Ein sehr guter Vortrag von Emmi Erni-Vogler aus Oberrohrdorf, ein einfühlsamer praktischer Teil am Nachmittag, schöne musikalische Untermalung durch Heidi Blumer: «Der diesjährige Einkehrtag der Evangelischen Frauenhilfe des Kantons Glarus ist sehr gelungen», sagt Präsidentin Monika Dürst-Legler.
Ganzheitliche Gesundheitsvorsorge
Der Tag stand im Zeichen von Hildegard von Bingen, Visionärin, Prophetin, Heilerin, Dichterin, Komponistin und Gründerin von zwei Klöstern. «1098 geboren und 1179 gestorben, lebte sie in einem schwierigen Zeitalter, das von Kreuzzügen, Pilgerströmen, Kirchenspaltungen, Frömmigkeitsbewegungen und auch von Machtkämpfen zwischen Papst und Kaiser geprägt war. Gesellschaftliche Umbrüche fanden auch schon damals statt», erzählte die Referentin, die sich vorwiegend bei Pater Dr. theol. Dr. med. Alfons Berkmüller in Hildegard-Heilkunde hatte ausbilden lassen.
Hildegard von Bingen zeige in ihren Visionen die Verflochtenheit des Menschen mit der ganzen Schöpfung. Sie schildere die Geheimnisse der Natur und wie dem Menschen damit zu helfen sei: «Sie gibt wesentliche Impulse für eine ganzheitliche Gesundheitsvorsorge und Lebensführung und bringt uns Christus als den grossen göttlichen Arzt nahe.»
Hildegard von Bingen war die erste Heilkundige in Europa, die auf die gegenseitige Beeinflussung von seelisch-geistigen Vorgängen und körperlichen Befindlichkeiten des Menschen hinwies: «Auf ihren Schriften und den Erfahrungen der letzten 60 Jahre seit ihrer Wiederentdeckung gründen die heutigen heilkundlichen Verfahren», so Emmi Erni-Vogler.
Aus dem Lot geraten
Detailliert ging sie auf die vier Elemente Feuer und Wasser, Luft und Erde ein, Bausteine des Universums und Urkräfte der Schöpfung. Der Mensch sei Teil der Natur, habe aber darin «eine ihm von Gott zugeteilte Stellung. Er steht durch die vier Elemente in direkter und beständiger Wechselwirkung mit der ganzen Schöpfung.» Doch unser Planet sei «durch uns Menschen, durch unsere sogenannte Zivilisation, aus dem Lot geraten».
Im praktischen Teil stellte die Referentin vor allem Dinkel, Fenchel und Edelkastanien als Grundlage der Hildegard-Küche vor, ebenso die beiden wichtigsten Gewürze Bertram und Galgant. Stichwortartig ging sie auch auf die Risiko-Nahrung ein. Zudem zeigte sie, wie man Petersilien-Honigwein kocht und Energie-Kekse bäckt. Sie verstand es, die Frauen in ihren Bann zu ziehen, so dass diese bereichert vom Gehörten und Gesehenen an diesem milden Novembertag nach Hause zurückkehrten.