Inspirierende Maturaarbeiten präsentiert

46 Maturandinnen und Maturanden präsentierten am Mittwochabend an der Kantonsschule Glarus ihre Maturaarbeiten. Die Themenfülle war breit, das Interesse gross.



Die Themenvielfalt der Arbeiten war wiederum gross. (Bilder: mb)
Die Themenvielfalt der Arbeiten war wiederum gross. (Bilder: mb)

«Das ist so inspirierend, was die Jungen machen», sagte Radio-Zürisee-Moderator Roger Rhyner bei einer kurzen Begegnung auf der Treppe, als er zur nächsten Präsentation eilte. Er war einer von vielen, die der Einladung der Kantonsschule zur öffentlichen Präsentation gefolgt waren.

Nicht nur das Publikumsinteresse, sondern auch die Themenvielfalt der Arbeiten war gross. In fünf Stunden konnte man erfahren, ob Menschen Empathie gegenüber Robotern empfinden, wie eine ausgewogene Ernährung in der Mensa der Kantonsschule aussieht oder wie es um die biologische und konventionelle Landwirtschaft in Glarus Süd steht. Ein Maturand hatte einen Heimatkrimi verfasst, eine Maturandin befasste sich mit den Wildruhezonen des Kantons, ein Kollege mit dem Rückgang der Klostereintritte. Und so weiter und so fort. Wir haben zwei Beispiele herausgepickt: Sterbehilfe und das Bild des Fuchses in der Literatur.

Ist Sterbehilfe ethisch vertretbar?

Auch eilends herbeigeschaffte zusätzliche Stühle reichten nicht aus, als Yasemin Dursun ihre Arbeit «Sterbehilfe und die Frage nach ihrer ethischen Vertretbarkeit» präsentierte. Das grosse Interesse sei nicht selbstverständlich bei diesem Thema, sagte ihr Betreuer Philippe Wüst.

Die Maturandin betonte, dass sich alle einmal in der Situation befinden könnten, in welcher das Leben durch schweres psychisches oder physisches Leiden als unerträglich empfunden werde. «Es gibt keine Aussicht auf Besserung. Wie handeln Sie? Was geht Ihnen durch den Kopf?»

Für immer mehr Leute sei die Antwort klar: Sterbehilfe, in der Schweiz straffrei. Yasemin Dursun stellte Exit und Dignitas vor – die grössten und bekanntesten von sechs Sterbehilfeorganisationen. Sie schilderte den Ablauf einer Freitodbegleitung, die übrigens von mehr Frauen als Männern in Anspruch genommen wird. Rund 3000 Leute informieren sich jährlich bei Exit, rund 600 vollziehen den begleiteten Freitod dann auch.

Aus Interviews hatte sie je acht Argumente für und wider die ethische Vertretbarkeit von Sterbehilfe herausgefiltert. Sie kam zum Schluss, dass diese Ansichtssache sei, wobei die Religion eine zentrale Rolle spiele. Aber jeder müsse für sich selbst entscheiden, was er davon halte.

Ihre persönliche Meinung war klar: «Ich bin überzeugt davon, dass Sterbehilfe ethisch vertretbar ist, da jeder die Freiheit besitzt, selbst über sein Leben bestimmen zu dürfen.»

Der Präsentation schloss sich eine spannende Fragerunde an. Dabei kamen auch philosophische Argumente aus der Maturaarbeit zur Sprache. Yasemin Dursun sagte beispielsweise, sie sei der Meinung des schottischen Philosophen David Hume und überzeugt davon, «dass, wenn es einen Gott gibt, er uns absichtlich mit den Fähigkeiten und dem Interesse ausgestattet hat, welche bis zum Suizid führen können, und jeder Mensch die freie Meinung besitzt, tun und lassen zu können, was er möchte».

Listiger Fuchs?

Zweites Beispiel: «Der Fuchs in der Literatur» von Irina Kobelt. Diese Arbeit gibt einen Überblick über die anthromorphen (vermenschlichten) Eigenschaften des Fuchses in der europäischen Literatur. «Man könnte sich ein Leben lang mit Füchsen befassen», meinte die Maturandin in ihrer ebenfalls gut besuchten Präsentation.

Vom Stellvertreter des Teufels über den Todsünder und Lügner bis zum Charmeur, nützlichen Ratgeber und treuem Freund: Der Fuchs nimmt in Volksglaube und Literatur seine Rolle als Intrigant und Schurke ein. Vor allem in der Literatur werden dem Fuchs menschliche Eigenschaften zugesprochen, denen ein Tier laut Irina Kobelt «naturwissenschaftlich gesehen unmöglich gerecht werden kann».

In ihrer Arbeit erklärt sie die Ursprünge des heute typischen Fuchsbildes mithilfe eines Vergleichs von Texten. Der Fokus liegt dabei auf Fabeln von Aesop, Jean de La Fontaine und Lessing, dem Reineke Fuchs von Goethe und Märchen der Gebrüder Grimm. Sie präsentiert dabei neben den typischen, bekannten Charaktereigenschaften des Fuchses auch die aus heutiger Sicht etwas ungewöhnlicheren.

Als Symbolwesen steht der Fuchs teils für das Verbotene und die Verführung, weil man ihn mit dem Teufel vergleicht. Anderseits ist er ein reales, ganz normales Tier. Am erstaunlichsten sei für sie, dass der Fuchs in Märchen sehr positiv dargestellt werde, zum Beispiel als Ratgeber oder mit einer heilenden Wirkung. Das hätte sie vor der Arbeit nicht gedacht, sagte Irina Kobelt.

«Sind Füchse wirklich listig?», fragte Betreuer Mathias Jenny. Sie seien sehr empfindliche Tiere mit einem guten Gehör, vorsichtig und schlau für uns. Von uns aus gesehen also intelligente Tiere, weshalb wir sie als listig ansähen, so die Maturandin.