Interview mit Christoph Kobelt



Interview mit Christoph Kobelt

glarus24.ch:Können Sie unseren Lesern kurz einen Einblick in Ihre Kindheit und den weiteren Verlauf geben.? Sie sind in einem Elternhaus aufgewachsen in welchem die Musik vom ersten Tag Ihrer Geburt sicher eine wichtige Rolle gespielt haben muss. Waren doch Ihre Mutter wie auch Ihr Vater Berufsmusiker. Wie haben Sie dies als Kind und auch später miterlebt?Christoph Kobelt: Ich bin im Elternhaus in Mitlödi aufgewachsen und besuchte im Heimatdorf auch die Primarschule und anschliessend in Glarus die Kantonsschule. Danach begann das Musikstudium in Zürich, wo ich mich als Kantor (Kirchenmusiker) und als Schulmusiker ausbilden liess. Zu jener Zeit war mein Vater Kantor am Grossmünster in Zürich und zugleich auch Leiter der Kirchenmusikschule. Daneben arbeitete er als Konsulent für Orgelfragen der eidgenössischen Denkmalpflege. Meine Mutter war Geigerin und Musiklehrerin, sodass ich während meiner gesamten Jugend- und Studienzeit zu Hause immer von Musik umgeben war. Auch nach meiner Ausbildung als Kirchenmusiker bildete ich mich in Gesang und Dirigieren ständig weiter. Schon während meiner Kanti-Zeit habe ich den Glarner Jugendchor geleitet. Wie erwähnt, in meinem Elternhaus wurde viel musiziert, meine Eltern und meine drei Brüder waren alle als Berufsmusiker tätig: Musik war für mich immer eine existenzielle Angelegenheit.glarus24.ch: Nun würde uns sehr interessieren, wie so ein Leben eines Musikers verläuft und auch abläuft? Wie waren die einzelnen Schritte oder Abschnitte Ihrer Laufbahn als Musiker, Komponist und Orchester- resp. Chorleiter?Christoph Kobelt: Bereits im Jahre 1978 wurde mein erstes grösseres Werk, das „Weihnachtskonzert“ in der Stadtkirche in Glarus uraufgeführt. Bis heute wird es in Zürich alljährlich, in Glarus im Zweijahresrhythmus aufgeführt. Ich habe im Laufe der Jahre diverse Chöre geleitet. Erwähnt sei hier der Männerchor Glarus, der Glarner Kammerchor und das Chorseminar Liechtenstein. 1981 habe ich zusammen mit Singfreudigen Menschen unseres Kantons den Glarner Singverein gegründet. Deshalb feiert dieser Chor dieses Jahr sein 25jähriges Jubiläum. Seit 1984 leite ich zudem das Glarner Kammerorchester. Für mich ist immer wieder erstaunlich festzustellen, mit welcher Hingabe und Begeisterung die Amateure dieser Vereine sich für die vielen Proben und Konzerten einsetzen. Auch ausserhalb der Probenarbeit beschäftigen sich viele der LaienmusikerInnen mit der Materie der Musik und sind damit wichtige Träger der Glarner Musikkultur. In den vergangenen Jahren habe ich zudem verschiedene Werke komponiert. Unter anderem die Auftragskomposition des Glarner Regierungsrates „Cantaticum perpetuum“ oder die „Psalmenmesse“ zur Einweihung der renovierten Stadtkirche Glarus. Seit dem Jahre 2000 bin ich als Kantor an der Stadtkirche Winterthur tätig. Aufgrund meiner Werke als Komponist wurde man dort auf meine Person aufmerksam und man hat mir diese interessante Stelle angeboten. Während ein bis zwei Tage in der Woche arbeite ich nun in Winterthur, die Büroarbeit kann ich im Internetzeitalter Zuhause erledigen.glarus24.ch: Was bedeutet Ihnen in Ihrem Leben Ihre Familie? Sind Ihre Kinder ebenfalls musikalisch erblich vorbelastet?Christoph Kobelt: Die Familie ist für mich ein sehr wichtiges Umfeld und hier möchte ich in erster Linie meine Frau nennen und im gleichen Atemzug auch ihre kreative Tätigkeit als Töpferin. Sie hatte schon immer eine Ader zum künstlerischen Schaffen und in dieser Tätigkeit kann sie ihre Fähigkeiten voll ausleben. Zum Umfeld Familie gehören auch meine vier Kinder. Der älteste Sohn David ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Er hat Klavier und Orgel studiert und absolviert zur Zeit die Kirchenmusikschule in Zürich. Der zweitgeborene Moses studiert ebenfalls Kirchenmusik, aber in Luzern. Er hat auch als Maler und als Jazzpianist schon einiges auf dem Kerbholz. Jesaias, der Dritte, hat sich als Hochbauzeichner ausgebildet und arbeitet zur Zeit beim Architekten Peter Zumthor in Chur. In der nächsten Zeit möchte er mit dem Architekturstudium beginnen. Unsere Tochter Schoschana wird diesen Sommer die Maturaprüfung an der Kanti absolvieren. Sie möchte danach eine Ausbildung in Gesang und Cello beginnen. Wir haben in unserer Familie ein sehr kollegiales Verhältnis, wir können Ratschläge erteilen und entgegennehmen. Zu diesem wichtigen Familienumfeld gehört natürlich auch die gute Beziehung zu meinen Brüdern und ihren Familien.glarus24.ch: Sie haben als Musiker und Komponist sicher immer viele Pläne und auch Visionen. Wie sehen nun Ihre Pläne für die nahe aber auch die ferne Zukunft aus?Christoph Kobelt: Ideen sind immer viele vorhanden und es wird sich zeigen, was sich in der Zukunft realisieren lässt. Im Moment steht aber das 25jährige Jubiläum des Glarner Singvereins im Vordergrund. Wie erwähnt steht dieser Chor seit der Gründung unter meiner Leitung. Für das Jubiläum wird das Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn in der Stadtkirche Glarus aufgeführt. An diesem Anlass werden 120 Sänger und Sängerinnen aus dem Glarner Singverein und der Kantorei der Stadtkirche Winterthur mitwirken. Dieser grosse Chor wird von dem Orchester AD FONTES mit einer Besetzung von 45 Musiker und Musikerinnen begleitet. Dieses Ensemble spielt mit Instrumenten wie sie zur Zeit Mendelssohns verwendet wurden und steht unter der Leitung von Reto Cuonz, einem meiner Jugendfreunde aus der Glarner Schulzeit. Die Proben mit der gesamten Chorstärke werden abwechslungsweise in Winterthur und Glarus abgehalten. Ein gemeinsames Probewochenende in Einsiedeln hat bereits stattgefunden. Die Aufführung in Glarus findet am 20. Mai und diejenige in Winterthur am 21. Mai jeweils um 19.30 Uhr in der Stadtkirche statt. Ich freue mich ganz besonderen diese tolle Oratorium mit unserer begeisterten Schar zur Aufführung zu bringen.glarus24.ch: Sie Leben seit Ihrer Geburt in Mitlödi, sind also ein echter Glarner. Was bedeutet Ihnen das Glarnerland.Christoph Kobelt: Ich habe in der Tat den grössten Teil meines Lebens im Glarnerland verbracht. Wir, meine Familie und ich fühlen uns hier sehr wohl. Deshalb hat es mich besonders gefreut, dass mir der Glarner Regierungsrat der Glarner Kulturpreis 2005 zugesprochen hat. Es ist ein freundliches Zeichen, dass meine Arbeit hier im Kanton geschätzt wird.glarus24.ch bedankt sich für dieses Gespräch, welches in vielem über ein Interview hinausging. Es wurde im Verlaufe immer mehr zu einem sehr spannenden Dialog mit vielen interessanten Gesprächspunkten. Dies hier wiederzugeben würden aber den üblichen Rahmen sprengen. Die interessierten Leser finden im Anhang die Laudtatio von Hansruedi Zopfi sowie einen kurzen Werdegang und ein Werkverzeichnis von Christoph Kobelt. Es lohnt sich, diese Dokumente zu öffnen.Im Anhang:- Laudatio anlässlich der Verleihung des Kulturpreises 2005- Werdegang und Werkverzeichnis von Christoph Kobelt