Italien, USA, Glarus – ein herrlicher Mix musikalisch Völkerverbindendes im Wortreich

Was sich am späten vergangenen Samstagabend im Wortreich, der kultigen Buchhandlung im Abläsch Glarus, abspielte, ist in Worten nur sehr bedingt fassbar. Es begaben sich drei absolut hochkarätige italienische Bluesinterpreten, mehrfach ausgezeichnet, Gewinner der European Blues Challenge 2013 und Halbfinalisten der Internationalen Blues Challenge 2015 in Memphis auf eine kleine, feine Bühne in der kleinen einzigartigen Hauptstadt eines Bergkantons, um furios loszulegen.



Italien, USA, Glarus – ein herrlicher Mix musikalisch Völkerverbindendes im Wortreich

Dass sie – das Ensemble «Veronica & The Red Wine Serenaders» – vor drei Jahren grad zweimal auf der Wortreich-Bühne standen, sei gerne erwähnt. Was sie nach Glarus geführt hat, ist wohl einer Vermischung aus ganz besonderer Gastfreundschaft und Verwöhnkunst der Veranstalter Liebe zu Kleinem, Begeisterung über das gar toll Anteil nehmende glarnerische Publikum und freundschaftlicher Verbundenheit mit glarnerischen Blues-Exponenten wir Beppe Semeraro, alias Harmonica Slim und Martin Lehmann zuzuschreiben.

Es stimmte einfach alles bestens. Das Wortreich war bis auf den allerletzten Platz besetzt. Auf der Bühne reihte sich ein Instrument ans andere. Die Blueslady Veronica Sbergia, Gitarre- und Ukulelenvirtuose Max de Bernardi, Dario Polerani als ebenso begnadeter Kontrabassist und Beppe Semeraro, einfühlend und sich gekonnt ausdrückender Mundharmonikaspezialist machten sich nach dem Willkomm von Christa Pellicciotta für ihren langen, bewegenden und überbordend reichhaltigen musikalischen Einsatz bereit.

Italianita beherrschte die Szene. Gar viel Herzlichkeit, virtuoser musikalischer Reichtum, absolut professionelles Zusammenspiel, hochklassige Abgestimmtheit, mitreissendes Interpretieren, bewegendes Entführen in ferne westliche Welten rissen alle mit. Es herrschte eine Leichtigkeit des musikalischen Seins, die bis kurz vor Mitternacht andauerte und deren Ende hoffentlich mit einem Abschied auf Zeit verknüpft ist. Bereits mit dem Ausklang freute man sich auf ein eventuelles Wiederhören.

Was an ausdrucksstarkem musikalischem Reichtum zusammenkam, war nahezu genial. Trotz spürbar hoher Professionalität, langen gemeinsamen und erfolgreichen Auftritten, klangen eine ungeheure Lebensfreude, Dynamik, variantenreiche Leidenschaft so begeisternd auf. Man konnte kaum mehr ruhig sitzen bleiben, innerlich klang es mit, bewegend, beseelt, Geniessen weckend.

In dieses Gefüge spielte sich Beppe Semeraro mit Eleganz und hoher Kunstfertigkeitein. Er gehörte dazu, setzte hin und wieder ein kleines «glarnerisches Tüpfelchen». Und weil Martin Lehmann aus Schwanden, ein langjähriger Weggefährte von Beppe, anwesend war, wurde er nach der Pause als Special guest auf die Bühne gebeten. Zu fünft ging es weiter, mit viel Schwung, Frohmut, Herzlichkeit. Was Blues und Gospel zum Inhalt haben, geht nur zum Teil über den Text, vieles ist so etwas wie Lebensphilosophie, Bekenntnis zu einer Welt voller Verspieltheit, Sehnsucht, Träumerei, leichtem Überzeichnen eines Geschehens, das mit der herrschenden Realität nicht viel zu tun hat und gerade deshalb in eine Welt entführt, in der man für eine bestimmte Zeit gerne verweilt.

Es war einfach schön, genussvoll, dank Entführen nach Arkansas und in andere US-amerikanische Landstriche. Verwöhnt wurde man auf eine ganz spezielle, spürbar willkommene Art. Der Beifall wollte kaum enden – so reihte sich noch eine Zugabe an die nächste – bis es wirklich zu Ende war.