In Südostasien neue Absatzmärkte gesucht

Schon mit 23 Jahren begab sich der Glarner Textilunternehmer Conrad Blumer auf eine beschwerliche und gefährliche Geschäfts- und Erkundungsreise nach Südostasien. August Rohr berichtete im Freulerpalast in Näfels aufgrund der vielen von Blumer nach Hause gesandte Briefe über diese Reise.



Der Historiker August Rohr berichtete über die erlebnisreiche und gefährliche Reise von Conrad Blumer nach Südostasien in den Jahren 1840/41. (Bilder: a.lombardi)
Der Historiker August Rohr berichtete über die erlebnisreiche und gefährliche Reise von Conrad Blumer nach Südostasien in den Jahren 1840/41. (Bilder: a.lombardi)

Der Glarner Conrad Blumer, Teilhaber der Textilfirma P. Blumer & Jenny in Schwanden, war ein tüchtiger Geschäftsmann, denn vermutlich schon mit 18 Jahren übernahm er die Leitung der Niederlassung in Ancona. 1940 brach er mit 23 Jahren zu einer Geschäfts- und Erkundungsreise nach Indien in Indonesien auf, die insgesamt 16 Monate dauern sollte. Der sprachgewandte junge Textiler wollte dort für die Glarner Firma neue Absatzmärkte erschliessen.

Beschwerliche und gefährliche Reise

Die Reise war äusserst beschwerlich und auch gefährlich. Sie fand noch vor dem Eisenbahnzeitalter und den Hochseedampfern statt. So reiste Blumer in gut zwei Monaten mit der Postkutsche nach Marseille, mit dem Dampfschiff nach Alexandria, mit dem Flussboot nilaufwärts nach Kairo, auf dem Kamelrücken durch die Wüste nach Suez und mit dem Segelschiff nach Bombay, dem heutigen Mumbai. Es folgte eine weitere Schifffahrt nach Calcutta mit Zwischenhalt in Madras. Kurz vor dem Ziel strandete das Schiff. Blumer überlebt, während offenbar eine Menge anderer Leute umkommen. All seine Muster und Kleider sind aber beschädigt worden. «Erstere sind kaum mehr präsentabel», schreibt er nach Hause. Die Reise geht weiter nach Batavia auf Java, dem heutigen Jakarta. Bei der nächsten Passage nach Singapur beklagt er sich schriftlich: «Ich habe hierher von Batavia eine sehr lange und gefährliche Reise von 40 Tagen gegen den Monsum gehabt, und diese lange Reise bei dieser rauen Jahreszeit, wo man keinen ruhigen und furchtfreien Augenblick hat, begleitet mit schlechter Nahrung, … haben meine Gesundheit sehr angegriffen. Freunde, die mich in Batavia gesehen, erkannten mich nicht mehr, und hätte ich noch mehr dieser unangenehmen Touren zu machen, so würde ich Schwanden vermutlich nicht mehr sehen.» Ruhiger verläuft dann die 36-tägige Schiffahrt von Singapur nach Calcutta.

Briefe in Buchform vorhanden

Im Verlaufe seiner Reise hat Blumer Dutzende Briefe nach Hause geschrieben, von denen aber die meisten verloren sind. Erhalten hingegen ist bei der Firma Kindlimann & Co. in Schwanden ein Buch, in das Blumer auf 260 eng beschriebenen Seiten jeweils eine Abschrift der verschickten Briefe eintrug. August Rohr, profunder Kenner der Industriegeschichte des Glarnerlandes, hat im Auftrag dieser Firma die handschriftlichen Briefkopien in die heutige Druckschrift übertragen. So konnte der Historiker am vergangenen Mittwochabend bei seinem Vortrag über die Reise von Conrad Blumer aus dem Vollen schöpfen. Die grosse Zuhörerschaft erfuhr, dass der Schwander Geschäftsmann seinerzeit vom Handelsplatz Calcutta schwer enttäuscht war. Aus Singapur jedoch schrieb er: «Auf diesen Platz hege ich grosse Hoffnung.» Die Briefe Blumers aus Südostasien belegen, dass er es verstand, die Bedürfnisse der Kundschaft genau zu beobachten und präzise zu beschreiben: «Von unsern Artikeln sind türkischrote unis und gedruckte die bedeutendsten und sichersten zum Verkaufe.» Der Reise von 1840/41 folgten keine weiteren nach Asien. Offenbar rückte nachher der osteuropäische Markt in den Vordergrund.