Joachim Raff und Matinee im Freulerpalast

Der Rittersaal des Freulerpalasts in Näfels war bis auf den letzten Platz besetzt, als Daniel Zbinden zur ersten Matinee dieses Jahres begrüssen konnte. Bewusst habe man sich mit dem Komponisten Joachim Raff (1822–1882) und dessen breit gefächertem musikalischen Schaffen auseinandergesetzt – dies zu seinem 200. Geburtstag.



die Violinistin Sibylle Tschopp und die Pianistin Vilma Zbinden (Bilder: p.meier)
die Violinistin Sibylle Tschopp und die Pianistin Vilma Zbinden (Bilder: p.meier)

Es gab verschiedenste Gründe, die zur Interpretation einiger Werke geführt hatten. Raff verbrachte seine Kindheit in Lachen am Oberen Zürichsee. Er wurde musikalisch enorm gefördert. Über vier Jahre hinweg war er als Voksschullehrer in Rapperswil tätig, es schloss sich dann eine wahrlich wilde Zeit an, von Felix Mendelssohn Bartholdy hoch gelobt, später Franz Liszt nach Deutschland gefolgt. 1850 liess er sich in Weimar nieder. Raff war in der Musikszene «angekommen». Er komponiert, unterrichtete. Seine Symphonien wurden vielerorts gespielt. Von Tschaikowski und Richard Strauss erhielt er viel Lob. Er wurde 1877 Gründungsdirektor des Hoch`schen Conservatoriums in Frankfurt.

Dass ein prachtvoller Saal im Freulerpalast Näfels Aufführungsort würde, hat mit anderen Kontakten zu tun. Vilma und Daniel Zbinden pflegen zur Raff-Gesellschaft in Lachen Kontakte, die bei ihnen hohes Interesse an diesem breit gefächerten musikalischen Schaffen geweckt haben, auch im Wissen, dass Raffs Werke seit den 1970er-Jahren wieder vermehrt aufgeführt werden.

Für die meisterliche Wiedergabe verschiedener Kompositionen konnten die Violinistin Sibylle Tschopp und die Pianistin Vilma Zbinden gewonnen werden. Was sie in willkommen vielseitiger Weise anboten, war restlos beeindruckend, offenbarte eine gegenseitige Abgestimmtheit, der man mit hoher Anteilnahme folgte. Stets äusserte sich Sibylle Tschopp kenntnisreich, in willkommener Kürze zu den einzelnen Werken. Es standen wechselvolle, kurze, enorm fordernde Werke von Felix Mendelssohn, Clara Schumann, Claude Debussy und – natürlich – von Joachim Raff auf dem sorgsam ausgestalteten Programm.

Es wurde so kenntnisreich, mit hoher spielerischer Eleganz und Leichtigkeit ausgedrückt. Es kam eine Vielzahl von Stimmungen auf, Träumereien, Forsches, inniges Verharren, kindliche Freude, lautes Rufen, Hüpfereien, Rumschlendern, immense Lebensfreude, Inniges, stille Kraft, Zurückziehen, Schrilles und Gebieterisches wurden hörbar. Alles wurde richtiggehend elegant, riesig geschickt, mit hohem Können und einfühlend ausgespielt.

Gedankt wurde mit ganz viel herzlichem, anerkennendem Applaus – was wie selbstverständlich zu einer Zugabe führte.

Später fand man sich zum offerierten Apéro, damit zum willkommenen Gedankenaustausch zusammen. Es wurde in Erfahrung gebracht, dass am 12. Juni im Rahmen eines «geschwisterlichen Dialogs» um elf Uhr Selina und Flurin Cuonz (Harfe und Cello) im Freulerpalast gastieren werden.