Jedes Kraftwerk ist ein Pilotprojekt

Natur und Stromproduktion müssen sich nicht gegenseitig ausschliessen, sie können auch Hand in Hand gehen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Fischabstieg vom Oberwasserkanal beim Wasserkraftwerk der Firma Daniel Jenny & Co. in Haslen.



Thomas Schmid und Andreas Zbinden betrachten Bilder von ersten Fischen
Thomas Schmid und Andreas Zbinden betrachten Bilder von ersten Fischen

Die Interessengruppen an einem Gewässer wie der Linth sind vielfältig. Einige nutzen es als Naherholungsgebiet, andere frönen hier ihrem Hobby, der Fischerei, für viele ist es Natur, die es zu erhalten und zu fördern gilt. Und dann gibt es noch diejenigen, welche die Kraft des Wassers zur Erzeugung von Strom nutzen möchten. In diesem Geflecht können aber für alle Seite gute Lösungen gefunden werden. So zum Beispiel beim neuen Kraftwerk der Firma Daniel Jenny & Co. in Haslen. Dort haben schon einige Fische gezeigt, dass der Fischabstieg vom Oberwasserkanal funktioniert.

Zusätzlicher Fischabstieg


«Das Spezielle hier ist, dass neben der normalen Fischtreppe an der Linth auch am Kanal eine Lösung gefunden werden musste», erklärt Daniel Kobelt von der Daniel Jenny & Co. Denn auch in diesem Kanal befinden sich zum Teil recht grosse Fische. «Damit diese vor der Turbine abgeleitet werden können, wurde fast unmittelbar davor ein zusätzlicher Abstieg installiert«, führt Andreas Zbinden, von der Abteilung Jagd und Fischerei des Kantons Glarus, weiter aus. Während der Fischaufstieg schon seit jeher ein Thema war, wurde der Abstieg relativ frisch aufgegriffen. Aus diesem Grund fehlen häufig noch Erfahrungswerte. «Das System in Haslen ist deshalb das erste im Kanton.» Aber auch sonst könne man nicht einfach ein Modell von einem Kraftwerk auf das nächste übernehmen. «Die ganzen Rahmenbedingungen unterscheiden sich immer wieder. Jedes Projekt hat deshalb einen Pilot-Charakter.»

Erste Fische haben den Weg gefunden


Das erste Monitoring hat aber gezeigt, dass das System in Haslen zu funktionieren scheint. «Ich selber konnte schon einige Fische beobachten, welche den Abstieg benutzt haben.» Für konkrete Zahlen wurden eine Reusse eingebaut, in welcher ein Arbeiter zweimal am Tag die Zahl der Fische erfasst. Mit dem Auswurf von zum Beispiel speziell grossen Fischen wird Zbinden in nächster Zeit die Wirkung des Abstiegs weiter überprüfen. Er selber zeigt sich von den bisherigen Erfahrungen und auch der Zusammenarbeit mit dem Kraftwerksbetreiber sehr glücklich. «Das Ganze hat für das Unternehmen doch beträchtliche Zusatzkosten bedeutet.» Deshalb sei es für die Betreiber umso wichtiger, das Gespräch mit den Fachstellen schon früh zu suchen, damit vorgängig Lösungen gefunden werden können. «Durch den Neubau, hatten wir hier gute Möglichkeiten, das System in das Projekt zu integrieren», meint dazu der Ingenieur Thomas Schmid. Bei bestehenden Anlagen könnte sich das sicher als ein grösseres Problem herausstellen.

*Jürg Huber ist Pressebeauftragter der IG Kleinwasserkraft Glarnerland.