Interview mit Mark Hauser



(Bild: j.huber)
(Bild: j.huber)

glarus24.ch: Du bist einer der bekannteren Saxofonisten der Schweiz. Wie bist du eigentlich zur Musik gekommen?

Mark Hauser: In der Sekundarschule fragte mich ein Mitschüler, Thomas Müller, heute Mitglied der Band WEEP, ob ich nicht Lust hätte, bei ihrer Schülerband mitzumachen. Ich solle doch Saxofon lernen, das würde gerade so passen.So kam es, dass ich mit 14 Jahren, obwohl ich mich vorher nie gross für Musik interessierte, Fussball war mir immer wichtiger, das erste Mal ein Saxofon in den Händen hielt.So fing alles an und entwickelte sich dann Schritt für Schritt weiter. Im dritten Lehrjahr als Werkzeugmacher, war ich schon so angefressen, dass ich alles hinschmeissen wollte und vorhatte, mich für ein Musikstipendium zu bewerben. Meine Eltern sprachen jedoch ein Machtwort und verlangten, dass ich zuerst die Lehre abschliessen sollte.

Dann endlich, kurz nach der Lehre, bewarb ich mich am Berklee College of Music in Boston für ein Stipendium, wo ich von 1991 bis 1993 studierte.

glarus24.ch: Wie kam es, dass du dich auf Jazz konzentriertest?

Mark Hauser: Im Musikhaus Heiz, in Glarus, kaufte ich meine erste Jazzplatte von Sonny Stitt. Die hat mich derart gepackt, dass ich unbedingt so gut spielen wollte wie Sonny. Ich habe nur noch geübt und dabei viel die Schule geschwänzt. Sicher war auch die Zeit an der Jazzschule sehr prägend für mich.Gegen Ende der neunziger Jahre bekam ich an der Manhattan School of Music, in New York, ein weiteres Stipendium.

Während dieser anderthalb Jahre spielte ich oft mit The Roots, der Band, die ihren Stil als Organic Hip Hop bezeichnet, welcher als Mix zwischen Rap und Jazz angesehen wird.

Es war eine faszinierende Zeit, doch die Oberflächlichkeit der meisten Amerikaner bereitete mir irgendwann Mühe und ich beschloss, in die Schweiz zurückzukehren.

glarus24.ch: Mitte neunziger Jahre hast du in der Big Band von Pepe Lienhard gespielt und mit dieser Formation die Udo Jürgens Tour begleitet. Wie empfindest du diese Zeit im Rückblick?

Mark Hauser: Nach meinem ersten Studium in Amerika tourte ich mit verschiedenen Bands durch die Schweiz. Mit der Sängerin Sherma Andrews trat ich im City-Chäller in Glarus auf, wo mich Pepe Lienhard spielen hörte. Anscheinend gefiel ihm, was er hörte und er holte mich zur Udo Jürgens Tour. Diese Zeit war eine sehr wichtige Schule für mich. Ich lernte viel, über die kommerzielle Art Musik zu machen. Du gehst auf die Bühne, es ist zwar nicht dein Stil von Musik, doch du willst und musst einen guten Job machen.Ich spiele auch heute noch manchmal für Pepe Lienhard.

glarus24.ch: Hier sind wir bei einem Thema, das in der kleinen Schweizer Musikszene immer wieder die gleiche Frage aufwirft. Kannst du gut von der Musik leben?

Mark Hauser: Ich lebe verhältnismässig gut davon. Dies jedoch nur, weil ich kein Purist bin. Ich fixiere mich nicht nur auf Jazz. Würde ich dies tun, so müsste ich nebenbei mein Leben zu einem grossen Teil durch Musikstunden finanzieren. Ich spiele gern abwechslungsreich, ich bin flexibel. Es gefällt mir, Ungewohntes auszuprobieren, Experimente zu wagen und Neues zu lernen. Mir ist vor allem eins wichtig: Ich will spielen. Hier kommt mir auch das, was ich bei Pepe Lienhard gelernt habe, zugute: Studioaufträge professionell zu erledigen. Zudem habe ich zusammen mit meinem Bruder Thomas ein eigenes Saxofonmundstück entwickelt, das seit einem Jahr auf dem Markt ist und dessen Verkauf gut angelaufen ist.

glarus24.ch: Wie können wir uns deinen Musikeralltag vorstellen?

Mark Hauser: Ich bin ein Nachtmensch, was sicher auch mit meinem Beruf in Zusammenhang steht. Daher stehe ich eher späht auf. Nachmittags erledige ich den Bürokram, da ich mich selbst manage. Gegen Abend gehe ich entweder ins Studio oder zu einem Gig. Meine Arbeit besteht ungefähr zu einem Viertel aus Studioaufträgen, etwas mehr als die Hälfte sind mit Live-Auftritten abgedeckt und ein kleiner Teil meiner Zeit beanspruchen Privatschüler, die in unregelmässigen Abständen zu mir kommen. Zwischendurch beurteile ich auch an Musikschulen Prüfungen.

glarus24.ch: In den letzten Jahren tauchten in deinem Leben vermehrt Latinorhytmen auf. Warum?

Mark Hauser: Mein Vater lebt seit einigen Jahren in Mexico. Ich selbst habe dadurch viel in diesem Land gespielt. Während fünf oder sechs Touren durch Mexico, bin ich immer mehr in diesen Musikstil „reingerutscht“.

Mit dem Tango Bolero Projekt hab ich natürlich auch einen Musiktrend aufgegriffen, der seit einiger Zeit sehr aktuell ist, und ich mittlerweile grossen Erfolg damit habe.

Im Jahr 2005 haben wir den Kulturpreis von Mexico gewonnen, den wir dieses Jahr noch in Empfang nehmen dürfen.

glarus24.ch: Welches sind deine nächsten Projekte?

Mark Hauser: Ein neues Projekt ist diese DJ Sache. Die Fusion von House und Chill Out Grooves mit Jazz ist sehr reizvoll. Ich bin mit diversen DJ’s in verschiedenen Zürcher Clubs damit aufgetreten. Es gefällt mir, kommt bei den Leuten gut an und darum habe ich beschlossen, mit dem Projekt fortzufahren. Tango Bolero wird aber auch weiterhin ein wichtiger Teil meiner Arbeit sein.

glarus24.ch: Welche Musik hörst du privat?

Mark Hauser: Eigentlich fast alles. Alles, was mir gefällt. Sicher nicht nur Jazz. Sting und Prince sind für mich ganz grosse Musiker, die ich gerne höre und mit denen zu spielen ein Traum für mich wäre.

glarus24.ch: Welches sind deine Interessen neben der Musik?

Mark Hauser: So banal das klingt: Autos. Genauer gesagt; Oldtimer. Ich restauriere gern selbst alte Autos. Als Ausgleich zu meinem Beruf, habe ich zwischendurch das Bedürfnis mit den Händen arbeiten. Vielleicht auch ein Überbleibsel meiner Lehrzeit als Werkzeugmacher.

glarus24.ch: Musikszene Schweiz. Was hältst du davon?

Mark Hauer: Es kommen viele Junge, die super talentiert sind. Das Niveau ist um einiges höher, als noch vor zehn Jahren. Leider ist der Futterneid, aber auch dementsprechend hoch. Der Schweizer neigt zu diesem unnötigen, kleinbürgerlichen Denken. Schade, das bräuchte es, meiner Meinung nach, nicht.

glarus24.ch: Du bist in Näfels aufgewachsen. Was bedeutet dir heute das Glarnerland?

Mark Hauer: Ich halte mich relativ wenig im Glarnerland auf. Wenn, dann um mein Mami zu besuchen, oder um geschäftliche Dinge mit meinem Bruder zu besprechen. Doch ich komme gerne. Hier sind meine Wurzeln. Ich freue mich darüber, Leute von früher treffen. Wohnen kann ich im Moment nicht im Glarnerland. Beruflich gesehen muss ich mich in der Nähe einer grösseren, zentralen Stadt aufhalten. Hier bin ich im am Puls und fähig, schnell zu reagieren.

glarus24 bedankt sich vielmals für das interessante Gepräch und wünscht Mark Hauser nicht nur auf seinem musikalischen Weg viel Erfolg.