Jeden Tag ein Lächeln

Das Alterszentrum Schwanden geht innovative Wege in der Betreuung von dementiell erkrankten Menschen. Dabei spielen die neuen Hochbeete aus Holz in der spezialisierten Pflegestation eine wichtige Rolle.



im Alterszentrum Schwanden - auf der Station der Menschen mit dementiellen Erkrankungen - wird neu mit Hochbeeten gearbeitet
im Alterszentrum Schwanden - auf der Station der Menschen mit dementiellen Erkrankungen - wird neu mit Hochbeeten gearbeitet

Wer beim Neubau des Alterszentrums Schwanden vorbei spaziert und von oben in den Garten schaut, der sieht vier Holzbeete – alle knapp einen Meter über dem Boden – neben dem Kiesweg stehen. Sie dienen genau dem, wonach sie aussehen. Hier werden Kräuter und Blumen eingepflanzt. Doch jene, die hier pflanzen, sind Menschen, welche von einer dementiellen Erkrankung betroffen sind und deswegen in ihrer Wahrnehmung geführt werden müssen.

Durch das gezielte Führen des Körpers während des Pflanzens oder Pflückens wird die Umwelt besser erfahrbar. «Führen» heisst: eine andere Person, beispielsweise der oder die Betreuende, führt mit den Händen des Patienten Tätigkeiten so aus, dass zwischen Patient und Umwelt eine Beziehung hergestellt wird. Ergebnis ist ein sicht- und spürbares Erfolgserlebnis.

Astrid Bielefeld, die Leiterin der Station für Patienten mit dementiellen Erkrankungen, erklärt, warum das Berühren der Erde und das Einpflanzen von Kräutern und Blumen so heilsam sind. Viele Patientinnen und Patienten können dadurch eine Brücke schaffen und etwas abrufen, was sie einst als Kind oder als junger Mensch getan haben. Ihre Sinne werden bereichert und sie erfahren sich selbst in einer Erfolgssituation. Dadurch wird das Selbstbewusstsein gesteigert, das Gefühl geschaffen: «Ich kann etwas beitragen.» Denn die Kräuter aus den Hochbeeten werden auf der Station selbst verwendet. Aus Baldrian, Frauenmantel und Pfefferminze wird Tee gemacht, Schnittlauch und «Peterli» werden ins selbst zubereitete Rührei gegeben.

Ein schöner Nebeneffekt sind die vielen Reize, die von den angepflanzten Blumen und Kräutern ausgehen. Sie duften, sie schmecken gut, sie sind farbig, man kann sie berühren. Die neuen Hochbeete im Alterszentrum Schwanden sind eine günstige und wirksame Investition, die Welt der dementiell erkrankten Menschen positiv zu gestalten und sie in einer für sie selbst sehr hilflosen Phase zu begleiten. Im ganzheitlichen Ansatz, der in Schwanden praktiziert wird, sollen möglichst alle Patientinnen und Patienten wenigstens einmal im Tag lächeln. Das scheint ein bescheidenes Ziel. Doch es verbessert das Leben der Erkrankten massgeblich und nachhaltig.

*Unterstützende Fachperson: Astrid Bielefeld.

Was ist Demenz?

Demenz ist eine Ansammlung verschiedener Symptome als Folge einer oft chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns. Bei mittlerem bis schwerem Erkrankungsstadium ist umfassende Pflege und Beaufsichtigung unabdingbar.

Mit steigender Lebenserwartung steigt das Risiko, an Demenz zu erkranken, von weniger als 2% bei 65- bis 69-Jährigen auf über 30% bei über 90-Jährigen.

Die häufigsten Symptome sind:

- Selbstwertverlust

- Unruhe, zielloses Umherwandern

- Aggression, verbal und körperlich

- Verwirrung im persönlichen, situativen, zeitlichen und örtlichen Bereich

- Selbst- und Fremdgefährdung

- Wahnvorstellungen

- Realitätsverlust, Verkennung von alltäglichen Gegenständen

- Sprachverlust, Rückzug und Isolation aus gewachsenen Lebenssituationen

- Verhaltensauffälligkeiten.

Heute geht man davon aus, dass rund 1/3 der Menschen mit dementiellen Erkrankungen in einem Pflegeheim leben. 1/3 wird von Angehörigen gepflegt und bei 1/3 der Erkrankten wird die Krankheit nicht diagnostiziert.