Insekten sammeln ist mehr als ein altmodisches Hobby

Das Sammeln von Insekten ist eine zuverlässige Methode zur Dokumentation des Vorkommens von Insektenarten und dient der Reproduzierbarkeit wissenschaftlicher Ergebnisse. Während 46 Jahren beschäftigte sich der in Niederurnen wohnhafte Fridolin Weber mit dem Sammeln von Käfern und Insekten. Am 30. Oktober vermachte er seine umfassende und mit viel Aufwand betriebene Sammlung mit über 2100 Arten an die Entomologische Sammlung der ETH in Zürich.



(Bilder: hasp)
(Bilder: hasp)

Während 170 Jahren trugen Naturliebhaber ein umfangreiches Archiv des Lebens zusammen: Die Entomologische Sammlung der ETH Zürich bewahrt heute zwei Millionen Schmetterlinge, Käfer und andere Insekten auf. Sie sind nicht nur schön oder kurios anzuschauen, sondern liefern wichtige Daten für die Umweltforschung. Das Sammeln ist die einzige zuverlässige Methode zur Dokumentation des Vorkommens von Arthropoden-Arten und dient der Reproduzierbarkeit wissenschaftlicher Ergebnisse. Gewisse Formen des Sammelns von Arthropoden, beispielsweise mit Fallen, sind für systematische, ökologische und naturschutzrelevante Untersuchungen unerlässlich. Jedes gesammelte Exemplar enthält eine Fülle wissenschaftlicher Informationen.

Fridolin Weber, Sammler aus Leidenschaft

Fridolin Weber oder Fridli, wie ihn seine Freunde liebevoll nennen, wurde 1944 geboren und wuchs im Industriedorf Netstal, genauer gesagt im Quartier Klausen in einem schmucken, kleinen Haus auf. Im Dorf am Fusse des Wiggis besuchte er die Primar- und Sekundarschule. Im Anschluss erlernte er den Beruf eines Maschinenzeichners. Nach Abschluss der Lehre studierte er am Technikum in Winterthur Maschinen-Ingenieur. Sein beruflicher Weg führte ihn in leitende Positionen in vorwiegend technisch orientierten Produktionsbetrieben.

Käfersammeln in den Genen

Die Faszination des Sammelns von Käfer und Schmetterlingen wurde Fridolin Weber bereits als Kind in die Wiege gelegt. Schon sein Vater, ebenfalls namens Fridolin, war langjähriger Gemeindeschreiber in Netstal. Fridli Juniors ungebrochenes Interesse für die Insekten ist genbedingt, wie er selber sagt. Schon als kleiner Junge hatte ihn sein Vater mit auf Exkursionen in Gottes freie Natur mitgenommen, meistens in die Nähe der Altiger- und Aedirunse in Netstal am Fusse des Wiggis. Später kam noch sein kleiner Bruder Hansueli dazu. Gemeinsam hielt das Trio nach Schmetterlingen, Insekten und Käfern Ausschau. Im Laufe der Jahre wurde die Sammlung immer grösser und grösser und die zahlreichen Insektenkästen reichten bald einmal fast bis unter die Decke.

Die Freude am Sammeln wird weiterbestehen

Bis zum heutigen Datum hat der leidenschaftliche Sammler die Freude am Sammeln nie verloren. Mit fortgeschrittenem Alter möchte er aber etwas kürzer treffen und auf die aufwendigen Arbeiten mit der Präparierung und die Instandhaltung seiner Insektenkästen künftig verzichten. Viel Kopfzerbrechen bereitete ihm die Frage: «Was mache ich mit meinen Käfern». Bei seiner Entscheidungsfindung standen drei wichtige Aspekte im Vordergrund: Erstens eine professionelle Aufbewahrung, zweitens jederzeit Zutritt zur Sammlung und drittens die Digitalisierung und die Möglichkeit, seine Exponate auf dem Internet abzurufen. Was war also naheliegender als die Erkenntnis, seine umfassende Käfer-Sammlung der Entomologischen Sammlung der ETH in Zürich zu vermachen.

Die Faszination des Käfersammelns

Diese Übergabe fand am Mittwoch, 30. Oktober 2019, in seinem schmucken Haus an der Tschudistrasse in Niederurnen im Beisein vom Leiter der Entomologischen Sammlung Dr. Michael Greeff statt. Mit einem lachenden und verständlicherweise auch einem weinenden Auge überreichte Fridolin Weber seine Insektenkästen Dr. Greeff. Dieser zeigte sich tief beeindruckt und begeistert über die Qualität und die Quantität der Weberschen Sammlung. Er versicherte, dass die Glarner Sammlung einen unschätzbaren Wert beinhalte und dazu künftig einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag an die Forschung und Erhaltung der lebenswichtigen Insekten leistet. Mit einem aufrichtigen Dank und der Hoffnung, Fridolin Weber bald einmal in der Entomologischen Sammlung der ETH in Zürich begrüssen zu dürfen, wurden die Glarner Käfer und Insekten fein säuberlich im Auto verstaut und ab ging es auf ihren letzter Flug respektive ihre letzte Fahrt Richtung Zürich.

Entomologische Sammlung der ETH Zürich

Die entomologische Sammlung der ETH Zürich gehört mit rund 2 Millionen Belegen zu den grösseren wissenschaftlichen Insektensammlungen der Schweiz. Der Bestand geht auf eine über 170-jährige Sammeltätigkeit zahlreicher Naturforscher und Naturforscherinnen zurück. Der geografische Schwerpunkt liegt bei Insekten aus der Schweiz und Europa, aber es hat auch wichtige Sammlungen von Tag- und Nachtfaltern (Lepidoptera), Käfern (Coleoptera) und Hautflüglern (Hymenoptera) aus anderen Teilen der Welt. Zur Sammlung gehören auch eine umfangreiche Dia-Sammlung von Insekten aus der Schweiz sowie wichtige systematische Werke und Bestimmschlüssel.

Über 36 000 Arten in der Schweiz

Insekten und andere Gliedertiere (Arthropoda) umfassen in Schweiz mehr als 36 000 Arten. Das sind etwa 80 Prozent aller hier lebenden Tierarten. Sie sind unersetzlich als Bestäuber von Pflanzen, als Regulatoren, in Nahrungsketten und durch den Abbau von organischen Substanzen von grösster ökologischer Bedeutung. Allein die Sammlung von Fridolin Weber beinhaltet 2100 Exponate verschiedener Käferarten, davon zum grössten Teil aus dem Kanton Glarus stammend. In Webers Sammlung finden wir unter anderem Sandlaufkäfer (42), Laufkäfer (933), Schwimmkäfer (11), Kurzflügler (82), Mistkäfer (96), Aaskäfer (41), Stutzkäfer (8), Ölkäfer (5), Blatthornkäfer (73), Schnellläufer (28), Bockkäfer (203), Weichkäfer (62), Rüsselkäfer (108), Marienkäfer (33), Hirschkäfer (8), Prachtkäfer (37) sowie diverse aus verschiedenen Familien (202).