflanzen

Im Obersee oberhalb von Näfels hat sich seit 2010 eine invasive Wasserpflanze aus Nordamerika sehr stark verbreitet. Sie bedeckt mittlerweile praktisch den ganzen Seegrund. In den nächsten Wochen sollen Versuche mit zwei verschiedenen Methoden zur Regulierung dieses Pflanzenbestandes durchgeführt werden.



Auf dem Grund des Obersees ist praktisch jeder Quadratzentimeter von der Nuttalls Wasserpest besiedelt. (Foto ©AquaPlus AG)
Auf dem Grund des Obersees ist praktisch jeder Quadratzentimeter von der Nuttalls Wasserpest besiedelt. (Foto ©AquaPlus AG)

Der Obersee oberhalb von Näfels ist wegen seiner geringen Tiefe und der dadurch hohen Lichtverfügbarkeit ein idealer Lebensraum für Wasserpflanzen. Seit 2010 hat sich das Artenspektrum deutlich verschoben: Ursprünglich haben niederwüchsige Armleuchteralgen dominiert. Diese wurden durch hochwachsende, einheimische Laichkräuter und später durch eingeschleppte Pflanzen, die bis an die Seeoberfläche reichen, abgelöst. Dadurch wird insbesondere die Fischerei behindert. Durch Windwirkung, Eis und andere Einflüsse können sich zudem Pflanzen vom Untergrund lösen und grössere, freischwimmende Matten bilden. Diese sind in den Sommermonaten unschön anzusehen, können am Ufer angeschwemmt zu Geruchsbelästigungen führen sowie den Kraftwerkbetrieb behindern. Seit 2010 ist die aus Nordamerika stammende, invasive Nuttalls Wasserpest (Elodea nuttallii) die dominierende Pflanzenart im Obersee. Seit 2014 werden im Auftrag des Kantons von einer Fachfirma eingehende Untersuchungen mit Tauchgängen, Sedimentproben und Sondenmessungen zum Ausmass des Pflanzenbestandes und zu möglichen Massnahmen durchgeführt. Diese Untersuchungen haben gezeigt, dass sich der Bestand der Nuttalls Wasserpest in diesen drei Jahren kontinuierlich vergrössert hat.

Seit Sommer 2015 bedeckt diese praktisch den ganzen Seeboden. Die anderen Wasserpflanzen wie die Laichkräuter und die Armleuchteralgen kommen nur noch in sehr kleiner Zahl an Randstandorten vor. Die Nuttalls Wasserpest ist eine sehr zähe und genügsame Pflanze, die im Winter nicht abstirbt, unter dem Eis fast ohne Licht überleben und im nächsten Frühling wieder voll austreiben kann. In Europa sind nur weibliche Pflanzen bekannt. Die Pflanze vermehrt sich dadurch vegetativ ohne Samen, aus jedem abgebrochenen Pflanzenteil kann eine neue Pflanze heranwachsen.

Eine Begleitgruppe hat verschiedene Massnahmen diskutiert


In einer Begleitgruppe wurde ein breites Spektrum an verschiedenen Massnahmen zur Bekämpfung und zum Management dieser Pflanze diskutiert. Unter anderem wurde die Wirksamkeit von Massnahmen wie dem Abschneiden (Mähen) und Entfernen der Pflanzen, eine Verminderung des Nährstoffeintrags in den See, das Einsetzen und Fördern von Konkurrenzarten (Armleuchteralgen) oder von Frassfeinden (Rotfedern, Edelkrebse), ein periodisches Trockenlegen des Sees im Sommer bzw. im Winter (Seeabsenkung) oder ein Abtiefen des Seegrundes abgeklärt. Aufgrund von Erfahrungen mit der Wasserpest an anderen betroffenen Gewässern, vor allem in Deutschland und Irland, muss man aber davon ausgehen, dass ein vollständiges Entfernen dieser Pflanze aus dem Obersee nicht möglich ist und sich eine Bekämpfung sehr schwierig gestaltet. Anlass zur Hoffnung geben aber Beispiele, bei welchen der Bestand an Nuttalls Wasserpest wenige Jahre nach der explosionsartigen Vermehrung wieder zusammengebrochen ist und sich die Pflanze in die natürliche Pflanzengemeinschaft eingliedert hat.

Im Mai/Juni 2017 werden zwei verschiedene Massnahmen ausgeführt


Es muss angestrebt werden, dass sich der Pflanzenbewuchs im Obersee auf ein für die verschiedenen Nutzungen tragbares Niveau vermindert und die Artenvielfalt wiederhergestellt werden kann. Zu diesem Zweck haben die Verantwortlichen von Gemeinde und Kanton beschlossen, im Jahre 2017 Versuche mit zwei verschiedenen Methoden durchzuführen und deren Wirkung genau zu ermitteln. Einerseits soll durch eine Spezialfirma im Mai in einem begrenzten Abschnitt im Osten des Sees möglichst viel Pflanzenmaterial aus dem See entnommen (gemäht) und entsorgt werden. Die heute gängige Meinung ist, dass sich der Pflanzenbestand innert kürzester Zeit wieder erholt und bald wieder den ursprünglichen Zustand erreichen wird. Im Juni soll im Südosten des Sees auf einer Fläche von etwa 1000 Quadratmetern der Seeboden und die darauf vorkommenden Wasserpflanzen mit einem dichten Gewebe aus Jutefasern abgedeckt und damit das Aufkommen der Nuttalls Wasserpest in diesem Bereich verhindert werden. Gleichzeitig wird dadurch das Aufkommen von Armleuchteralgen ermöglicht. Das Gewebe ist biologisch abbaubar und wirkt für zwei bis vier Jahre. Die Wirkung beider Massnahmen wird in Ergänzung zu den Unterwasser-Pflanzenerhebungen, die seit 2014 immer auf denselben Streifen (Transsekten) durchgeführt wurden, untersucht und bestimmt.

Die Verantwortlichen von Gemeinde, Kanton und Technischen Betrieben sind sich des Problems des übermässigen Pflanzenbestandes im Obersee bewusst. Kaum in einem anderen See in der Deutschschweiz weist die Nuttalls Wasserpest eine so hohe Dichte auf. Leider sind keine einfachen, kostengünstigen, schnellen oder bequemen Lösungen absehbar. Durch die bevorstehenden Versuche werden aber neue Erkenntnisse über die Möglichkeiten und Grenzen der Bekämpfung dieser invasiven Art erwartet.