Interview mit Colin Stüssi



Interview mit Colin Stüssi

glarus24:: Kannst du dich unseren Lesern kurz vorstellen?

Colin: Geboren bin ich am 4. Juni 1993 in Näfels und besuche zur Zeit auf der Stufe Sekundar die Glarner Sportschule. Nebst dem Radrennsport bin ich begeisteter Skifahrer und spiele auch gerne Unihockey. In der übrigen Freizeit beschäftige ich mich mit Lesen oder bin am Computer beschäftigt.

glarus24: Wie und in welchem Alter bist du zum Velofahren gekommen? Seit wann fährst du Rennen und wann konntest du das erste mal zuoberst auf das Podest stehen?

Colin: Mit sechs Jahren stand ich das erste Mal auf einem Fahrrad und habe während den ersten Jahren eigentlich nur „gebikt“. Mit Zehn hat mir mein Vater dann ein Rennvelo geschenkt und ich habe während einem Jahr, zusammen mit meinem Vater, ausschliesslich trainiert. Nach einem Jahr bin ich dann erstmals an einem Radrennen in Oberuzwil gestartet und errang gleichzeitig auch meinen ersten Sieg. In den folgenden Rennen konnte ich mich immer in den ersten Plätzen klassieren, ein weiterer Sieg gelang mir im Jahr 2004 nicht mehr. Ich betrachte mich als Allrounder ohne spezielle Stärken, aber auch ohne extreme Schwächen. Aber eigentlich ist der Sprint doch meine stärkste Waffe, ich lasse es aber im Rennen nicht unbedingt immer darauf ankommen.

glarus24: Wie gross ist der Trainingsaufwand im Sommer aber auch im Winter? Wer ist dein Trainer und in welcher Mannschaft fährst du zur Zeit?

Colin: Heute wird der Trainingsaufwand – im Gegensatz noch vor zehn Jahren – nicht in Kilometern, sondern in Stunden gemessen. Mein Trainingsaufwand ist im Vergleich zu den Konkurrenten aus dem Ausland gering. Ich habe bisher auch noch nie ein Trainingslager besucht, wie dies bei den deutschen oder österreichischen Jungenfahrern der Fall ist.

Vater René Stüssi: Der Grund weshalb in Stunden und nicht in Kilometern gemessen wird liegt darin, dass die Zahl der Kilometer wenig über die Härte und die Effizienz des jeweiligen Trainings aussagt.

Colin: Im Sommer beträgt der Trainingsaufwand in der Woche sechs bis zwölf und im Winter so gegen fünf Stunden. Das Training im Winter wird zudem sehr polysportiv gehandhabt, nebst Laufen steht auch Schneeschuhlaufen, Skifahren oder Schwimmen auf dem Programm. In der Sportschule wird Radrennfahren nicht speziell trainiert, wichtig ist hier vor allem, dass ich jederzeit bei genügend guter Schulleistung, an Rennen oder speziellen Trainings teilnehmen kann. Trainer ist wie eingangs erwähnt mein Vater, welcher auf Grund seiner früheren aktiven Renntätigkeit über sehr viel Erfahrung verfügt. Ich fahre im Team RBT Glarnerland OelHauser und auch im Regionalkader Ostschweiz, dieses wird von Martin Zopfi (Schwanden) als Swiss Olympic-Trainer geleitet. Wobei es sich beim RKOS nur um jeweilige Zusammenzüge mit speziellen Themen handelt.

glarus24: Was sind nun deine nächsten Ziele und kannst du dir vorstellen, Velofahren zu deinem Beruf zu machen?

Colin: Sicher ist das ein Fernziel von mir, ich werde aber auf jeden Fall begleitend zum Radrennsport eine Berufslehre absolvieren. Wobei im Moment mir noch nicht klar ist in welche Richtung diese Ausbildung geht. Tendenziell sehe ich für mich am ehesten eine Lehre als Kaufmann, wobei dies sicher nicht im Geschäft meines Vaters sein wird. Wir verbringen so schon viel Zeit zusammen, etwas Distanz kann sicher nicht schaden.

Vater René Stüssi: Im Moment ist Colin noch Schüler und zwar U15 auf 2008 steigt er zu den U17 auf und in dieser Kategorie wird auch die bekannte Jugend Olympiade durchgeführt. Die Teilnahme an dieser Olympiade, welche nur alle zwei Jahre durchgeführt wird, ist sicher ein erklärtes Ziel von Colin. In vier Jahren steigt er in die U19 zu den Junioren auf. In dieser Kategorie werden auch Strassen- und Bahnweltmeisterschaften durchgeführt. Colin wird nächstes Jahr aller Voraussicht nach ins Nationalkader berufen. Wir rechnen damit, dass er im Herbst das Aufgebot erhält.

glarus24: Wer sind oder waren deine grössten Vorbilder?

Colin: Diese Frage wird mir immer wieder gestellt und ich kann nur antworten, dass ich kein Vorbild habe, und dies von Anfang an. Ich habe auch keine Poster von Radrennfahrern im Zimmer aufgehängt. Ich habe mich immer auf mich und meine Stärken konzentriert und mich nie nach einem der bekannten Radrennfahrern gerichtet.

glarus24: Die Frage Doping im Radsport ist nach wie vor sehr aktuell und vor allem im Moment der Tour de France, in aller Munde. Wie stehst du zu diesem Problem und ist es deiner Meinung nach möglich, ohne „fremde“ Hilfe ein solches Rennen durchzustehen?

Colin: Es ist schwer diese Frage zu beantworten. Gerade gestern wurde im Radio darüber gesprochen und es wurden Zuschauer gefragt. Diese haben durchwegs gesagt, dass sie eine harte Tour wünschen. Die Antwort der Fahrer war, dass sie sicher bereit sind eine solche Tour zu fahren, aber ohne fremde Hilfe- sprich Doping in irgend einer Form – ist dies nicht zu schaffen. Ohne fremde Hilfe wäre das nur möglich, wenn wirklich keiner der Fahrer zu solchen Mitteln greift. Nur dann kann wieder von einem fairen Rennen die Rede sein. Es wird aber leider immer wieder schwarze Schafe geben und dies sicher nicht nur ausschliesslich im Radrennsport. Auf die Frage zurückzukommen, ich würde aus meiner heutigen Sicht auf keinen Fall zu Doping greifen, wenn meine Leistung nicht genügen sollte, um vorne in der Spitze mitzufahren und auch Rennen zu gewinnen. Aber vielleicht hat sich das Problem ja gelöst, bis zu dem Zeitpunkt in welchem ich bei den „Grossen“ um Siege „mitfighten“ kann.

Über das Wochenende hat nun Colin seinen nationalen und internationalen. 33. und 34. Sieg nebst vielen weiteren Podestplätzen seit 2004 erzielt (Ohne Regionale Rennen)

glarus24 bedankt sich bei Colin und seinem Vater für dieses äusserst ausführliche und interessante Gespräch. Sicher wird in den nächsten Jahren noch viel von Colin und seinen Leistungen im Randrennsport zu hören sein.