Industriebrachen kann man erfolgreich umnutzen

An einer gut besuchten Veranstaltung der Kontaktstelle für Wirtshaft vom Mittwochnachmittag in Schwanden waren Industriebrachen das Thema. Laut einer neu herausgegebenen Broschüre gibt es im Kanton Glarus Industriebrachen von rund 160‘000 Quadratmetern.



Caspar Jenny
Caspar Jenny

Nach der Begrüssung durch Dr. Sibyll Kindlimann im Namen der Familien Kindlimann im firmeneigenen Hänggiturm zeigte sich Albert Kruker von der Kontaktstelle für Wirtschaftsförderung erfreut über den grossen Aufmarsch zur Veranstaltung unter dem Titel: «Glarnerland macht Boden gut».

Der Oberurner Architekt Andreas Fäh stellte die soeben erschienene Broschüre über brachliegende Industriebauten im Kanton Glarus vor. Laut diesem Werk sind dies immerhin rund 160‘000 Quadratmeter. Die Industriebrachen sind in der rund 60-seitigen Broschüre mit zahlreichen Stichworten und Hinweisen sowie einer Karte beschrieben und aufgelistet.

Grösse eines Stadtquartiers

Aus einer reichhaltigen Erfahrung schöpfte sodann Walter Muhmenthaler mit seinem Referat über die Umnutzung des Sulzerareals in Winterthur. Mitten in der Stadt waren da nach der Stilllegung des einst berühmten Maschinenbauers 270‘000 m2 Fläche mit zahlreichen Industriebauten frei geworden, mehr Fläche als die Winterthurer Altstadt. Die Stadtbehörde nutzte die Gelegenheit, hier nicht einfach Wohnsilos oder Bürotürme erstellen zu lassen, sondern forderte ein gemischtes Stadtquartier mit allen Konsequenzen. Der Projektentwickler des Sulzerarelas nannte als erste Voraussetzung für eine solche Umnutzung verbindliche planungs- und baurechtliche Rahmenbedingungen. Wichtig seien zudem der Einbezug der Öffentlichkeit und der Verbände – Stichwort Heimatschutz und Denkmalpflege – sowie eine gewisse Flexibilität in Bezug auf den Wandel des Umfeldes.

Eigener Zonenplan für das Jenny-Areal

Über ein gutes Beispiel der Umnutzung eines Fabrikareals berichtete Caspar Jenny. Das traditionsreiche Familienunternehmen der Textilbranche musste 2001 in Ziegelbrücke die Spinnerei schliessen und entschloss sich, die umbaute nutzbare Fläche von 30‘000 m2 neu zu nutzen. Weil das Jenny-Areal in Ziegelbrücke im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz mit nationaler Bedeutung enthalten ist, wurde für das ganze Areal ein eigener Zonenplan entwickelt. In der sogenannten neuen Spinnerei wurden exklusive Loftwohnungen eingebaut, in den übrigen Räumen entstanden und entstehen hochwertige Büroräume. Weitere Fabrikteile wurden an Gewerbebetriebe vermietet. Gesamthaft sind rund 90 Prozent der möglichen Flächen vermietet. Als neustes Projekt hat sich das Jenny-Unternehmen entschlossen, das betriebseigene Kleinkraftwerk auszubauen. Wie Jenny weiter ausführte, habe die Zusammenarbeit mit den Behörden, aber auch mit Denkmalpflege und Heimatschutz stets gut funktioniert. Neben viel Zeit und Geduld, so meinte Jenny abschliessend, brauche es aber auch Geld, wurden doch seit 2002 in die ganze Umnutzung des Areals rund 50 Mio. Franken investiert.

Dr. Kaarina Schenk vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) orientierte anschliessend über die Dienstleistungen und Vorstellungen des Bundesamtes in Sachen Umnutzung von Industriebrachen.

Kleine Diskussionsrunde

Unter der Gesprächsleitung von Melchior Ehrler, ehemals Direktor des Schweizerischen Bauernverbandes, hatten anschliessend Kaspar Marti vom Glarner Architekturforum, Peter Stocker, Fachstelle für Raumentwicklung, Perrot Hans, Fachstelle für Denkmalpflege, und Hans-Peter Keller von der Spinnerei Linthal noch kurz Gelegenheit ihre Erfahrungen, Vorstellungen und Wünsche in Sachen Industriebrachen zu formulieren.