Interview mit Vreni Netzer



(Bild: e.huber)
(Bild: e.huber)

Glarus24.ch:Erzählen Sie uns kurz ein wenig über Ihre Kindheit und Ihre Familie

V. Netzer: Ich bin in Netstal zusammen mit neun Geschwistern aufgewachsen. Meine Eltern hatten einen grösseren Bauernbetrieb. Breits mit 22 Jahren habe ich gerheiratet. Noch heute wohne ich zusammen mit meinen drei Töchtern in Netstal. Seit 25 Jahren arbeite ich zusammen mit meinem Bruder Mathias in der Milchzentrale in Netstal.

Glarus24.ch: Sie arbeiten tagsüber im Betrieb Ihres Bruders im Laden. Wann haben Sie denn noch Zeit für Ihre künstlerische Tätigkeit?

V. Netzer: Zusammen mit meinem Bruder leite ich die Milchzentrale in Netstal. Dies ist für mich eine Vollbeschäftigung. Dadurch kann ich natürlich während dem Tag nicht an meinen Bildern arbeiten. Dies erfolgt dann in der Freizeit, am Abend oder über das Wochenende. Ich male immer phasenweise während einer Zeitspanne von drei bis vier Monaten. Danach fühle ich mich wie leer und brauche eine schöpferische Pause. In dieser Zeit sammle ich mich - für neue Ideen und Werke.

Glarus24.ch: Sie haben ganz spezielle Fähigkeiten oder ein spezielles Talent. Ist Ihnen dies bereits in die Wiege gelegt worden oder wie sind sie dazu gekommen.?

V. Netzer: Bereits in der Schule habe ich sehr gerne und wie mir die Lehrer attestierten, auch gut gezeichnet. Bilder haben mich schon immer magisch angezogen. Nach der Schule liess ich mein Talent schlummern. Erst aus einer Lebenskrise heraus, praktisch als Therapie, habe ich wieder mit malen begonnen. Während drei Jahren absolvierte ich eine Heimschule der Neuen Kunstschule Zürich. Die Werke aus dieser Zeit habe ich sämtliche verschenkt. Anfangs der 90er Jahre hatte ich dann eine erste kleine Ausstellung mit Aktbildern, Bildern von Clowns oder Blumen. Es handelte sich damals um Aquarellbilder, später folgten Bilder mit Oel auf Leinwand.

Glarus24.ch: Weshalb und seit wann sind Kühe das Hauptmotiv Ihrer Bilder. Wie kamen Sie auf die Idee, die Yoghurtbecher Ihres Bruder mit dem Kuhmotiv zu verschönern?

V. Netzer: Im Jahre 1999 habe ich mit dem Motiv der Kuh begonnen. Ich war auf der Suche nach etwas Neuem. Die Kuh als solche hat mich schon in meiner frühesten Kindheit begeistert. Oft habe ich in kalten Wintertagen die Wärme dieses Tieres gesucht. Deshalb sind mir die Kühe so ans Herz gewachsen. Übrigens, auf jedem meiner Bilder erscheint verdeckt ein spiralförmiges Zeichen. Dieses Symbol hat für mich mit der inneren Energie zu tun. Ich bin nun seit sieben Jahren mit diesem Motiv verbunden. Ich male nie auf Auftrag. Jedes Bild entspringt meiner Idee und ist ein Unikat. Meine Bilder werden an verschiedenen Ausstellungen präsentiert. Ich verkaufe nur fertige Bilder, welche meinen Ansprüchen gerecht werden. Vor drei Jahren entstand die Idee, den Yoghurtbecher mit einem Kuhmotiv zu verzieren. Einmal werden die Yoghurt in der Milchzentrale in Netstal hergestellt und zum anderen schliesst der Konsument von der Kuh automatisch auf den Inhalt. Es handelt sich im übrigen um den Abzug eines meiner Bilder. Ein Motiv direkt auf die Rundung des Bechers zu malen ist sehr schwer und mit enorm viel Aufwand verbunden. Mit diesem neuen Becher konnten wir einen guten Erfolg erzielen und den Verkauf steigern.

Glarus24.ch: Wie wir erfahren konnten, haben Sie vor kurzem auch ein Kinderbuch herausgegeben. Wie kam es dazu und was war der Ursprung für dieses Buch?

V. Netzer: Das Buch „Lisa hat Heimweh“ bestand eigentlich schon lange in meinem Kopf aber auch in einer Schublade zu Hause auf Papier. Inspiriert haben mich meine Töchter. Ich musste ihnen ständig Geschichten erzählen. Am liebsten wollten sie Geschichten, welche ich mir ausgedacht habe. Wie gesagt, bereits vor fünf Jahren entstand ein erster Entwurf dieses Buches. Zu jener Zeit hatte ich aber nicht genügend Geld, um dieses Buch auch zu veröffentlichen. Es scheint, dass die erste Auflage bald ausverkauft ist und es ist eine zweite Auflage geplant. Das Buch kann bei der Buchhandlung Baeschlin in Glarus, beim Glarussell, in der Molki Netstal oder bei der Südostschweiz bezogen werden.

Glarus24.ch: Sie haben einen zweiten Wohnsitz im Engadin. Was sind die Gründe dieses jeweiligen Wohnwechsels und wo leben Sie lieber?

V. Netzer: Mein zweiter Wohnsitz ist in Savognin und nicht im Engadin. Hier wohnt mein Mann und führt einen kleineren Bauerbetrieb. Ich bin ab und zu in Savognin, denn dort kann ich Kraft tanken und auch kreativ arbeiten. Meine jüngste Tochter absolviert im Glarnerland ihre Ausbildung, weshalb ich in letzter Zeit mehr in Netstal als in Savognin lebe. Trotz der ebenfalls schönen Gegend meines zweiten Wohnsitzes fühle ich mich in Netstal mehr zu Hause. Hier habe ich meine Kinder, meine Geschwister und meine Mutter. Wir haben einen sehr grossen Sinn für Familienzugehörigkeit. Die Familie gibt mir die notwendige Kraft und ist für mich die Insel die man ab und zu einfach braucht.