Jean Ziegler – die Reise gegen den Hunger führte ihn ins Glarnerland

Am Mittwoch referierte Alt-Nationalrat Jean Ziegler, bekannt für seine polarisierende intellektuelle Denkweise, in der linth-arena sgu in Näfels.

Ziegler sprach zum Thema „ Das tägliche Massaker des Hungers – wo ist die Hoffnung?“ Der Schweizer Soziologe reist als UNO-Sonderberichterstatter der UN-Menschenrechtskommission in Länder, die von Hungersnot betroffen sind.



(Bild: e.huber)
(Bild: e.huber)

Gutes Publikumsinteresse

Trotz der zurzeit laufenden Fussball-WM in Deutschland fanden viele Interessierte den Weg in die Novalishalle in der linth-arena sgu. Unter den Gästen befanden sich unter anderen auch die Franziskanermönche aus dem Franziskanerkloster in Näfels. Das Kloster wird Jean Ziegler für eine Nacht beherbergen. Wie er immer wieder gern betont, hat er zu dem Franziskanerorden eine ganz besondere Beziehung. Vor allem schätzt er das grosse Engagement der Franziskaner im Kampf gegen den Hunger der Welt.

„Das tägliche Massaker des Hungers – wo ist die Hoffnung?“

Die erschreckenden Tatsachen die der 72-jährige Globalisierungskritiker aufzählte, waren erdrückend.Täglich sterben 100 000 Menschen, Hunderte von Millionen sterben jedes Jahr an den Folgen von Krankheiten und Epidemien sowie den Mangelerscheinungen, die auf schwere Unterernährung zurückzuführen sind. Jean Ziegler erklärte uns an diesem Abend die Ursprünge und Kausalitäten dieser tagtäglichen Katastrophen, er nennt Fakten, Zahlen und erklärt auf prägnante Weise die politischen und geschichtlichen Zusammenhänge.

Elend und Hunger in der Welt

Er beschrieb auch die Ignoranz der Reichen, prangert diejenigen an, die den Hunger im Kampf um Macht und Profit als Waffe missbrauchen, veranschaulicht die Zusammenhänge zwischen Umweltzerstörung und dem täglichen Tod Tausender von Menschen. Nie waren Elend und Hunger größer. Niemals zuvor starben täglich so viele Menschen an Hungersnöten und Seuchen, die durchaus vermeidbar wären.

Offene und erschreckende Worte

Der politisch gerade für die Menschen in der Dritten Welt engagierte Ziegler hat Regionen auf der ganzen Welt besucht, um sich selbst vor Ort ein Bild zu verschaffen. In seiner Schonungslosigkeit gegenüber den Verantwortlichen deckt er Missstände auf, die Ursache für eines der schlimmsten Übel unserer Zeit sind. Jean Ziegler nimmt kein Blatt vor den Mund, relativiert nichts, auch nicht, was er sich für die Zukunft erhofft. Jeder von uns könne im Kleinen etwas gegen die Ungerechtigkeiten in dieser Welt tun und dies sei der erste Schritt in die Welt die wir anstreben.

Seine weiteren Pläne

Am Ende des Abends hatten die Besucher noch die Gelegenheit sein neustes Werk „Das Imperium der Schande“ am Stand der Buchhandlung Baeschlin zu kaufen. Die Möglichkeit wurde rege genutzt und so wird wohl auch dieses Buch ein Massenpublikum erreichen und dazu beitragen, ein kritischeres Bewusstsein zu schaffen. Am Donnerstag reist Jean Ziegler weiter nach Genf, wo der über das Wochenende, Koffi Annan, Generalsektretär der UNO, zu einem Gespräch treffen. Am Montag führt ihn sein unermüdlicher Einsatz nach Somalia. Er wird sich Vorort ein Ueberblick über die erscheckende Hungersnot, welche in diesem Land herrscht, verschaffen.