In der Linth-Ebene wird’s bunt

Die Kläranlage Glarnerland in Bilten setzt auf Farben. Der Gasometer, die Faultürme und der Schlammstapel erhalten rund um die Sanierungsarbeiten einen wahrlich bunten, fröhlichen Anstrich. Die Verantwortlichen haben sich entschieden: man muss die Türme nicht verstecken. In ihnen geschieht Wertvolles – aus Schlamm wird Gas, welches zu Strom umgewandelt wird!



In der Linth-Ebene wird’s bunt

Am 15. Januar wurde der erste Faulturm offiziell enthüllt. Das auffällige Farbkonzept in Blau-Grau-Gelb-Nuancen widerspiegelt das aktive Treiben, die Gasentwicklung in den Türmen. Einem Puzzle-Spiel gleich wurden und werden die farbigen Eternit-Platten Stück für Stück gemäss den Plänen an der Oberfläche der rund 20 Meter hohen Faultürme angebracht. Bis im März 2021 stehen dann alle Türme neu eingekleidet eingangs der Linth-Ebene. Der Präsident des Abwasserverbandes Glarnerland, Georg Banzer, freut sich darüber: «Wir haben uns entschieden, die sanierten Türme nicht wie bis anhin üblich mit fahler, unauffälliger Farbe zu tarnen. Denn die Türme haben ein wichtiges Innenleben. In ihnen entsteht aus Schlamm Gas, dieses wird gespeichert und zu Strom umgewandelt.»

Das bunte Kleid und die Modernisierung der Türme gehört zur dritten Bau-Etappe der umfassenden Sanierungsarbeiten auf der Kläranlage in Bilten. Die Türme sind in die Jahre gekommen, sie stammen aus den 1970er-Jahren. Die Faultürme und der Schlammstapel erhalten im Innern eine neue Beschichtung, die Rührwerke werden ersetzt und die Gasinstallation erneuert. Neu ist auch, dass einer der zwei ehemaligen Schlammstapel nun ebenfalls die Aufgabe eines Faulturms übernimmt. Somit stehen neu drei Faultürme zu Verfügung. «Dank dem dritten Faulturm weist der Schlamm eine längere Aufenthaltszeit in den Faultürmen auf und sorgt so für eine bessere Ausfaulung. Damit wird erreicht, dass mehr Gas produziert wird und weniger Methan in die Atmosphäre entweichen kann. Zudem wird die Betriebssicherheit durch die grössere Redundanz erhöht», erläutert der Leiter des Sanierungsprojektes, Alain Meyer der Firma Hunziker Betatech AG. Das gewonnene Gas wird im 10 Meter hohen Gasometer zwischengespeichert. Dies in einer sogenannten Gasometermembrane, die sich je nach Inhaltsvolumen wie ein Ballon im Tank aufbläst. Aus dem Gas wird mittels Blockheizkraftwerken – neu werden dies deren drei sein – Strom erzeugt. Diesen Strom benötigt die Kläranlage zur Teildeckung des eigenen Stromverbrauchs. Um den Eigenversorgungsgrad noch weiter zu erhöhen, wird nebst dieser erneuerbaren Energiequelle auch ein Solarfaltdach über den Biologie-/Nachklärbecken und den Vorklär-/Regenbecken geplant. Diese Solaranlage wird jährlich rund 650 000 Kilowatt liefern und zusammen mit dem Strom, welchen die Blockheizkraftwerke aus Klärgas produzieren, gelingt es der ARA Glarnerland ihren eigenen Jahresbedarf an Strom selbst zu produzieren. Das Projekt des Solarfaltdachs wurde im Herbst 2019 von den sechs Verbandsgemeinden genehmigt. Die Kläranlage entwickelt sich zu einem Energiepark!