In fernen, hochalpinen Welten

Der Wechsel aus der eigenen «guten Stube» in Räume, die der leidenschaftliche Bergsteiger Lorenz Saladin in Russland, vielfach an der Grenze zwischen Russland und China erklomm, das Hinhören bei den ungemein leidenschaftlich, mit hohem Können lesenden Mona Petri und Gian Rupf und das intensive Betrachten der vielen projizierten Bilder machte zeitweise beklommen, erschütterte die aufmerksam Lauschenden spürbar.



Gian Rupf vor einem der tief beeindruckenden Bilder. (Bilder: p.meier) Ein freundschaftlicher Dank ging hinter die Kulissen zu Gabriele Pellicciotta. Mona Petri und Gian Rupf beim Schlussapplaus.
Gian Rupf vor einem der tief beeindruckenden Bilder. (Bilder: p.meier) Ein freundschaftlicher Dank ging hinter die Kulissen zu Gabriele Pellicciotta. Mona Petri und Gian Rupf beim Schlussapplaus.

Von Lorenz Saladin, in Solothurn aufgewachsen, rastlos in vielen Ländern rumreisend, in Tagebüchern Wesentliches festhaltend, hatten gewiss viele kaum etwas gehört. Die Ankündigung zu diesem Begegnen löste bei vielen den Wunsch aus, sich mit einer Person zu befassen, die sich dem Ausserordentlichen, den hohen, kaum zu meisternden alpinistischen Herausforderungen kompromisslos stellte und diesen Einsatz schliesslich mit dem Tod bei der Rückkehr vom 7200 m hohen Khan Tengri bezahlte. Er wurde fern der Heimat begraben und hatte vielleicht mitbekommen, wie die russischen Bergkollegen im stalinistischen Verfolgungswahn den Tod fanden. Unbarmherzig war das Verdikt: «Spionage» mit irgendwelchen missliebigen zunehmend stärker gehassten Ausländern.

Mona Petri und Gian Rupf erzählten eingänglich, erschütternd. Lorenz war einer, der schon in der Schweiz mit der Kommunistischen Partei verbunden war, deren Credo in seine Welt aufnahm und sich wohl auch aus diesen Gründen mit dem Pamir und dem Kaukasus verbunden wusste. Es war sein hohes Ziel, unbekannte das körperlich Äusserste abverlangende Berge zu bezwingen. Die Bilderfülle liess erahnen, wir hart das schlussendlich war, mit welcher Leidenschaft und Zähigkeit geklettert wurde. Es war wohl immense Tragik, dass beim Zurückkehren vom Khan Tengri die angeforderte Hilfe einfach zu spät kam.

Mona Petri und Gian Rupf, im Glarnerland nicht unbekannt, kennt man unter anderem als Theaterspielende und Schauspieler. Was sich hinter den beiden Namen, diesem abgestimmt vortragenden Duett verbarg, welche Energie, hohes Können und Hingabe in beiden steckten, war in seiner Art einmalig, unerwartet, beklemmend.

Die Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach hatte sich vorgenommen, Saladins einzigartiges Leben in Buchform festzuhalten. Sie hielt sich in Moskau auf und verfasste «Lorenz Saladin, ein Leben für die Berge». Ihr war es ein hohes Anliegen, den schlichten Helden nicht vergessen zu lassen So bildeten bei dieser wechselvollen Lesung Texte aus ihrem Buch, Tagebuchnotizen und Fotos von Bernhard Fuchs die Hauptinhalte. Sie merkte zu Recht an, dass die Fotos, aus Moskau zurückgebracht, sehr viel wichtiger seien, als alles Niedergeschriebene. Die Bilder mit den intensiv wirkenden Berg- und Naturlandschaften stammen von Bernhard Fuchs. Das halbszenisch Gelesene basierte auf einer Theaterfassung von Emil Zopfi. Mit Staunen, Schaudern, Bewunderung und spürbarer Anteilnahme kehrten viele zurück.