Josef Schwitter, Gesicht und Stimme des Fahrtsbriefes

Auf schwarzen Gedenktafeln sind die Namen «unserer» Gefallenen, der Gefallenen der Schlacht bei Näfels, mit den Messinglettern festgehalten. Vor diesem Hintergrund referierte Josef Schwitter letzten Donnerstag in der evangelischen Kirche in Mollis über den «Fahrtsbrief». Er verleiht diesem auf dem Fahrtsplatz seit zehn Jahren Gesicht und Stimme.



Seit 2000 liest Josef Schwitter auf dem Fahrtsplatz den Fahrtsbrief. Das Buch wird jeweils von der Polizei aus dem Landesarchiv geholt und wieder zurückgebracht. (Bild: Edi Huber)
Seit 2000 liest Josef Schwitter auf dem Fahrtsplatz den Fahrtsbrief. Das Buch wird jeweils von der Polizei aus dem Landesarchiv geholt und wieder zurückgebracht. (Bild: Edi Huber)

Die älteste Darstellung der «Fahrt» überliefert Walter Tolders Wappenscheibe von 1574, auf der alle Elemente des glarnerischen Gedenktages abgebildet sind. Schwitter zeigte an verschiedenen Fassungen und Fragmenten auf wie sehr sich an diesen Wandel und Zeitgeist widerspiegeln. Einen wesentlichen Einfluss auf die Darstellung es «Fahrtsbriefes» übten die jeweiligen Lektoren aus.

Die derzeit aktuelle Form ist dem «Katholischen Rathsprotokoll von 1803–1813» entnommen als «Abschrift N.2» mit dem Vermerk «bis 1937 an der Fahrtsfeier verlesen». Dann folgt «Fassung aus dem 15. Jahrhundert, abgeschrieben aus dem Jahrzeitenbuch Linthal» und entnommen aus dem ältesten handgeschriebenen Landsbuch von etwa 1460. Dr. Frieda Gallati untersuchte 1938 vier Fassungen: Die aus dem Linthaler Jahrzeitenbuch, die der Glarner Chronik im St. Galler Codex, die des Landsbuchs und die von Gilg Tschudi.

Die verschiedenen Fassungen – teils mit, teils ohne die Namen der Gefallenen – sind durch die Autoren und den Zeitgeist geprägt. Die Geschichte der «Näfelser Fahrt» ist nicht ohne die «Fahrtsbriefe» zu verstehen, umgekehrt sind diese nicht ohne glarnerische und eidgenössische Geschichte deutbar. Entsprechend hinterlegte Josef Schwitter seine Ausführungen. Er schloss mit den Worten: «…Ich kenne kaum ein Fest, das so offen abläuft, jede Person – ob Mann oder Frau, Jung oder Alt, gleich welcher Religion, Weltanschauung oder Staatsbürgerschaft – kann teilnehmen so lange und von wo aus sie will, talein- oder talauswärts. … Es treffen Wirtschaft, Staat und Konfessionen, Gesang, Musik und Trommelwirbel, Beten, Danken und Geniessen, Messfeier und Volksfest zusammen – und dies im Frühling. – Die Fahrt ist nicht blosse Tradition – sie ist Leben, glarnerisches Leben!» Angeboten wurde den gut besuchte Anlass vom «kulturforum brandluft glarus nord».