Interview mit Melanie Marti



(Bild: d.lauppper)
(Bild: d.lauppper)

gl24: Wie stehst Du zum Glarnerland?

MM: Ich liebe das Glarnerland. Ich fühle mich hier zuhause. Die Berge, die Natur, das sind alles Dinge, ohne welche ich nicht leben könnte.

gl24: Wie kamst Du zum Kunstturnen?

MM: Meine Eltern haben in Haslen das Geräteturnen aufgebaut. Da ich noch ein kleiner Knopf war, wurde ich von den Eltern in die Turnhalle mit genommen. Dadurch hielt ich mich von klein auf sehr oft in der Turnhalle auf, und turnte mit.

gl24: Gab es Zeiten, in denen Du Dich zwischen Schule und Beruf (Kunstturnen) entscheiden musstest?

MM: Nein. Ich ging bis zur vierten Klasse im Glarnerland zur Schule. Die fünfte und sechste Klasse, sowie die Oberstufe absolvierte ich in Rüti/ZH. Seit der 3. Sekundarschule bin ich nun in Magglingen. In Rüti waren die Stundenpläne so gestaltet, dass ich pro Tag je 2 mal in der Schule und 2 mal im Training war. Man nennt dies 2-phasiges Training.

gl24: Wie viele Stunden trainierst Du am Tag?

MM: Ich verbringe etwa sechs Stunden pro Tag in der Turnhalle mit trainieren.

gl24: Gab es Zeiten, in welchen Du bereut hast, oder Du Dir gewünscht hast, mit dem Spitzensport aufzuhören?

MM: Ja, klar. Motivationsprobleme haben alle in ihrer Kariere. Vor allem dann, wenn man verletzt ist. In den 14 Jahren die ich jetzt kunstturne suchte auch mich ab und zu mal das Verletzungspech heim. Dies dämpft natürlich die Stimmung und Motivation. Als ich dann vor 4 Jahren die Hüfte operieren musste, dachte ich ernsthaft über das Aufhören nach. Doch erstaunlicherweise habe ich mich sehr schnell und ausserordentlich gut, von der Operation erholt. Als ich im selben Jahr dann den persönlichen Startplatz für die Olympiade erkämpft habe, war für mich klar, dass ich weitermache.

gl24: Wie sieht es mit dem ganzen Starrummel und Deinem Privatleben aus?

MM: Hier in der Schweiz ist es ja kein Problem. Jeder kann sich frei bewegen, ohne Personenschutz und so weiter. Nein, ich habe keine Probleme damit.Im Glarnerland kommen oft Leute auf mich zu und fragen nach Autogrammen. Selten habe ich das Bedürfnis, einfach mal in Ruhe gelassen zu werden.

gl24: Was unternimmst Du, wenn Du Ruhe braucht?

MM: (lacht) Dann komme ich nach Hause ins Glarnerland. Heute beispielsweise, war ich mit meinen Eltern Schneeschuhwandern. Das ist immer sehr schön.

gl24: Was waren Deine grössten Erfolge?

MM: Meine grössten Erfolge waren sicherlich die gute Rangierung bei der WM in Melbourne, die Teilnahme an der Olympiade und last but not least die beiden Schweizermeistertitel.

gl24: Was für Eindrücke sind Dir von Olympia geblieben?

MM: Die Zeit der Olympiade wird mir immer unvergesslich bleiben. Ich habe sportlich, aber auch menschlich viel gelernt. Da ich ohne meine Kolleginnen aus dem Nationalkader unterwegs war und ich nicht immer mit den Jungs unterwegs sein wollte, musste ich viele Ausflüge alleine planen und durchführen. An Olympia habe ich viele verschiedene Sportarten kennen gelernt, die ich vorher nur wenig wahrgenommen habe. Es war eine erstaunliche Zeit.

gl24: Melanie, Du bist ja zweifache Schweizermeisterin im Kunstturnen. Ist es Dein Ziel auch dieses Jahr den Titel zu holen?

MM: Ja, klar. Es ist natürlich immer schön einen Schweizermeister Titel, oder auch ein Turnier zu gewinnen. Dieses Jahr wäre aber für mich ganz speziell und wichtig, da die Schweizermeisterschaft im Kunstturnen ja am 16./17. September in Glarus stattfindet. Vor Heimpublikum zu gewinnen ist natürlich der grösste Traum eines jeden Sportlers.

gl24: Darf ich etwas Persönliches fragen? Verdient man viel mit Kunstturnen?

MM: Klar darfst Du. (lacht) Nein, als Kunstturnerin verdient man praktisch nichts. Leider ist das Kunstturnen eine Randsportart. Rate mal, was war das Preisgeld von meiner Kollegin, die bei einem Weltcup-Turnier dritte geworden ist. Was denkst Du, wie hoch war ihr Preisgeld?

gl24: Ich habe keine Ahnung, vielleicht 2000 Sfr?

MM: (lacht) Nein, Du liegst da komplett daneben. Es waren nur gerade 50 Euro. Wobei davon noch 40% dem Verband abgegeben werden müssen.

gl24: Vielen Dank für Deine Zeit und Deine offenen und ehrlichen Antworten. Glarus24.ch wünscht Dir weiterhin viel Erfolg, und wird Dich zweifellos bei Deinen sicherlich noch grossen Erfolgen begleiten.