Jeder Mensch ist ein Original

Jeder Mensch sei ein Genie, hatte Professor Fritz Zwicky gesagt. Jeder sei ein Original, sagte der Einsiedler Pater Karl Burkard anlässlich der Lesung aus seiner Selbstbiographie „Erinnerungen eines Einsiedler Mönchs“ in der Buchhandlung Baeschlin.



Pater Karl Burkhard in der Buchhandlung Baeschlin. (Bild: Jann Etter)
Pater Karl Burkhard in der Buchhandlung Baeschlin. (Bild: Jann Etter)

Die Originalität von Pater Karl erreicht das Geniehafte. Er hat ein gespannt lauschende Zuhörerschaft, die mit ihm auch den Dialog führte, bestens unterhalten und ihr auch gar manches auf den Lebensweg mitgegeben, und wenn es auch nur die Erkenntnis wäre, dass das Leben schön ist, schön auch als Priester und Seelsorger.

Sprachgenie

Pater Karl schilderte mit viel Selbst(ironie) sein Leben, speziell seine Jugend als Spross einer kinderreichen, gut katholischen, aber weltaufgeschlossenen Familie aus Waltenschwil im Aargau, seinen Willen, ins Kloster zu gehen, seine Tätigkeit in und um Einsiedeln, vor allem aber in Argentinien, wo er eines neues Kloster mitbegründen half. Hier verbrachte er, folgt man den schriftlichen Zeugnissen in seiner Biographie, wohl seine schönsten Jahre; er wurde aber jäh nach Einsiedeln zurückgerufen, wo er Unterricht in mehreren Sprachen erteilte, deren Kenntnisse er in vielen Auslandaufenthaltern inner kurzer Zeit, sprachbegabt, wie er war, vertiefte.
Er war auch Spanier- und Portugiesen-Seelsorger und wirkte als solcher auch im Glarnerland, wo er noch viele alte Bekannte hat, wie er denn überhaupt ein Genie in der Pflege von Beziehungen war, ausgestattet mit einem hervorragenden Gedächtnis für Personen und Namen und die Schicksale seiner Schäfchen.

Bei seinen Auslandaufenthalten besichtigte er alles Sehenswerte und bettet die Berichte ins historische Umfeld ein. Natürlich galt sein Interesse vor allem dem Glauben und dem Kirchlichen, und es wird einem bei der Buchlektüre auch bewusst, welch weltumspannendes Netz die katholische Kirche hat.

„Purlimunter“

Pater Karl - das wurde einem auch bei der Lesung bewusst - ist ein kontaktfreudiger Mensch, humorvoll, manchmal auch sehr resolut, und er hat auch seine eigenen Meinungen, mit denen er auch anstiess. Aber blieb und bleibt immer munter (und nötigenfalls verzeihend), sodass er den Übernamen „Purlimunter“ erhielt, auf den er sehr stolz ist. Der heute 87-Jährige ist in der Tat noch immer purlimunter. In seinem Buch schreibt er von sich oft in der dritten Person also eben von Purlimunter oder auch von „Carlos“, der spanischen Form von Karl. Dass er diesen Klosternamen erhielt, bedauerte er eigentlich, war er doch Martin getauft worden, und den Heiligen Martin verehrte der fleissige Beter immer. Bei seinem Klostereintritt war der Name Martin von andern aber bereits besetzt gewesen.
Das Buch ist nicht bloss Selbstbiografie, sondern hält auch die Geschichte der Klostergründung in Argentinien und zweier weiterer Kloster im nahen Paraguay fest. - Es war eine eindrückliche Begegnung, an welche die Lektüre des Buches stets zu erinnern vermag.