«Jetz hämmer z’Puff»

In loser Folge veröffentlicht glarus24 in nächster Zeit verschiedene Anekdoten aus dem Leben von Hans Speck. Heute «Erinnerungen an die Fasnacht von damals».



"Erinnerungen an die Fasnacht von damals". (Bild: hasp)
"Erinnerungen an die Fasnacht von damals". (Bild: hasp)

Ich meine, es war anlässlich einer Fasnacht in den späten 80er-Jahren. Der Narrenverein Nachtgizzi Netstal unter der Leitung von Obernarr Tobias Jenny setzte auf das Motto «Jetz hämmer z’Puff». Damit wollten die Veranstalter einerseits auf die Aktivitäten im ehemaligen Restaurant Eidgenossen an der Bahnhofstrasse hinweisen, wo im Dorf die Leute damals munkelten, dass Frauen aus dem horizontalen Gewerbe dort ihre Liebesdienste anpreisen würden. Gleichzeitig wurde aber auch über die Gestaltung des Kreisels im Dorfe heftig diskutiert. Einer aus dem Dorf meinte:» Äs isch äs huerä Puff». Und schon war das Motto für die Fasnacht geboren. Ohne lange zu überlegen wusste ich: Der Hans Speck geht dieses Jahr als geile Nutte an die Fasnacht. Ein in jeder Hinsicht überaus gewagtes Unternehmen, meine ich. Gesagt, getan. Vorerst ging es darum, die entsprechenden Klamotten aufzutreiben. Hilfe bot mir eine liebe Freundin, die mir ohne zögern ihre bis über die Knie reichenden schwarzen Stiefel auslieh. Dazu ein Bustier, über dem Brustbereich mit transparenter Stickerei geschmückt, dazu schwarze Handstulpen, welche meine starkbehaarten Arme verdeckten, schwarze Gitterstrümpfe, eine Afro-Perücke, eine schwarze Halbmaske und selbstverständlich ein superkurzer Mini verwandelten mich in die heisseste Nutte, die je auf der Alpennordseite ihre Dienste anpries. Meine Hofcoiffeuse Sonja verabreichte mir zu Schluss ein passendes Face-Painting und ihr Freund war der erste «Freier», der mir an die Wäsche ging und gleichzeitig auch alles noch fotografisch festhielt.

So machte ich mich auf die «Tour d’Amour». Das Restaurant Salmen war mein erstes Ziel. Bekannte Netstaler Grössen, von denen ich selbstverständlich aus Diskretionsgründen keine Namen erwähne, machten buchstäblich Stielaugen, als ich mich mit vorher geübtem, aufreizendem Gang und lasziven Blicken die Runde musterte. Schon bald hatte ich das erste Cüpli auf Nummer sicher. Der grosszügige Spender wollte natürlich auch auf seine Kosten kommen, aber zwischen Knie und Bauchnabel setzte ich eine sogenannte Zonengrenze, die unüberwindbar war. Wäre eine lesbische Dame mit gleichen Absichten gekommen, ich hätte mich wohl kaum gegen ihre Annäherungsversuche gewehrt. Nach dem erfolgreichen Start im «Salmen» wechselte ich ins «Jägerstübli». Dort nahm ich mir weitere Netstaler zur Brust. Ich tanzte mit ihnen, liess mich von ihnen führen, aber natürlich nicht verführen! Es war für mich ein Riesengaudi, und trotzdem hatte ich den Eindruck, dass man mich doch endlich jemand erkennen musste, da ich ja nur eine Halbmaske trug, doch nichts davon. Mit meiner Kopfstimme hielt ich sie alle zum Narren und bis zum heutigen Tag wissen nur Insider, wer diese heisse Nutte unter ihrem noch heisseren Outfit war.