Interview mit Valeria Spälty






gl24: Es sind nur noch wenige Tage bis zur Olympiade in Turin. Bist du nervös?V.S: Nein überhaupt nicht. Und gerade das macht mich ein bisschen nervös.gl24: Wie verbringst du die Zeit bis zur Olympiade?V.S: Momentan habe ich noch Vorlesungen an der Universität. Ich muss noch Prüfungen vorholen, da ich im Februar nicht an die Uni kann. Ich studiere Sport und Pädagogik in Bern. Ausserdem haben wir noch Nati A Spiele. Am 6. Februar trifft sich das Kader und am 9. Februar fahren wir nach Turin, damit wir rechtzeitig vor der Eröffnungsfeier, am 10. Februar, dort sind.gl24: Was ist das Ziel eurer Mannschaft?V.S.: Wir streben eine Medaille an. Wir sind uns jedoch bewusst, dass viele Nationen dieses Ziel haben. Es wird nicht einfach werden. Olympische Spiele sind nicht mit einer EM zu vergleichen. Gegen jedes Team kann man gewinnen, aber auch verlieren. Wenn wir eine gute Woche haben, können wir’s aber durchaus aufs Podest schaffen. Wir sind zuversichtlich und werden unser Bestes geben.Es ist gut das wir mit Miriam (Skip der Mannschaft) jemand dabei haben, der schon letztes Mal an Olympia dabei war und den ganzen Rummel und das Geschehen kennt. Sie hat damals die Silbermedaille gewonnen.gl24: Wie bist du zum Curling gekommen? Und wie hast du es so weit gebracht?V.S.: Durch meinen Grossvater. Er hat mich zur Eröffnung der Curlinghalle in Glarus mitgenommen. Es hat mir sofort riesigen Spass gemacht und wir waren eine tolle Gruppe. Ich werde diese Donnerstagabende nie vergessen, die waren einfach unübertrefflich! Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht nur das Spiel, sondern mindestens so fest das Zusammensein mit den andern Junioren geliebt. Ich bin sehr glücklich und dankbar, so eine schöne Juniorenzeit erlebt haben zu dürfen – merci Jungs und Mädls!Viele, ich glaube es waren etwa genau zehn, Jahre spielte ich mit Glarus.Mit 16 hatte ich die einmalige Chance, mit Flims in der Nati A zu spielen. Mit den Glarner Juniorinnen spielte ich jedoch dennoch weiter. Als ich mit meinem Glarner Team 2002 den Schweizermeistertitel feiern und zwei Mal an Juniorinnenweltmeisterschaften teilnehmen durfte, musste ich bei Flims aufhören zu spielen.Als sie jedoch 2004 wieder eine Spielerin suchten, kehrte ich sehr gerne zurück und war – und bin - dankbar wieder im Team Flims zu sein.Mit diesem Team errang ich noch als Ersatzspielerin an der EM 04 in Sofia die Silbermedaille. Die wir an der EM 05 verteidigten, diesmal war ich jedoch als Stammspielerin auch auf dem Eis.gl24: Wie habt ihr euch für die Olympiade qualifiziert?V.S.: Das war ein ziemlich kompliziertes und langes Prozedere. Erstens musste man zwischen 2002 und 2005 Schweizermeister werden, was mein Team 2004 schaffte. An der kommenden EM mussten wir unter die ersten Sieben kommen. Mit dem Gewinn der Silbermedaille erreichten wir die Vorgabe und qualifizierten uns für die WM. Nun waren wir für das Ausscheidungsturnier im März 2005 qualifiziert.Diesen bis am Sonntagabend um 23.03 dauernden Krimi, konnten wir für uns entscheiden und wurden somit von SWISS Curling und Swiss Olympic vorselektioniert. Wir waren unserem Ziel einen grossen Schritt näher. An der darauf folgenden EM Im Dezember 05 forderte Swiss Olympic einen Platz unter den ersten fünf Nationen. Wenn wir dies erreichen, sind wir das Olympiateam, wenn nicht, gibt’s ein erneutes Ausscheidungsspiel. Mit dem erneuten Gewinn der Silbermedaille sicherten wir uns den Startplatz in Turin und durften endlich jubeln…gl24: Wie bringst du Studium und Spitzensport unter einen Hut?V.S.: Das ist nicht sehr einfach und das Studium leidet gewaltig. Aber für mich geht der Sport in diesem Winter vor. Es wird schon versucht, mir so gut es geht entgegen zu kommen. So haben sie mich vom „Geräteturnen“ befreit, als ich Probleme mit dem Fuss hatte, und kann dies dann nachholen. Aber es ist dennoch nicht ganz einfach. Beide, Curling und Studium, erwarten einen 100%igen Einsatz von mir.gl24: Du hast deinen Fuss angesprochen, wie sieht es bei dir mit Verletzungen aus?V.S.: Die Verletzung habe ich mir im Sommer zugezogen. Ich habe einfach zu viel trainiert und nicht auf meinen Körper gehört. Irgendwann wars dann zu viel und ich konnte ihn nicht mehr recht bewegen, geschweige denn belasten. Aber mein Verband- und mein Vertrauensarzt und natürlich auch mein Physiotherapeut haben mich sehr gut unterstützt und jetzt ist das fast kein Problem mehr.gl24: Wie sieht dein Training aus?V.S.: Das hängt ganz von der Jahreszeit ab. Im Sommer trainiere ich vor allem Ausdauer und Kraft, da es natürlich wenige Gelegenheiten gibt auf Eis zu trainieren. Im Winter steht dann vor allem das Eistraining im Vordergrund. Ich bin in der Woche 5-7 Mal auf dem Eis. Mit der Mannschaft sind wir jede Woche einen halben Tag auf dem Eis und natürlich am Wochenende zusammen unterwegs. Ansonsten trainiere ich allein in einer Eishalle in Bern. Meinen Trainingsplan kann ich relativ frei gestallten. Der Trainer gibt mir Inputs und Anregungen.gl24: Kann man vom Curling leben?V.S.: Nein, ganz klar nicht. Die Flüge und die übrigen Spesen werden von Verband und Sponsoren übernommen, aber sonst verdiene ich nichts. Ich habe es gut, da ich studiere und von meinem Vater unterstützt werde, aber meine Kolleginnen arbeiten alle zwischen 50-80%.gl24: Was bedeutet für dich das Glarnerland?V.S.: Sehr viel! Meine ganze Familie lebt hier und ich komme gerne hierher zurück. Hier kann ich mich entspannen und mich „erden“. Leider habe ich sonst nicht mehr viele Kontakte im Glarnerland, da ich nicht so viel hier bin. Und wenn ich mal da bin, da gehe ich kaum in den Ausgang, sondern geniesse lieber einen ruhigen Abend zuhause. Aber ich liebe das Glarnerland, es ist meine Heimat.gl24: Vielen Dank für das Gespräch und wir drücken dir ganz fest die Daumen für Turin.