Immer wieder sah man sich mit Neuem konfrontiert, das vielseitige Repertoire von Willi Valotti und seinen Damen war ein wahrhafter «Ohrenschmaus», gestalteten sie doch willkommen fern von urchig Traditionellem aus. This Jenny hatte mit seinen Leuten schon oft in Schwanden gastiert, mit willkommenen Gästen; diesmal war es der mitreissend ausgestaltende Boogie-Woogie-Pianist Dave Ruosch. Damit man diese musikalische Fülle so richtig geniessen konnte, sorgten die kochbegabten Mitglieder der Männerriege und die sorgsam bedienenden Angehörigen der Damenriege und des Frauenturnvereins der Metropole von Glarus Süd für die stark genutzte Einstimmung.
So bildeten sich zu Beginn an den gut besetzten Tischen angeregt diskutierende und das kulinarische Angebot geniessende Gesprächsrunden. Gemütlich ging es zu und her, wissend, dass es bald einmal in spannender Art weitergehen würde. Ruth Tüscher, Präsidentin des einladenden Kulturvereins Glarus Süd, begrüsste. Dann war es Sache von Bandleader This Jenny, die vielen Gäste zu begrüssen, den Sponsoren nachhaltig zu danken und seine Leute vorzustellen, allesamt exzellent und aufeinander bestens abgestimmte Musiker. Sie beherrschen ihre Instrumente in ausgereifter, zuweilen virtuos aufklingender Art, rücken bei kleinen solistischen Einlagen weg, geniessen mit, applaudieren, fügen sich wieder in eine Gesamtheit, die wechselvoll, beseelt, voller Kraft und Leidenschaft daherkommt. Sie singen, wechseln beneidenswert problemlos zu Trompete, Posaune, Banjo, Klarinette, Saxofon oder Bass. Der Mann am Schlagzeug hält mit der einen Hand das Mikrofon, singt voller Leidenschaft und begleitet sich gleichzeitig. Dass dieses Sextett in Jazzkreisen berechtigt hohes Ansehen geniesst, versteht sich für Flavio Ferrari, Gregor Bruhin, This Jenny, Ruedi Morgenthaler, Daniel Sernatinger und Hanspeter Hotz wie von selbst. Einige sind Berufsmusiker und seit 40 Jahren «im Geschäft». Dass die Freude am Ausgestalten spürbar ist, deren Begeisterung mitreisst, sind willkommene und sympathische Pluspunkte, die diese Band prägen. Und wenn gesungen wird, kommt nochmals Leben der gar munteren Art auf. Es wird mit deutlicher Gestik gedeutet, raufbeschworen, gelobt, bemitleidet, angespornt – je nach Text. Und über den wirbligen, stürmischen, dann wieder Ruhe signalisierenden Auftritt des Pianisten Dave Ruosch – einen Gast, den man gerne in Erinnerung behält – liesse sich vieles schreiben. Sein Ausgestalten ist wechselvollstes Erleben in dieser von Gospels, Swing, Blues, Dixieland und New Orleans-Jazz erfüllten Welt. Bemerkenswert sind das Hineinhören in ausgespielte Sequenzen, deren Aufnehmen ins eigene weiterführende Improvisieren, die gegenseitige Anteilnahme und Wertschätzung und das Zusammenführen nach vielen Solis.
Derweilen sitzen Willi Valotti und seine aus Andrea Ulrich, Gaby-Isabelle Näf und Martina Rohrer bestehende Wyberkapelle am Tisch der Gäste, mitgeniessend, applaudierend. Sie sind auf Einladung von This Jenny mitgereist. Willi Valotti ist seit mehr als 40 Jahren unterwegs, spielfreudig, ungemein vielseitig, Neuem nie abgeneigt, das traditionelle Brauchtum auf gute Art aufmischend, neue Strömungen einbringend. Mit seinen hochbegabten Musikerinnen bringt er verschiedene Stilrichtungen zu Gehör, experimentierfreudig was traditionelle und neuzeitliche Schweizer Volksmusik betrifft. Er durfte – absolut verdient – verschiedenste Auszeichnungen (Prix Walo in der Sparte Volksmusik, im Jahr 2000; Goldener Violinschlüssel, 2003, SUISA-Stiftung, 2010; Anerkennungspreis der St. Gallischen Kulturstiftung, 2017; Schweizer Musikpreis, 2018) entgegennehmen. Er bereichert mit seinem ungemein wechselvollen, ausgereiften und virtuosen Akkordeonspiel seit mehr als 40 Jahren die Volksmusikszene. Diese Formation in Schwanden zu hören, war absolut bereichernd, einzigartig, hochwillkommen. Da sitzt einfach alles, ist so kenntnisreich abgestimmt, mit viel Schalk und Charme serviert.
Dann wäre noch vom «Dritten Konzert» zu berichten. Der begann mit Beginn der letzte Stunde vor Mitternacht – mit einem gemeinsamen Auftritt, mit Improvisationen der ungewohnten Bandbreite, mit Volksliedern wie «Zogä am Bogä», «Juppäli di und ds Zötteli draa», sogar mit «Hänschen klein, ging allein …». Da hörten die Jazzprofis dem Akkordeonisten zu, schauten sich um, nahmen den Pianisten dazu und fügten oft Gehörtes so schwungvoll und toll aneinander, dass Zugaben stürmisch herbeigewünscht wurden – und es beinahe Mitternacht geworden war, bis man sich – natürlich immer noch leicht swingend – auf den Heimweg begab.