Ja zu weiterhin 9+3

An einer Pressekonferenz in Schwanden legte die IG Zukunft Schulen Glarus Süd am Dienstagvormittag die Argumente dar, weshalb sie an der Gemeindeversammlung vom 24. November für den Erhalt der aktuellen Schulstandorte 9+3 und gegen die Schliessung von Dorfschulen kämpfen wird.



Sie informierten an der Pressekonferenz der IG Zukunft Schulen Glarus Süd (von links): Andy Bruhin
Sie informierten an der Pressekonferenz der IG Zukunft Schulen Glarus Süd (von links): Andy Bruhin

Die IG Zukunft Schulen Glarus Süd setzt sich aus einem guten Dutzend Vertreter aus allen Teilen der Gemeinde zusammen. Sie schreibt in einer Medienmitteilung:

Seit mehr als fünf Jahren beschäftigen wir uns intensiv mit dem Thema Schulstandorte. Die Mitglieder unserer Arbeitsgruppe wohnen sowohl in Dörfern, welche von einer eventuellen Schliessung betroffen sein könnten, als auch in Dörfern mit vorläufig «gesicherten» Dorfschulen. Die Mitglieder der IG sind überzeugt, dass eine Schule im Dorf essentiell wichtig ist für die Bevölkerungsentwicklung der gesamten Gemeinde Glarus Süd.

Klarheit schaffen

Der Gemeinderat hat die Bevölkerung an der Gemeindeversammlung (GV) im Juni 2017 über seinen Antrag betreffend Abstimmung über die künftigen Schulstandorte informiert. In der Zwischenzeit wurden massgebliche Änderungen vorgenommen am Schulmodell, welches er am 24. November 2017 an der GV zur Abstimmung bringen möchte. Doch diese Änderungen wurden zunächst nur einer selektiven Gruppe der Bevölkerung (Workshop-Teilnehmer, von eventuellen Schliessungen betroffene Lehrerteams sowie Eltern der Oberstufe Matt) kommuniziert. Dies führte in der Bevölkerung zu grossem Unmut und Verwirrung.

Aufgrund der tags zuvor aufgeschalteten Online-Version des Memorials zur GV informierte wenigstens die Tagespresse am 27. Oktober 2017 über die geänderten Pläne des Gemeinderates. Die IG möchte nun Klarheit schaffen und die Stimmbürger über den Antrag in Kenntnis setzen, welchen sie an der GV vom 24. November 2017 stellen wird.

Rückblick

An der GV vom 22. November 2013 konnte die IG die Mehrheit der Stimmbürger überzeugen, die Frage um die Schliessung von Schulstandorten zugunsten eines vierjährigen Moratoriums auszusetzen. In dieser Zeit sollten verschiedene Möglichkeiten geprüft und schliesslich eine, zusammen mit der Bevölkerung erarbeitete, mehrheitsfähige Lösung präsentiert werden.

Das Schuldepartement initiierte eine Workshop-Phase, die Bevölkerung von Glarus Süd wurde zur aktiven Mitarbeit eingeladen. Etwa 60 Mitbürger folgten anfangs dieser Einladung. Selbstredend arbeitete die IG aktiv mit, im Bestreben, für den Erhalt der aktuellen Schulstandorte die bestmögliche Lösung zu finden. Eine 2/3-Mehrheit der Workshop-Teilnehmer befürwortete den Erhalt der Schulstandorte 9+3 (9 Primarschul- und 3 Oberstufenstandorte), während eine Minderheit den Vorschlag 5(6)+1 machte. Genau diesen Antrag, welcher NICHT der Mehrheitsmeinung der Workshop-Teilnehmer entsprach, präsentierte der Gemeinderat an der letzten Gemeindeversammlung im Juni 2017 als Antrag an die entscheidende Gemeindeversammlung vom 24. November 2017.

Selektive Informationspolitik

Nun aber wartete das Schuldepartement am 26. September 2017 (jedoch exklusiv für eine selektionierte Gruppe von Workshop-Teilnehmern sowie für von Schliessungen betroffene Lehrerteams und Eltern der Oberstufe Matt) mit komplett neuen Informationen auf: Über den Sommer beauftragte der Gemeinderat das externe Beratungsbüro Basler&Hofmann mit einer Machbarkeitsstudie für das Modell, welches er aber im Juni 2017 bereits an der GV kommunizierte (man beachte die widersprüchliche Reihenfolge!).

Der einschneidend veränderte Vorschlag des Gemeinderates (neu: Modell 6 Primarschulen + 1 Oberstufe = Modell A plus Haslen) beinhaltet unter anderem die Erstellung von zusätzlichen Schulräumen an bestehenden Standorten und einem Ersatzneubau im Sernftal. Die zuvor geplante Busfahrerei entfällt zum Teil, dafür wird nun an den verbleibenden Standorten mit Klassengrössen nahe am gesetzlichen Maximum kalkuliert, welche keinen Spielraum mehr lassen.

Generell ist die Aussagekraft einer derart aufwändigen Studie, welche in nur drei Monaten kostenintensiv auf die Beine gestellt wurde, sehr infrage zu stellen. Die Planung des Schulwesens muss zwingend im Rahmen der Raumplanung geschehen, Schulplanung kann nicht vor der Nutzungsplanung erstellt werden. Nutzungsplanung wiederum ist ein jahrelanger Prozess.

Aufgrund der Mehrheitsmeinung der Workshop-Teilnehmer hätte der Auftrag des Gemeinderates an das Beratungsbüro Basler&Hofmann zwingend lauten müssen: Wir wollen unsere aktuellen Schulstandorte behalten. Wie können wir uns noch verbessern?

All diese neuen Informationen erhalten die Stimmbürger/-innen jedoch erst mit der Verteilung des Memorials (die Online-Version ist zwar bereits abrufbar, diese Möglichkeit wird aber kaum genutzt) in die Haushalte am 8. November 2017 – also knappe 16 Tage vor der Herbst-GV. Dass es in so kurzer Zeit für die Bevölkerung unmöglich ist, die neue Ausgangslage zu erfassen, zu diskutieren und sich eine Meinung zu bilden, versteht sich von selbst und wirft grosse Fragen auf in Bezug auf die Kommunikations-Strategie des Gemeinderates.

Die IG ist befremdet und enttäuscht über das Vorgehen des Gemeinderates. Mit seinem Antrag zuhanden der kommenden Gemeindeversammlung foutiert sich der Gemeinderat um die Meinung der Workshop-Teilnehmer bzw. der Bevölkerung. Somit verkommt die Workshop-Phase zur Farce.

Es scheint, als ob dem Gemeinderat in der Schulstandort-Frage eine Gesamt-Strategie fehlt und er für seine neuste Variante einen Zufallsentscheid gefällt hat. Denn der Vorschlag des Gemeinderates widerspricht den Zielsetzungen der aktuellen Richtplanung.

Fehlende Kostentransparenz

Mit dem aktuellen Wissensstand (Info-Abend Workshop-Teilnehmer vom 26. September 2017 und Online-Version des Memorials) besteht wiederum keine Kostentransparenz bezüglich der einzelnen Posten auf der Liste der Faktoren, welche zu der geplanten Einsparung von 1,1 Millionen Franken führen sollen. Die Kostenaufstellungen sind vage gehalten und nicht überschaubar für den Stimmbürger.

Wir haben starke Bedenken, dass mit dem geplanten Modell in Zukunft horrende Kosten für Transport, Tagesstrukturen/Mittagstisch – und für den Bau neuer Schulräume auf uns zukommen werden. Mit den geplanten Neubauten und der Erweiterung von Schulräumen an bestehenden Standorten sind keine Einsparungen möglich.

Da ein realer, offen kommunizierter Kostenvergleich offenbar nicht möglich zu sein scheint, darf die mögliche Kosteneinsparung auch nicht als Hauptargument für Schulschliessungen verwendet werden.

Wir verweisen auf die Kantonsverfassung, Art. 54 Absatz 1 und 2, wonach die möglichen Kosten der Anträge der Bevölkerung vorgängig zu den Beschlüssen vollumfänglich und detailliert kommuniziert werden müssen.

Haltung der IG

Aus Sicht der IG greifen die Spargedanken des Gemeinderates zu kurz. Langfristig richtet die angestrebte Ersparnis durch die Schliessung von weiteren Schulstandorten einen entwicklungspolitischen Schaden an, welcher nicht wieder gut zu machen ist.

Eine Schullandkarte mit dem vorgesehenen Loch zwischen Schwanden/Haslen und Linthal macht das Grosstal zum Schlaftal – im Kleintal würden zwei Dörfer ihre Schule verlieren, während gleichzeitig in Matt ein teurer Neubau erstellt werden müsste. Gesamthaft würden fünf Schulhäuser (die Oberstufen in Matt und Linthal – in Engi, Elm, Schwändi und Hätzingen die Primarschule) geschlossen.

Der kommunale Richtplan besagt, dass überall gewohnt werden soll, nicht nur im Raum Schwanden – somit steht die Schulstrategie des Gemeinderates im krassen Widerspruch zum kantonalen Richtplan. Ohne Dorfschule kein Wohnen. Ohne Wohnen keine Steuereinnahmen.

Glarus Süd trumpft bereits seit geraumer Zeit mit einer modernen und diversifizierten Schullandkarte auf: Übersichtliche Klassengrössen, stufendurchmischtes Lernen, Gesamtschulen, Oberstufen Matt und Linthal als bewährte Auffangbecken für schwierige Schulkarrieren. Was in anderen Gemeinden (Glarus und Glarus Nord) und Kantonen erst vor der Einführung steht, wird bei uns bereits seit Jahren erfolgreich umgesetzt. Diese erfolgreichen, bewährten Strukturen würden mit dem neuen Modell zerstört.

Die IG ist nach wie vor überzeugt, dass der Erhalt der aktuellen Schulstandorte unabdingbar ist für die Zukunft von Glarus Süd. Die Schule im Dorf macht dieses für die Kinder bedeutsam, sie lernen unsere Werte und Traditionen kennen. So nehmen sie im vorerst kleinen Rahmen eine Stellung in der Gesellschaft ein, und sie verankern sich dadurch in ihrem Dorf. Nur auf diese Weise können wir erreichen, dass unsere Kinder zukünftig die Dörfer und unsere Gemeinde weiterentwickeln werden.

Werden weitere Schulen geschlossen, schwächt das unsere Gesellschaft und die Entwicklung der Bevölkerung nachhaltig – Abwanderung ist die Folge.

Mit dem Erhalt der Schulstandorte sichern wir uns die Zukunft von Glarus Süd.

Aus diesen Gründen wird die IG Zukunft Schulen Glarus Süd an der Gemeindeversammlung vom 24. November 2017 einen Antrag zum Erhalt der aktuellen Schulstandorte 9+3 (9 Primarschulen- und 3 Oberstufenstandorte) einreichen.