Ist die Fischerei im Kanton Glarus am Scheideweg angelangt?

Diese berechtigte Frage stellt sich dem Kantonalen Fischereiverband Glarus, nachdem Statistiken zweifellos bestätigen, dass der Lebensraum aller Fische in unseren Gewässern vielfach wegen baulichen Massnahmen, teilweise aber auch wegen fragwürdigen Gesetzen immer mehr eingeschränkt wird. Zahlreiche Fischarten sind vor dem Aussterben bedroht! In einem ständigen Kampf mit behördlichen Erlassen und Gesetzen kämpfen die Fischer landesweit um den Erhalt des Fischbestandes. Diese und andere Themen standen im Zentrum der 120. ordentlichen Delegiertenversammlung im Restaurant Mühle in Mühlehorn.



Gemeindepräsident Glarus Nord
Gemeindepräsident Glarus Nord

Am vergangenen Freitagabend trafen sich die Delegierten des Kantonalen Fischereiverbandes im Restaurant Mühle in Mühlehorn zur 120. ordentlichen Delegiertenversammlung.

Verbandspräsident Bruno Denzler konnte nebst den zahlreich anwesenden Delegierten Martin Laupper, den Gemeindepräsidenten von Glarus Nord; André Blanc, Vizepräsident des Schweizerischen Fischereiverbandes; Werner Tresch, Fischerei-Inspektor Kanton Uri; und Marino Betschart, Vorstandsmitglied des Fischervereins Uri; Dr. Christoph Jäggi von der Jagd- und Fischereiverwaltung des Kantons Glarus; sowie den Fischereiaufseher Andreas Zbinden begrüssen.

In gewohnt souveräner Manier führte Verbandspräsident Denzler durch die Verhandlungen. Das ausführliche Protokoll der letzten Delegiertenversammlung, verfasst von Aktuar Thomas Schuler sowie die saubere Buchführung von Kassier Kurt Eggli für das Jahr 2012 fanden die uneingeschränkte Zustimmung der Delegierten. Das Jahr 2013 ist kein Wahljahr. Deshalb gab es keine Wahlen und Anträge mussten ebenfalls keine behandelt werden.

Sorgen um den Fischbestand in Glarner Gewässern

«Sind wir am Scheideweg der Fischerei in unserem Kanton angelangt und können wir an unseren einst so schönen Bächen im Glarnerland bald nicht mehr fischen? Wo ist die Kraft zum Kämpfen für unser Hobby geblieben, und wie weit haben wir es kommen lassen mit Vorschriften, die zum Teil berechtigt sein können, aber nicht die gewünschte Wirkung erzielen? Warum wird bald der letzte Quadratmeter Boden zubetoniert und wieso wird dem Raum, den ein Gewässer braucht, viel zu wenig Beachtung geschenkt?» Mit diesen provokativen Fragen konfrontierte Verbandspräsident Bruno Denzler eingangs seines Jahresberichts die 45 anwesenden Stimmberechtigten. Seine Frage ist in Anbetracht der Probleme mehr als berechtigt. Die Fischerei wird jährlich vermehrt wegen neuen Vorschriften eingeschränkt. Kleinkraftwerke schiessen wie Pilze aus dem Boden. Diese verursachen plötzliche Anstiege und Abfälle des Wasserstandes, verbunden mit raschen Temperaturschwankungen. Diese künstlichen Hochwasser sind für die Fische mörderisch. Laichplätze werden zerstört, Jungfische werden wegespült und beim Zurückgehen des Wasserstands verenden jedes Mal zahlreiche Fische. Auch wenn heute kompetente Leute in der Regierung und in der Verwaltung sitzen, sind deren Hände gebunden, sobald vom Bund wieder neue Gesetze erlassen werden. Aspekte des Tierschutzes stehen im Vordergrund und werden ohne Wenn und Aber umgesetzt. Da konnten weder der Schweizerische Fischereiverband SFV noch andere Körperschaften sich wehren. Dabei haben die Fischer nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte, die künftig mit aller Kraft eingesetzt werden müssen.

Im Jahresprogramm 2013 stehen drei Aktivitäten im Vordergrund. Am Samstag, 20. April, ab 08.00 Uhr üben die Teilnehmer des diesjährigen Fischerkurses beim Tankgraben in Näfels die Praxis des Fischens. Der zweite Anlass findet am 17. August 2013 in Glarus statt. Ab 09.00 Uhr steht beim Naturzentrum Glarnerland beim Bahnhof im Rahmen des UNESCO-Weltwasserjahres 2013 das Thema «Glarner Wasser» im Vordergrund. Der KFVG wird mit verschiedenen Events auf sich aufmerksam machen und die Presse zu gegebenem Zeitpunkt genauer über seine Aktivitäten informieren. Der dritte Anlass ist der Tag der Fischerei des SFV am Samstag, 31. August 2013. Verschiedenen Darbietungen und die Besichtigung des Fischerei-Museums und der Brutanstalt in Netstal verspricht ein interessantes Programm, zu dem nicht nur alle Jünger Petris, sondern auch die Bevölkerung ganz herzlich eingeladen ist.

Fischer-Ausbildung ein wichtiges Anliegen

Ein wichtiges Anliegen des Fischereiverbandes Glarus ist die gezielte Ausbildung der Jungfischer. Die Instruktoren René Frei, Hermann Ure und Franz Keller freuten sich im Beisein von Fischereiaufseher Andreas Zbinden und Jagdverwalter Christoph Jäggi am Engagement der Teilnehmer, welche bei einem praktischen und einem theoretischen Teil in die Geheimnisse der Fischerei eingeweiht wurden. Viele Eltern hatten dabei ihre «Jünger Petri» begleitet und somit ebenfalls Einblick in das Hobby ihrer Jüngsten bekommen.

Obersee von Wasserpest befallen


Glarus-Nord-Gemeindepräsident Martin Laupper erläuterte den anwesenden Delegierten die Probleme des Obersees. Die sogenannte Wasserpest verbreitet sich dort in Windeseile. Die Ökologie ist dadurch stark gefährdet. Status quo: Im Moment weiss niemand wirklich, wie man diesem ernsthaften Problem begegnen kann. «Dieses ist nicht nur ein Problem für die Fischer, sondern auch für die Gemeinde Näfels. So schnell ist keine Lösung in Sicht!», so die unerfreuliche Analyse von Präsident Laupper, bei dessen Worten eine gewisse Resignation unschwer erkennbar war.

«Petri Heil!» ab 1. April


Die Fischersaison 2013 steht kurz vor der Türe. Ab 1. April stehen sie alle wieder mit ihren Fischerruten, geduldig auf Beute wartend, an Bächen Flüssen und Seen. Wir wünschen unseren Glarner Fischern, welche einen nicht unbedeutenden Beitrag an das ökologische Gleichgewicht unserer fliessenden Gewässer und Seen leisten, ein kräftiges «Petri Heil!».