Internationaler Frauentag

Am 8. März ist der internationale Tag der Frau. Den Ursprung dieses Tages finden wir in der sozialistischen ArbeiterInnenbewegung New Yorks. Am 8. März 1908 gingen 15000 Frauen, vor allem Näherinnen, unter dem Motto „Brot und Rosen“ in Manhattan auf die Strasse, um für kürzere Arbeitszeiten, besseren Lohn, das Frauenstimmrecht und die Abschaffung der Kinderarbeit zu protestieren.



(Bild: j.huber)
(Bild: j.huber)

Zwei Jahre später beschloss die 2. International Frauenkonferenz in Kopenhagen, auf Initiative von Clara Zetkin, die seit 1889 öffentlich für die Rechte der Frau eintrat und eine Mitkämpferin der Revolutionärin Rosa Luxemburg war, die Einführung eines jährlichen internationalen Frauentages. 100 Delegierte aus 17 Ländern waren anwesend. Während der Zeit des Deutschen Reiches wurde der internationale Frauentag verboten. An seine Stelle trat der Muttertag am 2. Sonntag im Mai. Der Sinn bestand hauptsächlich darin, die Mutter als Gebärerin der Soldaten zu feiern. Dieser Feiertag wurde von vielen Ländern unkritisch übernommen und heute noch fortgeführt - zur Freude der Blumenhändler.

Braucht es noch einen internationalen Frauentag?

Oder sind alle Ziele mit der Verankerung der Gleichstellung der Frau in der Bundesverfassung und der Inkraftsetzung des Gesetzes 1996 erreicht? Wie sieht es im praktischen Alltag der Frau aus? Klar, das Stimm- und Wahlrecht besitzen sie landesweit seit 1971, 50 Jahre nachdem die Finninnen es erhalten haben und die Forderung nicht mehr länger ignoriert werden konnte. Die Frauen haben sich in der Arbeits- wie auch in der politischen Welt zunehmend eine tragende Position erschaffen, die Rahmenbedingungen jedoch hinken dieser Wandlung immer noch schmerzlich hinterher. Zahlbare Betreuungseinrichtungen für Kinder berufstätiger Mütter sind nicht in genügendem Mass vorhanden, Schulen mit Blockzeiten oder gar Tagesschulen weiterhin die Ausnahme von der Regel. Tatsache ist auch, dass Frauen im Durchschnitt immer noch rund einen Fünftel weniger verdienen als Männer. Die Hauptverantwortung und Belastung im privaten Bereich der Familie liegt bei den Frauen. Die Öffentlichkeit jedoch ist immer noch eine männerdominierte Welt. Politikerinnen dürfen sich weit weniger Fehler und Schwächen leisten als das männliche Pendant, sofort werden sie in Medien und Gesellschaft verrissen, wenn es sich auch nur um den vermeintlich verunglückten Griff in den Kleiderschrank handelt. Komisch eigentlich, denn in Krisensituationen waren und sind es meist die Frauen, die anpacken, wieder aufbauen, sich auf das Wesentliche konzentrieren und nach vorne schauen. In den Kriegsgebieten dieser Welt, waren es hauptsächlich die Frauen, die für den Frieden handelten, während die Männer immer noch über den Frieden verhandelten. Die zerbombten Städte und niedergewalzte Dörfer wurden zum grossen Teil von Frauen wieder aufgebaut und zusammengehalten.

Die Frau als Familienmanagerin?

Genauso sieht es in der kleinen Welt, der Familie, aus. Die Frauen und Mütter organisieren, pflegen, bekochen, trösten, hören zu und sind selbstverständlich immer da wo man sie braucht. Und die meisten Herren der Schöpfung sind auch heute noch davon überzeugt, dass es genau das ist, was die Damenwelt erfüllt. Nicht mehr und nicht weniger. Stimmt das? Nein, obwohl zahlreiche Studien die Ursache dieser immer noch gängigen Rollenverteilung mit dem seit Jahrtausenden gespeicherten Urprogramm aus der Zeit der Sammler und Jäger zu erklären suchen. Der Mutterinstinkt spielt bei den Frauen eine grosse Rolle, doch hätten sie ganz sicher nichts gegen starke Männer, die selbstverständlich Aufgaben in der Familie übernehmen; schon gar nicht wenn sie berufstätig sind. Traurigerweise wird auch heute noch eine Frau, die sich das Recht herausnimmt, Kinder zu gebären und weiterhin ihrem Beruf nachzugehen , oftmals verdächtigt, ihre Familie zu vernachlässigen. Es gibt also auch heute noch etliche Gründe über die Rechte und die Gleichberechtigung der Frau nachzudenken. Was die Frauen im Alltag betrifft, so sollten sie mutiger werden. Selbstbewusster für ihre Rechte einstehen und Anerkennung für ihre Leistungen einfordern. Männer tun das auch, ohne sich dabei schlecht zu fühlen oder sich zu fragen, ob dies auch gerechtfertigt sei.

Ein hoher Feiertag in Russland

Übrigens, in Russland wird der Frauentag gefeiert wie ein hoher Feiertag, nur hat er leider sehr grosse Ähnlichkeit mit unserem Muttertag. Der grössere Teil der russischen Frauen ist nach diesem Feiertag frustriert und enttäuscht vom Festprogramm ihrer Männer. Diese benutzen nämlich den Tag nicht, um ihren Frauen die Hausarbeit abzunehmen oder sie mit etwas Selbstgekochtem zu überraschen, sondern vor allem um mit einem Gläschen auf das Fest anzustossen. Was den Schweizer Frauen sicherlich ziemlich bekannt vorkommt.