Aber ganz so schlimm war es dann doch nicht. Wir verbrachten einige erholsame und ereignisreiche Tage auf dieser Insel. Das Wetter war zwar kühl, was für den November nichts Aussergewöhnliches ist, jedoch strahlte die Sonne jeden Tag.
Jeju ist eine Vulkaninsel. Auf Schritt und Tritt stolpert man über erkaltete Lava. Praktisch die ganze Küste besteht nur aus Lavagestein. Sandstrände hat es nur ganz wenige. Die Insel ist 75 km lang und 32 km breit. In der Mitte thront ein erloschener Vulkan namens «Hallasan». Mit seinen 1950 Metern Höhe ist er der höchste Berg in Südkorea. Entstanden ist er vor etwa 200 000 Jahren. Vor 5000 Jahren war er noch aktiv. Der Krater hat einen Durchmesser von 400 Metern. Der ganze Berg gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe. Während der Autofahrt entlang des Berges durch den «Baumtunnel» mit den herbstlichen Farben fühlten wir uns wie in einem Gemälde.
Jeju ist aber auch bekannt für seine Seefrauen «Haenyeo». Das sind Muscheltaucherinnen. Die meist älteren Damen tauchen zweimal am Tag nach Muscheln. Eine sehr anstrengende und nicht ungefährliche Arbeit. Leider sind die Seefrauen am Aussterben. Nur noch sehr wenige Junge wollen dieser Arbeit nachgehen. Somit sind die «Haenyeo» auf der UNSECO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgeführt.
U-Do. Das St. Tropez von Südkorea. U-Do ist eine kleine Insel im Nordosten von Jeju. Knappe 10 Quadratkilometer gross. Jeder Südkoreaner, der etwas auf sich hält, muss mal diese Insel besucht haben. Zumal an einem der weissen Sandstrände der berühmteste Liebesfilm von Korea gedreht wurde. Wir fuhren mit einen Elektro-Trike um die Insel und nach etwa 2 Stunden hatten wir alle Sehenswürdigkeiten abgeklappert. In der Hauptsaison ist diese Insel komplett überlaufen. Selbst jetzt, in der Nebensaison an einem kühlen Novembertag, kamen die Touristen noch in Scharen.
Einen interessanten Tag hatten wir als der Besuch einer Lavahöhle geplant war. Das hat sich sehr gelohnt. Die Majanggul-Höhle hat sich vor zirka 250 000 Jahren gebildet, ist fast neun Kilometer lang und zählt ebenfalls zum UNESCO-Weltnaturerbe. Ein Kilometer ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Wir waren überwältigt, als wir in den bis zu 30 Meter hohen Hallen standen und uns vorstellten, wie hier einmal glühend heisse Lava durchfloss.
Jeweils abends setzten wir uns auf den Balkon und genossen die herrliche Aussicht auf das Ostchinesische Meer. Es war viel los: Grosse Handelsschiffe, Flotten von Hochseefischerbooten und auch kleine Fischerboote tuckerten vorbei. Einfach nur zum Geniessen.
So verflogen die Tage auf Jeju viel zu schnell. Aber es waren sehr schöne und spannende Tage. Wir können uns sehr gut vorstellen, die Insel wieder einmal zu besuchen. Der nächste Urlaub ist schon geplant. Aber da geht es ins schöne Glarnerland. Das muss auch sein.
In diesem Sinne
Martin Carl Mächler
Jeju - Eine Insel in Frauenhand
Vorsicht Männer, auf dieser Insel ganz im Süden von Südkorea herrscht noch das Matriarchat!