Im Schlussgang überrumpelt

Sechs Jahre nach seinem ersten Kranzfestsieg (2015 ebenfalls in Näfels) feierte Domenic Schneider im gleichen Dorf seinen zweiten Kranzfestsieg. Der Thurgauer überlistete am Glarner-Bündner im Schlussgang Lokalmatador Roger Rychen im ersten Zug mit Stich. Den Glarnern blieben zwei Kränze.



Ein Jubelbild von Sieger Domenic Schneider. (Bild: Taria Hösli.)
Ein Jubelbild von Sieger Domenic Schneider. (Bild: Taria Hösli.)

In einem ausgeglichenen Teilnehmerfeld mit neun Eidgenossen am Start (und der Abwesenheit des Siegers von 2019 in Glarus, Armon Orlik) war der Festausgang jederzeit offen. So entwickelte sich ein spannender und hochstehender Wettkampf bei hochsommerlichen Temperaturen. Aufgrund der Vorschriften des Bundesrates für Gesundheit liessen die Organisatoren, die turnenden Vereine Mollis, lediglich maximal 600 Zuschauer in die Arena. Ein Kontingent, welches jedoch nicht ausgeschöpft wurde. OK-Präsident Jürg Rohr und Ehrenpräsident, Regierungsrat Benjamin Mühlemann und das gesamte Team, der turnenden Vereine Mollis, hatten eine schwere Zeit mit mehrmaliger Verschiebung des Datums und letztlich auch des Festplatzes zu meistern, wurden aber für ihren Durchhaltewillen mit Kaiserwetter belohnt. Bei hochsommerlichen Bedingungen konnte der für Pfingstmontag angesetzte Glarner-Bündner Schwingertag 2021 in Näfels abgehalten werden. Kantonalpräsident Rolf Figi lobte bei seiner Festansprache die Flexibilität, welche die Organisatoren an den Tag legten Am Ende setzte sich mit Domenic Schneider einer der Favoriten durch. Die Glarner Bilanz fiel mit zwei Kränzen und der Schlussgangteilnahme bescheiden aus. Der erste Kranzgewinn von Patrik Schiesser überstrahlt aus Glarner Sicht alles.

Halbzeitführung für Schiesser

Schon nach dem Anschwingen wies kein Eidgenosse mehr zwei Siege auf. Dies auch deswegen, weil Andi Imhof und Michael Bless, die beide ihren Startgang gewannen, im zweiten Gang im Direktduell stellten. Nicht überraschend bei dieser Konstellation führte zur Halbzeit ein Nichtkranzer, der Linthaler Patrik Schiesser. Er war der einzige Schwinger, dem am Morgen drei Siege glückten. Dieser wurde aber in den Gängen vier und fünf zurückgebunden. Schliesslich erreichten Domenic Schneider und Roger Rychen punktgleich den Schlussgang. Roger Rychen verlor zu Beginn gegen Andi Imhof auf einen Gammen und Münger, dann holte er aber rasch auf, dies dank guten Noten. Es folgten lauter Siege gegen Corsin Jörger, Michael Steiner, Nicola Funk und Tobias Krähenbühl. Im Duell unter zwei Eidgenossen war es der Thurgauer, der in letzter Sekunde mit Kurz angriff, aber von Rychen ausgekontert wurde. Dies reichte dem Molliser mit 48,25 Punkten für den Schlussgangeinzug. Punktgleich war zu diesem Zeitpunkt Domenic Schneider. Er, der schon vor Wochenfrist am Schaffhauser im Schlussgang stand (gegen Samuel Giger), stellte zu Beginn mit dem Winterthurer Samir Leuppi. Dann glückten auch dem Schwergewicht vier Siege. Der Gasterländer Florian Riget, die Appenzeller Thomas Koch und Matthias Schläpfer sowie der Urner Matthias Herger wurden allesamt eine Beute des Ottenberglers. Im Schlussgang ging es schnell. Schon beim ersten Zusammengreifen setzte der Thurgauer zu einem Stich an und überlistete den Glarner.

Die besondere Beziehung zu Näfels

Exakt an gleicher Stätte, vor sechs Jahren am Glarner-Bündner in Näfels, realisierte er seinen bislang einzigen Kranzfestsieg. «Von jetzt an muss ich wohl jedes Jahr ans Glarner-Bündner kommen», meinte er schelmisch. «Schon am Solothurner und Schaffhauser lief es mir gut, sodass ich mir am Morgen bei der Anreise intakte Chancen ausrechnete. Mein Ziel war es heute in Näfels den Schlussgang zu erreichen», sagte der Thurgauer nach getaner Arbeit. Im Anschluss an den Interviewmarathon nahm der Kraftpaket aus dem thurgauischen Friltschen seine Tochter in die Arme und bekam von ihr ein Küsschen. Als Lohn für seine Arbeit durfte er Stier «Mönch» entgegennehmen.

Rychen fiel auf Rang vier zurück

Roger Rychen muss weiterhin auf seinen ersten Kranzfestsieg warten. Er fiel auf Rang vier zurück. Obwohl der Glarner mit einer Niederlage startete, war er bald wieder vorne anzutreffen. Dies dank seinen Maximalnoten. Im Schlussgang jedoch blieb er chancenlos, womit der Glarner Schwingerverband weiterhin auf einen Sieg eines Glarner Schwingers an einem Kranzfest (seit 32 Jahren) warten muss. Hätte es einen gestellten Schlussgang gegeben, hätten gleich drei Schwinger geerbt. Die beiden Eidgenossen Michael Bless und Samir Leuppi teilen sich mit dem Davoser Christian Biäsch den Ehrenplatz. Leuppi fiel nach dem zweiten Unentschieden im dritten Gang gegen Tobias Riget genauso aus der Entscheidung wie Bless mit seinen Gestellten gegen Andi Imhof und Shane Dändliker in den Gängen zwei und drei. Leuppi gewann am Nachmittag sämtliche Duelle, zuletzt gegen Lars Geisser, was ihm Rind «Hanna» einbrachte. Ebenso Bless, der mit Ausstich Marcel Räbsamen und Michael Steiner zwei unbequeme Gegner bezwang. Auch die weiteren Eidgenossen Andi Imhof und Tobias Krähenbühl sicherten sich Eichenlaub. Imhof wurde nach seinem Startsieg im zweiten Gang von Bless gestoppt. Nach einem weiteren Sieg scheiterte der bekannte Nationalturner im vierten Gang an Marco Nägeli, womit die Siegeschancen für den Urner wie bei Bless und Leuppi früh entschwanden. Tobias Krähenbühl verlor zu Beginn gegen Bless und im fünften Gang kurz vor Schluss gegen Rychen. Zuletzt bezwang er ums Eichenlaub Reto Schlegel.

Riget angeschlagen

Einen starken Auftritt zeigen auch Christian Biäsch sowie Shane Dändliker. Biäsch rollte das Feld nach zwei Gestellten am Morgen mit lauter Siege am Nachmittag von hinten auf und wurde in Abwesenheit von Armon Orlik bester Bündner. Dändliker zeigte einen starken ersten Wettkampfsteil mit einem Unentschieden gegen Eidgenosse Michael Bless. Er verlor anschliessend kurzzeitig den Kontakt zur Spitze mit einer Niederlage gegen Marcel Räbsamen. Lange Zeit in einer guten Position befand sich der Gasterländer Tobias Riget. Im Duell mit Reto Koch machte ihm eine Fingerblessur zu schaffen, mit diesem Unentschieden vergab er eine mögliche Schlussgangteilnahme. Insgesamt wurden im Klosterdorf 23 Kränze abgegeben. Diese verteilen sich wie folgt: Graubünden fünf, St. Gallen, Thurgau und Zürich, je vier, Appenzell, Uri und Glarus je zwei. Martin Schuler (SK Zürichsee linkes Seeufer) und der Grosstaler Patrick Schiesser gewannen ihr erstes Eichenlaub.

Nicht mit dem Kranz nach Hause kehrten die drei Eidgenossen Beni Notz, Stefan Burkhalter und Raphael Zwyssig. Notz hatte wie schon vor Wochenfrist Pech. Er stellte zuletzt mit Sandro Schlegel, was nur dem Prättigauer zu Kranzehren reichte. Stefan Burkhalter stellte wie vor Wochenfrist wieder vier von sechs Begegnungen. Ein Kranzgewinn für den 47-Jährigen ist derzeit in weiter Ferne. Raphael Zwyssig stellte am Morgen drei Mal in Serie, womit auch der Appenzeller früh aus dem Rennen war.

Endlich wieder einen Neukranzer

Im kleinen Glarner Team fehlten einige Schwinger wie Mario Tschudi (Magen-Darm-Grippe), Simon Trümpi (Schulterprobleme), Frank Leuzinger (Kreuzbandverletzung) und Patrik Feldmann, für den exakt an diesem Tag die Konfirmation anstand. Mit einem sehr kleinen Team waren die Chancen auf Kränze von Beginn an auf wenige Hände verteilt, dazu starteten einiger Glarner nicht gut in den Wettkampf, was die Aussichten nicht erhöhte. Die Ausnahme bildete Patrik Schiesser aus Linthal. Silvan Krucker, Kranzschwinger Pirmin Jud sowie Marc Fallegger. Alle bezwang er am Morgen. Als Halbzeitleader wurde er in den Gängen vier und fünf gegen Tobias Riget und Lars Geisser vor namhafte Gegnerschaft gesetzt, denen er prompt unterlag. «Ich fühlte mich zur Halbzeit noch überhaupt nicht des Kranzes sicher und wusste, dass ich zumindest noch ein Duell gewinnen musste. Dies hätte ich schon im vierten oder fünften Gang realisieren wollen, denn ich nahm Gang um Gang. Dass es im letzten Gang doch noch klappte, freute mich sehr.» Mit der Punktzahl von 56, 25 reichte es ihm nach dem abschliessenden Erfolg über Nino Aebli doch noch zu Eichenlaub, obwohl in der Regel 56,50 Punkte für den Kranz nötig sind (diesmal in Näfels reichten gar 56,00). «Im ersten Moment glaubte ich nicht mehr, dass es noch reicht. Umso schöner war es dann, als ich die Schlussrangliste vor mir hatte.» Mit Schiesser hat der Glarner Schwingerverband wieder einen vierten Kranzschwinger neben den drei arrivierten Roger Rychen, Reto Landolt und Christian Pianta in seinen Reihen.

Kein Heimkranz

Pech hatte Reto Landolt. Der kaum 100 Meter neben dem Schwingplatz aufgewachsene Näfelser war im Rang 9a der Erste ausserhalb der kranzberechtigten Ränge. Allerdings mit einer Punktzahl von bloss 55,75 Zählern, die eigentlich nie zum Eichenlaub reicht. Je drei Siege und Gestellte zierten das Notenblatt der Turnerschwingers. Der Kranz entschwand schon im fünften Gang mit dem Unentschieden gegen den Toggenburger Andreas Niederer.

Drittbester Glarner wurde Michael Laager (Rang 9h). Auch der Molliser konnte zuletzt nicht mehr um den Kranz kämpfen, bezwang aber zuletzt Livio Büchler. Einen Rang dahinter folgt Beni Rhyner. Der Ennendaner gewann am Morgen zwei Duelle, verlor dann den Anschluss mit Niederlagen gegen Michael Fontana und Fabio Castelli. Zuletzt kehrte er gegen Lukas Steiner auf die Siegerstrasse zurück. Noch theoretische Kranzchancen hatte nach fünf Gängen Tobias Fässler. Im Duell zuletzt gegen Marc Jörger aber kassierte der Sernftaler Hüne eine Tiefstnote. Zuvor wusste er mit drei Siegen zu gefallen. Am Ende blieb ihm der zwölfte Schlussrang. Einen weiteren Rang dahinter folgt Kaspar Laager. Er vergab eine bessere Platzierung mit dem abschliessenden Unentschieden gegen den Oberländer Ignaz Hobi. Nicht seinen besten Tag erwischte Sämi Horner. Nach siegreichem Start riss der Faden beim Landwirt. Er hatte sich wohl mehr als den 14. Schlussrang ausgerechnet. Die beiden Molliser Ruedi Tremp und Christian Pianta finden sich im Rang 16 wieder. Der tapfer kämpfende Tremp unterlag zuletzt Christian Müller. Kranzschwinger Pianta fiel schon am Morgen mit zwei Niederlagen zu weit zurück, um noch vorne mitzutun.