Immer wichtiger: Kantonsspital Glarus baut Akutgeriatrie systematisch aus

Was tun, wenn das Gehen immer schwerer fällt? Wie lässt sich Demenz erkennen oder verlangsamen? Und wer schaut zu älteren Menschen, die vereinsamen und depressiv werden? Dr. med. Sebastian Nowag, der neue leitende Arzt Akutgeriatrie am Kantonsspital Glarus KSGL, geht diese Tabuthemen an. Mit seinem Team verfolgt er einen ganzheitlichen, interdisziplinären Ansatz und widmet sich den Sorgen und Anliegen betagter Menschen. Dank der neuen Ein-Bettenhausstrategie am KSGL wird die Station für Akutgeriatrie nun als eigene Abteilung fix verankert und auf 12 Betten erweitert.



Leitet die neu fix verankerte Abteilung Akutgeriatrie am Kantonsspital Glarus: Dr. med. Sebastian Nowag (Bild: zvg)
Leitet die neu fix verankerte Abteilung Akutgeriatrie am Kantonsspital Glarus: Dr. med. Sebastian Nowag (Bild: zvg)

Das ist ein wichtiges Zeichen gegen aussen wie innen. Akutgeriatrie erhält damit im Kanton jenen Stellenwert, den sie – rein schon demographisch betrachtet – verdient. Konkret wollen wir die Selbstständigkeit betagter Menschen mit unserem ausgebauten Angebot gezielt fördern und ihnen damit einen möglichst langen Verbleib im eigenen Zuhause ermöglichen», freut sich Sebastian Nowag. Das KSGL garantiert mit dem Ausbau sowie der Verstetigung der Strukturen eine integrierte Versorgung bei Themen, die besonders ältere Patienten betreffen, seien es Demenz, Delir oder Stürze. 

Stetig wachsende Nachfrage 

Sebastian Nowag hat im Frühjahr von seinem langjährigen Vorgänger Bernard Kistler eine etablierte geriatrische Abteilung mit sehr guter therapeutischer Betreuung übernommen. Die Schaffung der neuen Bettenstation Akutgeriatrie bereits im Jahr 2014 zahlt sich nun aus. Denn die Nachfrage für stationäre Behandlung von älteren Menschen steigt stetig – von 50 Fällen im Jahr 2022 auf 250 im Jahr 2023. Deshalb haben Verwaltungsrat und Geschäftsleitung im Kontext der beschlossenen Ein-Bettenhausstrategie nun die Etablierung einer eigenen Abteilung Akutgeriatrie beschlossen. Neue Akzente will Sebastian Nowag mit seinem Team vor allem bei der Zusammenarbeit mit den chirurgischen Fächern im KSGL schaffen, die nun unter dem gleichen Dach untergebracht sein werden. Dies bedeutet für die älteren Glarner Patienten konkret, dass sie nach einem operativen Eingriff für eine anschliessende Rehabilitation im KSGL verbleiben und im Idealfall von dort wieder in ihr gewohntes Umfeld austreten können. Damit bleiben den Patienten sowie den Angehörigen längere Wegstrecken zu alternativen Rehabilitationseinrichtungen ausserhalb des Kantons erspart. 

Ganzheitliches, interdisziplinäres Angebot 

Die Akutgeriatrie am KSGL orientiert sich an einem bio-psychosozialen Modell. Dieses sieht vor, dass jede Patientin und jeder Patient einen individuellen und interdisziplinären Behandlungsplan erhält. Ziel ist es, dass die Menschen so wieder grösstmögliche Selbstständigkeit erlangen. Die involvierten Fachleute aus allen Disziplinen erörtern beim Spitaleintritt mittels eines multidimensionalen geriatrischen Assessments mögliche Ressourcen in den Bereichen Mobilität, tägliche Aktivitäten, Emotionen und Kognition. In der Eintrittsbesprechung werden die Behandlungsziele festgelegt, die dann wöchentlich im interdisziplinären Rapport überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Zum Team gehören die spezialisierte Pflege, die Physio- und Ergotherapie, die Ernährungsberatung, der Sozialdienst, die Ärzte sowie je nach Bedarf die Logopädie. Auch im Hinblick auf den nahtlosen Austritt aus dem Spital und die Nachbetreuung arbeitet das KSGL eng mit Sozialdienst, Spitex und der Koordination Gesundheit (KOGE) des Kantons Glarus zusammen. 

In dreifacher Funktion tätig 

Nebst seiner Tätigkeit in der Akutgeriatrie ist Sebastian Nowag noch in weiteren Funktionen aktiv. So betreut er als Teil des internistischen Teams des KSGL auch allgemein internistische Patientinnen und Patienten im stationären Bereich sowie auf der Notfallstation im Rahmen der regelmässigen Diensttätigkeit. «Mir gefällt vor allem die Abwechslung, welche die Betreuung von Patienten in den unterschiedlichen Bereichen mit sich bringt. 

Je nach Einsatzort unterscheiden sich deren Bedürfnisse und damit die Herangehensweise sowie die therapeutischen Möglichkeiten», erklärt Sebastian Nowag. 

Dabei kommt ihm seine breit gefächerte Erfahrung zupasse: Seine Ausbildung absolvierte er von 2014 bis 2019 als Assistenzarzt im Kantonsspital Graubünden auf der Inneren Medizin und Intensivmedizin. Nach einem Jahr Tätigkeit als Hausarzt in der Gemeinschaftspraxis «gleis d» in Chur führte ihn sein Weg schliesslich wieder zurück ins Kantonsspital Chur, wo er von 2019 bis 2022 als Oberarzt Innere Medizin/Akutgeriatrie tätig war. Seit 2024 verfügt Sebastian Nowag über den Facharzttitel Innere Medizin Schwerpunkt Geriatrie. Die entsprechende Ausbildung absolvierte er im Kantonsspital Graubünden, in der Klinik Waldhaus (PDGR) sowie im Spital Altstätten (SRRWS). 

Passionierter Läufer und Badmintonspieler 

Sebastian Nowag ist verheiratet und Vater von zwei Kindern (1 und 4). Seine Partnerin arbeitet als Urologin im Kantonsspital Graubünden. Seit März wohnt die Familie in Mels. In seiner Freizeit ist der 38-jährige Familienvater sportlich sehr aktiv. Man trifft ihn beim Laufen, im Fitness-Studio oder beim Badminton- oder Squashspielen.