Interview mit Perikles Monioudis



(Bild: j.huber)
(Bild: j.huber)

glarus24.ch: Ihrer Biografie entnehmen wir, dass Sie in Glarus geboren sind und auch die gesamte Schulzeit, mit einem Unterbruch in Schiers, in Glarus absolviert und 1987 mit der Matura abgeschlossen haben. Anschliessend begannen Sie das Studium an der Uni in Zürich, mit dem Studienabschluss (lic.phil.I) in Soziologie, Politologie und allgemeines Staatsrecht im Jahre 1993. Hatten Sie zu jener Zeit bereits den Wunsch, später einmal Schriftsteller zu werden?

Perikles Monioudis: Bereits in meiner frühen Schulzeit, als ich mit dem Lesen begann, entstand in mir der Wunsch zu Schreiben. So füllte ich eine Unmenge von Schulheften mit Cowboygeschichten. Wenn einen die Buchstaben anlachen, wird man unweigerlich zum Leser. Durch das viele Lesen entstand in mir der Wunsch zu Schreiben. Ich verfasste während meiner Schulzeit und meines Studiums zahlreiche kleine Geschichten und Erzählungen und wagte mich dann im Laufe der Zeit auch an längere Texte. Ich habe mich damals entschieden, mein Studium auf jeden Fall abzuschliessen, obwohl bereits erste Erzählungen von mir veröffentlicht wurden.

glarus24.ch: Im Jahre 1988, also noch während Ihrer Studienzeit, veröffentlichten Sie kurze Prosa in der literarischen Zeitschrift „Einspuch“ in Zürich. War das der Beginn Ihrer schriftstellterischen Laufbahn?

Perikles Monioudis: Die Zeitschrift „Einspruch“ existiert nicht mehr, war aber zu jener Zeit für die jüngeren Autoren sehr wichtig. Sie war ein Abbild der damaligen Zeit und bot uns die Gelegenheit, mit Schriftstellern wie Peter Bichsel oder Max Frisch in Kontakt zu gelangen. Es war eine generationenübergreiffende Zeitschrift. Zu diesem Kreis zu gehören, war schön und sicher auch eine Hilfe. Der Zufall spielt in einer Laufbahn eine nicht zu unterschätzende Rolle. Aber ohne Engagement und Einsatz geht nichts oder nur sehr wenig.

glarus24.ch: Nebst verschiedenen Schreibaufenthalten im Ausland fällt auf, dass Sie auch Sportberichterstatter für die Neue Zürcher Zeitung waren. Wie war und ist Ihre Beziehung zum Spitzensprot und zum Sport im Allgemeinen?

Perikles Monioudis: Damals erhielt ich von der NZZ eine Anfrage, als Fussballberichterstatter zu fungieren. So verfolgte ich in den Fussballstadien der Schweiz die Spiele und schrieb darüber. Diese Tätigkeit war für eine bestimmten Zeit eine witzige Sache. Später habe ich für andere Zeitungen in Deutschland Spiele besucht. Vor allem in Deutschland ist aber die Sportberichterstattung heute eher im Sinne von Marketing zu verstehen. Die grossen und namhaften Vereine kooperieren mit den Bildmedien, der freie Journalist etwa hat nur noch beschränkt Zutritt zu den Stadien. Ich stelle im allgemeinen fest, dass das Spielniveau sich gesteigert hat, der Fussball ist attraktiver geworden. In meiner Jugend habe ich aktiv beim FC Glarus im Mittelfeld gespielt. Fussballspielen hat mir immer grosse Freude bereitet.

glarus24.ch: Ebenfalls noch während Ihrer Studienzeit gründeten Sie im Jahre 1992 zusammen mit Peter Weber und Felix Kauf das Autorennetzwerk „Netz“. Können Sie unseren Lesern etwas über dieses Projekt sagen?

Perikles Monioudis: Netz wurde von jungen Autoren gegründet. An den Sitzungen nahmen jeweils 20-30 junge Schriftstellerund Schriftstellerinnen teil. Es wurden verschiedene Texte vorgetragen, worüber anschliessend diskutiert wurde. Als Schreibender ist man auch Lesender. Jährlich fanden zwei bis drei Treffen statt. Wir hatten viel Aufmerksamkeit erregt, vor allem Ruth Schweikert und Peter Weber. Zur Frankfurter Buchmesse 1998 haben wir das Netz-Lesebuch veröffentlich. Netz besteht auch heute noch, allerdings in einem etwas engeren Rahmen, auf Freundschaften beruhend.

glarus24.ch: Sie haben im Laufe Ihrer noch jungen Karriere bereits mehrere Romane und Erzählungen veröffentlicht. Zudem haben Sie bereits einige wichtige Auszeichnungen erhalten wie: Preis der Schweizerischen Schillerstiftung, Hermann-Ganz-Preis des Schweizerischen Schriftstellerverbandes und auch den bedeutenden Conrad-Ferdinand-Meyer Preis. Was bedeuten Ihnen diese Auszeichnungen?

Perikles Monioudis: Auszeichnungen als solche sind immer wichtig. Sie erhöhen den Bekanntheitsgrad. Nicht zu unterschätzen ist die damit zusammenhängende finanzielle Unterstützung. Sicher, Auszeichnungen sind immer eine grosse Ehre. Für mich ist es aber eine ebenso grosse Ehre, wenn jemand mein Buch zu Ende liest und dann nach einem weiteren von mir greift.

glarus24.ch: Im Jahre 1996 verlegten Sie Ihren Wohnsitz von Zürich nach Berlin. Was war der Hauptgrund Ihres Umzuges in die heutige Hauptstadt Deutschlands? Ihrer Biografie ist zu entnehmen, dass Sie immer wieder in verschiedenen Städten Deutschlands tätig waren. Weshalb diese Beziehung zu Deutschland?

Perikles Monioudis: In jenem Jahr erhielt ich vom Berliner Senat ein fünfmonatiges Stipendium im Literarischen Colloquium Berlin. Ich bin in Berlin geblieben, lebe noch heute in dieser pulsierenden Stadt. In Lauf der Jahre habe ich verschiedene Stipendien in Deutschland erhalten. So zum Beispiel vom Land Baden-Württemberg im Schloss Solitude in Stuttgart. Dort trafen sich 80 Künstler verschiedener Richtung für sechs Monate. Es wurde ein Lohn entrichtet und ein Zimmer zur Verfügung gestellt. Internationale Juroren luden dazu ein. Bei mir war es der Literatur-Nobelpreisträger von 2003, John M. Coetzee. In all den Jahren bin ich viel gereist und habe Lesungen und Vorträge in verschiedenen Staaten gehalten.

glarus24.ch: Nun, zu guter Letzt noch eine Frage, welche unsere Leser sehr interessiert: was bedeutet Ihnen das enge Tal und die kleine Stadt Glarus heute? In welcher Beziehung und Verbindung stehen Sie noch zu Ihrem Geburtsort?

Perikles Monioudis: Ich bin nach wie vor oft im Glarnerland. Die Orte der Kindheit sind magische Orte. Gern kehre ich zurück an die Stätte meiner Kindheit, stelle dabei aber auch immer Veränderungen fest. Ich bedauere etwa, dass das Café Freuler noch immer geschlossen hat. Das Glarnerland bleibt meine Heimat.

Eine Bemerkung von Perikles Monioudis ist weiter erwähnenswert. Er würde es begrüssen, wenn die Moderatorinnen und Moderatoren oder Literatursendungen im Schweizer Fernsehen die Wurzeln auch in der Schweiz und auch Kenntnis der Schweizer Literatur hätten. Die Literatur kann, nach seinen Worten, nicht vom Land getrennt werden.

Wir haben dann das Gespräch noch eine längere Zeit fortgeführt. Statt der geplanten Stunde dauerte das sehr interssante Interview annähernd zwei Stunden. Zwei Stunden, welche wie im Fluge vergingen. Für glarus24.ch war dieses Gespräch ein Erlebnis, und wir danken Perikles Monioudis, dass er sich die Zeit zu diesem Treffen genommen hat. Wir werden mit grossem Interesse seine weitere Karriere verfolgen und sind bereits heute auf seinen nächsten Roman gespannt.

Unter www.monioudis.de können Sie mehr über den Autor erfahren.

Die Handlung des neusten Romans (ein Kriminalroman) von Perikles Monioudis („Freulers Rückkehr“) spielt im Glarnerland.