Hintergrund:
Die Pandemiebekämpfung erfordert ein schnelles und konsequentes Vorgehen um die verursachten sozialen, ökonomischen und gesundheitlichen Kosten so tief wie möglich zu halten. Ein «breites Testen» der Bevölkerung kann einen Beitrag für ein schnelles und konsequentes Vorgehen leisten. Bisher hat der Regierungsrat keine solche breite Teststrategie verfolgt. Mittlerweile steht der Kanton Glarus im Vergleich zu anderen Kantonen in Bezug auf Covid eher ungünstig. Das Beispiel des Kantons Graubünden hat gezeigt: breites Testen kann dabei helfen die Pandemie einzudämmen. Wir im Kanton Glarus sind aufgrund der relativ kleinen Bevölkerungszahl in einer guten Ausgangslage, um ein ähnlich «breites Testen» der Bevölkerung auch durchzuführen.
Folgende weitere Gründe sprechen aus unserer Sicht für eine sofortige Änderung der Teststrategie hin zu einem «breiten Testen» der Bevölkerung.
• Fachleute fordern schon seit Langem ein aktives und breites Testen der Bevölkerung. Das gleiche wird nun auch vom Bundesrat und dem Bundesamt für Gesundheit angestrebt.
• Erfahrungen aus dem Kanton Graubünden und aus anderen Ländern (Australien, Neuseeland, China) zeigen, dass ein breites Testen der Bevölkerung dabei helfen kann die Infektionszahlen signifikant zu senken. Symptomlose Covid-19-Infizierte sind ein Treiber der Pandemie und können durch ein breites Testen identifiziert werden.
• Laufend kommen neue Testmöglichkeiten dazu: Neben den PCR-Tests mit dem Stäbchen werden mittlerweile auch Antigen-Schnelltests (auch mit dem Stäbchen) und Speicheltests breit angewendet. Dies erlaubt es, unterschiedliche Ansätze in der breiten Testung der Bevölkerung anzuwenden.
• Die durch die Massentests besser erreichbaren tiefen Infektionszahlen ermöglichen schnellere wirtschaftliche Lockerungen und damit eine baldige Rückkehr in die Normalität. Die aktuellen Massnahmen drücken stark auf die Stimmung in der Bevölkerung. Es ist also im grossen Interesse der Regierung und der Bevölkerung, die Massnahmen möglichst rasch lockern zu können.
• Der Regierungsrat könnte mit der Strategie des breiten Testens eine Signalwirkung über den Kanton hinaus senden. Tiefe Infektionszahlen sind neben einem wirtschaftlichen Standortvorteil auch touristisch von Bedeutung. Das Glarnerland als Ferienregion könnte langfristig davon profitieren. Eine Zusammenarbeit mit Nachbarkantonen sollte dabei ins Auge gefasst werden.
Zum Schutz unseres Gesundheitssystems sind wir der Ansicht, dass es auch im Interesse der Regierung ist, die Infektionszahlen nachhaltig und schnell zu senken.
Das breite Testen kann dabei helfen – für uns ist klar, dass dies zeitnah durchgeführt werden sollte. Eine Teilnahme sollte freiwillig sein, aber von einer Kommunikationskampagne begleitet werden.
Wir erlauben uns folgende Fragen an den Regierungsrat zu stellen:
• Sieht der Regierungsrat das breite Testen der Bevölkerung auch als einen erfolgsversprechenden Weg, die Infektionszahlen möglichst schnell zu reduzieren?
• Ist der Regierungsrat ebenfalls der Meinung, dass möglichst tiefe Infektionszahlen auch für die Wirtschaft (bei tiefen Infektionszahlen, schnellere Reduktion von Massnahmen) von Vorteil sind?
• Wie steht der Regierungsrat zum Thema «Breites Covid-Testen in der Bevölkerung» (mittels Anordnung durch den kantonsärztlichen Dienst und durch geeignete Institutionen zielorientiert organisiert und durchgeführt)?
• Kann sich der Regierungsrat vorstellen, die Möglichkeit zu schaffen, dass auch mit Antigen-Schnelltests ein breites Publikum getestet werden kann, um Veranstaltungen innerhalb des gleichen Tags zu ermöglichen (bspw. Generalversammlungen, kulturelle und Sport-Veranstaltungen)?
• Falls das breite Testen der Bevölkerung nicht Teil der aktuellen Test-Strategie des Regierungsrats sein sollte, welches sind die alternativen Massnahmen der aktuellen Test-Strategie des Regierungsrats, um möglichst rasch möglichst tiefe Infektionszahlen zu erreichen?
Wir beantragen zudem diese Interpellation als «dringlich» zu überweisen. Die aktuelle pandemische Lage mit ihren Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft fordern eine zeitnahe Bearbeitung.
Wir bedanken uns für die Beantwortung dieser Fragen.
Landrat Franz Landolt Landrat Ruedi Schwitter