Herausragende Jahresrechnung 2019 des Kantons Glarus

Die Jahresrechnung 2019 des Kantons Glarus schliesst bei einem Aufwand von 454,6 Millionen Franken und einem Ertrag von 456,3 Millionen Franken mit einem Ertragsüberschuss von 1,7 Millionen Franken ab. Der Regierungsrat will der Landsgemeinde 2021 dank ausserordentlicher Erträge ein Paket für die Zukunft inklusive Steuersenkungen unterbreiten.



Der Kanton Glarus ist finanziell kerngesund. Medienmitteilung vom Glarner Regierungsrat (Archivbild: e.huber)
Der Kanton Glarus ist finanziell kerngesund. Medienmitteilung vom Glarner Regierungsrat (Archivbild: e.huber)

Der Jahresabschluss 2019 des Kantons Glarus ist sehr erfreulich ausgefallen. Sowohl die Ertragslage als auch die Substanzlage des Kantons präsentieren sich in einer hervorragenden Verfassung. Bei Bruttoinvestitionen von 38,3 Millionen Franken betragen die Nettoinvestitionen 27,2 Millionen Franken. Die Selbstfinanzierung beläuft sich auf 43,8 Millionen Franken und der Finanzierungsüberschuss auf 16,6 Millionen Franken. Der Selbstfinanzierungsgrad liegt bei 161 Prozent. Das Eigenkapital beträgt 366,9 Millionen Franken und das Nettovermögen 218,3 Millionen Franken.

Besser als budgetiert

Die gestufte Erfolgsrechnung (Tabelle) weist auf der ersten Stufe ein operatives Ergebnis von 37,9 Millionen Franken aus. Es setzt sich aus dem Ergebnis aus betrieblicher Tätigkeit von 5,2 Millionen Franken und dem Ergebnis aus Finanzierung von 32,7 Millionen Franken zusammen. Auf der zweiten Stufe resultiert ein ausserordentliches Ergebnis von -36,1 Millionen Franken, was zusammen das positive Gesamtergebnis von 1,7 Million Franken ergibt. Das effektive Jahresergebnis beläuft sich auf über 40 Millionen Franken im Plus, was als ungewöhnlich und in dieser Höhe als einmalig bezeichnet werden darf.

Das Budget sah einen Ertragsüberschuss von 1,7 Millionen Franken, eine Selbstfinanzierung von 5,9 Millionen Franken, einen Finanzierungsfehlbetrag von 31,6 Millionen Franken, einen Selbstfinanzierungsgrad von 16 Prozent und Nettoinvestitionen von 37,5 Millionen Franken vor (siehe auch Tabellen positive und negative Abweichungen vom Budget).

Die Jahresrechnung enthält zudem zusätzliche Abschreibungen im Umfang von 41,2 Millionen Franken, wodurch der Tilgungsbestand auf 27,2 Millionen Franken reduziert werden konnte.

Nettovermögen pro Einwohner erhöht sich um 15 Prozent

Die Bilanzsumme erhöht sich gegenüber dem Vorjahr um 18,7 auf 581,6 Millionen Franken. Auf der Aktivseite nimmt das Finanzvermögen um 43,0 auf 433,1 Millionen Franken zu. Das Verwaltungsvermögen reduziert sich um 24,3 auf 148,6 Millionen Franken. Auf der Passivseite erhöht sich das Fremdkapital um 13,3 auf 214,7 Millionen Franken. Das Eigenkapital erhöht sich um 5,4 auf 366,9 Millionen Franken. Das Nettovermögen pro Einwohner erhöht sich dadurch um 15 Prozent auf 5404 Franken.

Ausserordentliche Einnahmen

Es gibt zwei Gründe für das gute Ergebnis: Die Einnahmen sind wesentlicher höher als im Vorjahr und im Budget. Etwas mehr als 20 Millionen Franken sind einmaliger Natur. Die Beendigung des Rechtsstreits um die Jahreskosten des Kraftwerks Linth-Limmern mit der Axpo Power AG (Axpo) sowie die erfreuliche Entwicklung des Börsenkurses der Glarner Kantonalbank (GLKB) haben zu diesen unerwarteten und nicht budgetierbaren Mehreinnahmen beitragen.

Bei der Ausgabendisziplin ist der Kanton Glarus Klassenbester

Ein anderer Grund ist die weiterhin hohe Ausgabendisziplin des Kantons. Die Verwaltung geht sparsam mit den öffentlichen Mitteln um und die Angestellten des Kantons leisten einen wesentlichen und erheblichen Beitrag zum guten Jahresergebnis. Zwar sind die Ausgaben auch im Kanton in den letzten Jahren gestiegen, was in den Berichterstattungen an den Landrat zu den Jahresabschlüssen 2017 und 2018 auch thematisiert wurde. Der Regierungsrat erbringt jedoch seit Jahren den Tatbeweis, dass es ihm ernst ist mit der Ausgabendisziplin. Davon zeugt eine Analyse der Denkfabrik Avenir Suisse, die erst kürzlich publiziert wurde. Der Kanton Glarus (inkl. Gemeinden) weist in der längerfristigen Perspektive das mit Abstand tiefste Ausgabenwachstum aller Kantone auf. Die Wachstumsraten des Kantons sind – entgegen dem Trend – seit Mitte der 2000er-Jahre in der Tendenz sogar leicht rückläufig.

Einzig im Gesundheits- und Sozialbereich gab es in den vier Bereichen Behandlungskosten ausserkantonale Hospitalisationen, Aufwendungen für die Unterbringung von Strafgefangenen sowie Kindern und Jugendlichen (zivilrechtliche Platzierung) sowie Kantonsbeiträge für Ergänzungsleistungsbezüge zur AHV einen spürbaren Kostenanstieg gegenüber dem Vorjahr und dem Budget. Der Kanton kann diese Ausgaben nicht unmittelbar beeinflussen. Sie sind teilweise ein Abbild der gesellschaftlichen Entwicklung. Oftmals sind es wenige Fälle oder gar Einzelfälle, die zu sechsstelligen Mehrausgaben führen. Der Hauptharst der Ausgaben bleibt auf Vorjahresniveau, teilweise auch darunter.

Gute Aussichten

Die Jahresrechnung 2019 hat auch positive Auswirkungen auf die Jahresrechnung 2020 sowie den Integrierten Aufgaben- und Finanzplan 2021–2024. Die vorgenommenen zusätzlichen Abschreibungen von 41,2 Millionen Franken entlasten allein die Jahresrechnung 2020 um 4,6 Millionen Franken aufgrund tieferer Abschreibungen. Im Weiteren ist bereits bekannt, dass die Jahresrechnung 2020 wiederum eine nicht budgetierte Zusatzausschüttung der Schweizerischen Nationalbank enthalten wird (+9,5 Mio. Fr.). Zudem werden die Dividenden der GLKB – vorbehältlich der Zustimmung der Generalversammlung – ebenfalls höher als budgetiert ausfallen (+0,4 Mio. Fr.).

Der gute Abschluss sowie die zuversichtlichen Perspektiven bringen den Kanton in eine sehr komfortable Ausgangslage, die der Regierungsrat nutzen will, um ein Paket für die Zukunft zuhanden der Landsgemeinde 2021 zu schnüren. Dieses umfasst eine Senkung des Steuerfusses von 1 Prozent sowie Einlagen von insgesamt 10 Millionen Franken in diverse Fonds. Die Bevölkerung soll von der guten Finanzlage profitieren. Zukunftsträchtige Investitionen in den Bereichen Umwelt, Wirtschaft und Soziales sollen gefördert werden, indem existierende Fonds mit mehr Kapital ausgestattet werden bzw. der Souverän die Fondseinlagen als Umwandlungen im Eigenkapital beschliesst.

Steuersenkung von 1 Prozent möglich

Der Spielraum für eine weitere, massvolle Steuersenkung ist vorhanden. Die ununterbrochen positiven Rechnungsabschlüsse seit 15 Jahren wurden dazu genutzt, die Steuerbelastung fortlaufend und schrittweise zu reduzieren. Der Kanton Glarus befindet sich in der Gesamtsteuerbelastung an achter Stelle und somit im vorderen Drittel schweizweit. Das Budget mit Integriertem Aufgaben- und Finanzplan sehen zwar regelmässig Aufwandüberschüsse vor, teilweise sogar in erheblichem Ausmass. Die Prognosen haben sich jedoch glücklicherweise nie bewahrheitet. Es ist nicht ausgeschlossen bzw. es darf mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass der Kanton auch mal wieder im Minus abschliessen wird. Wann der Zeitpunkt ist, kann jedoch nicht vorausgesagt werden. Wenn beim Rechnungsabschluss 2019 die einmaligen Sonderfaktoren ausgeblendet werden, verbleibt ein Überschuss von über 20 Millionen Franken. Zieht man eine Sicherheitsmarge von 50 Prozent ab – die Zukunft wird nicht zuletzt mit Blick auf die Legislaturplanung die eine oder andere Mehrausgabe mit sich bringen – verbleibt ein Überschuss von 10 Millionen Franken. Dieser ist vorsichtig kalkuliert und erlaubt eine massvolle Senkung des Steuerfusses von 1 Prozent.

Es wird der Landsgemeinde 2021 vorgeschlagen, den Steuerfuss ab dem Jahr 2022 von 53 auf 52 Prozent der einfachen Steuer zu senken (bzw. wird im Falle einer Annahme des Pflege- und Betreuungsgesetzes und der Übernahme der Pflegerestkosten von den Gemeinden wird die Erhöhung des Kantonssteuerfusses entsprechend tiefer ausfallen. Eine Steuerentlastung resultiert unter dem Strich dann, wenn die Gemeinden dieses Steuerprozent nicht für kommunale Aufgaben beanspruchen). Die Massnahme führt zu jährlichen Mindereinnahmen für den Kanton von rund 1,75 Millionen Franken. Die nachhaltige Finanzpolitik sollte mit Blick auf den vorsichtig kalkulierten Nettoüberschuss und die komfortable Reservesituation nicht gefährdet sein.

Einlagen in verschiedene Fonds

Das Legislaturprogramm des Regierungsrates sieht 18 Ziele und insgesamt 39 Massnahmen vor, welche der Landrat nach gewissen Bereinigungen genehmigt hat. Die Erreichung dieser Ziele bzw. die Umsetzung der Massnahmen werden Ausgaben zur Folge haben, die im Bericht quantifiziert wurden. Dabei wurde zwischen einmaligen und wiederkehrenden Ausgaben unterschieden. Diese sind zur Hauptsache aus der ordentlichen Jahresrechnung zu bestreiten. Für gewisse Bereiche existieren Fonds, auf die aufgrund des Fondszwecks zurückgegriffen werden kann und somit die zukünftigen Jahresrechnungen entlasten. Diese bereits existierenden Fonds sollen durch Beschluss der Landsgemeinde 2021 besser dotiert werden (Auswahl): Energiefonds, Arbeitslosenfürsorgefonds, Fonds zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung, Fonds Pilotprojekte neue Regionalpolitik sowie Digitalisierung (Tabelle).