Jazz meets Folk – Vergangenes mit hohem Stellenwert

Bewegendes war am vergangenen Sonntag in der Kulturbuchhandlung Wortreich angeboten. Eine Vermischung von musikalisch enorm Beseeltem, so inhaltsstark und stimmungsreich ausgedrückt, mit ganz spezielle Erinnerungen an einst gemeinsam Realisiertes, der gar spezielle Kurzauftritt von Nicole Steiner, Akkordeon, Schwelgen in Begegnungen, die zwischen 1975 – 1979 stattfanden und musikalisches Aufarbeiten über eine Distanz von geschätzten sechstausend Kilometern – alles war in faszinierender Gesamtheit von den beiden Musikern Martin Lehmann und Fix Stüssi für ein Publikum angeboten, das sich begeistern liess, stark Anteil nahm, von vielem auch Kenntnis hatte. Und diese Kompaktheit war Rahmen und Inhalt einer «Stubete», die es in sich hatte.



Jazz meets Folk – Vergangenes mit hohem Stellenwert

Platz fand niemand mehr im Wortreich als Christa Pellicciotta, Geschäftsführerin, in gewohnter Kürze begrüsste, auf Kommendes hinwies und die beiden weitherum bekannten und anerkannten Musiker begrüsste. Fix Stüssi, Jazzpianist mit starken glarnerischen Wurzeln, schwergewichtig in Kanada tätig, äusserte sich mit stets grosser Herzlichkeit und gestaltete mit einer Grandezza und Eleganz aus, die packender nicht hätte sein könnte. Durch seine Spielkunst wachsen Gefühle, Botschaften, die eine grosse Gefühlswelt in sich bergen, die Träume, Tanz, zuweilen grosse Ruhe, dann wieder ein riesiges Vorwärtsdrängen, Hingabe, Forderung zum Zwiegespräch, Stolz und Jubel, markantes Beharren sind. Derartigem gibt sich Martin Lehmann, Gitarre, bereitwillig hin, mit grossem Einfühlungsvermögen und ebenbürtiger gestalterischer Reife.

Das Begegnen entstand nach ganz vielen persönlichen Erlebnissen, die um 1975 und den Folgejahren gewachsen sind; Erlebnisse, die vorwiegend Martin Lehmann und seinen, leider verstorbenen Partner Daniel Steiner, musikalisch und zwischenmenschlich geprägt haben. Martin Lehmann, Bauer, Älpler, leidenschaftlicher Musiker, bodenständiger Kulturfreund und riesiger Schaffer in gar vielen Bereichen, erzählte von dieser bewegenden Freundschaft, von Gitarren, die Steiner einst baute und nun ihm gehören. Er gab Erlebnisse weiter, die sich vor Jahrzehnten im kleinen Kreis, fern grosser Bühnen, abspielten, die aber prägend geblieben sind. Fix Stüssi nahm dies auf und begann mit dem Komponieren – mit viel Hingabe und musikalischer Eleganz. Er setzte Noten, die nach langer Reise zu Martin Lehmann, ihm aber nicht so zusagten. Er ist einer, der sich hineinhört, zu spielen beginnt, den Partner auf spannende Reisen mitnimmt; gerne vernimmt, was der Mitspielende aus Fragmenten macht, elegant und einfühlend Angedeutetes weiterspinnt. Dieses Geben, Vereinen, Fragen und Fordern mündete in Packendes, offenbarte Leidenschaft, Freude, Genuss.

Zum Werden der verschiedenen Stücke hatte Martin Lehmann viel zu erzählen. Man spürte die gegenseitige Wertschätzung und herzliche Verbundenheit, im Damals und Heute. Was geweckt wurde, ist geblieben. Fix Stüssi hat sich dem angenommen, kenntnisreich und spürbar einfühlend.

Es brauchte dann eine ganz lange, intensive Probe vor der Aufführung, bis alles so war, wie es sich die beiden Interpreten vorstellten. Unterbrochen worden sei das, weil Martin Lehman noch als «Geburtshelfer» bei der Ankunft junger Zicklein kurz weggehen musste. Alles klappte und die grosse Zahl der Gäste wusste sich bald bestens aufgehoben und musikalisch richtiggehend verwöhnt. Es war eine ganz besondere Reise, die da stattfand. Man wähnte sich zuweilen mittendrin, liess sich gerne mittragen und fand Zeit für ein Verweilen, das so nur selten möglich ist. Anteilnahme, Beifall, Mitvollziehen, Fordern von Neuem, Zusätzlichem – irgendwie hatte alles Platz. Es war so inhaltsstark, riesig schön, farbig, lebhaft, beseelt.

Ein verdienter Dank ging ab Bühne zu den Gastgebern, Christa und Gabriele Pellicciotta. Nicole Steiner war für kurze Momente ein herzlich begrüsster Gast auf der kleinen Bühne, von der so viel Bewegendes weitergegeben worden war, von der noch einige Zugaben erklangen – bevor es dann endgültig Schluss war.