Joseph Haydn, Martina Jankovà, Martin Zimmermann – und der Freulerpalast

Das Zusammenfügen dieser Namen und die Verbindung zum Freulerpalast Näfels geschieht dann, wenn man um die stets sorgsam organisierten Mittagskonzerte weiss, wenn man sich angesichts von willkommen Aussergewöhnlichem früh genug einfindet, um einen Sitzplatz belegen zu können. Dank gastfreundlichem Entgegenkommen der Verantwortlichen

um Georges Müller und dem kreativen Reichtum von Vilma und Daniel Zbinden haben sich Begegnungen ergeben, die einen kulturbezogen, hohen Stellenwert samt anschliessendem Verweilen garantieren.

 



Sopranistin Martina Jankovà und Martin Zimmermann (Bilder: peter meier)
Sopranistin Martina Jankovà und Martin Zimmermann (Bilder: peter meier)

Und dass «Joseph Haydn – aus Glarner Hand und Kehle» ausgekündigt war, tönt im ersten Moment eher seltsam, kann aber problemlos erklärt werden. Joseph Haydn (1733–1809) schrieb unter anderem die im Rittersaal gar meisterlich und variantenreich interpretierten Deutschen Lieder, 10–12 (1781–1784), Stücke für Clavier solo, Original Canzonettas (1794) für Sopran und Cembalo und anderes.  

Es war dann Sache von Martin Zimmermann, Cembalist, Organist, Musikwissenschafter, der sich zur Geschichte des ganz besonderen, originalen Cembalos und dessen Erbauer – Burkhardt Tschudi (1771) – äusserte. Der Schwandner Tschudi war ein begnadeter, hoch talentierter Hersteller von Cembalos. Nach seiner Grundausbildung zog er nach London und baute sich ein wahres «Cembalo-Imperium» auf, 700 Stück pro Jahr seien aus dieser Werkstatt gekommen und von namhaften Komponisten wie Händel, Mozart und Haydn erworben und bespielt worden. Burkhardt Tschudi habe dem Instrument ein ganz «besonderes Leben» eingehaucht, mit dessen technischem Raffinement eine stark beachtete Spielkultur wuchs. Um 1790 habe dieses kunstvolle Interpretieren ein jähes Ende gefunden.

Ein Gast, von Martin Zimmermann herzlich begrüsst, führte mit kurzen Erläuterungen in Teile der griechischen Sagenwelt, damit in Irrungen, Verwirrliches, hoch Leidenschaftliches, Rachegefühle, Sehnsüchte aller Schattierungen, Träumereien, Erflehen, Reue, Trauer und anderes ein, so wie es Ariane auf Naxos, Theseus und andere durchlebt haben.

Den kompositorischen Reichtum erweckten die Sopranistin Martina Jankovà und Martin Zimmermann zu bewegendstem Leben. Leidenschaftlich, temperamentvoll, mit gediegener Gestik und stilrichtiger Mimik, kraftvoll, dann wieder mit gebotener Zurückhaltung, viel Leidenschaft und Innigkeit deutete die Sopranistin gar vieles, aus, wusste es in die Herzen der andächtig mitvollziehenden grossen Zuhörerschar zu tragen. Martin Zimmermann begleitete einfühlsam, kunstreich, riesig elegant und mit hoher Präsenz. Es war ein erfüllendes Zusammenwirken, ein genussvolles, riesig facettenreiches Verweilen – ein ganz besonderes Geschenk, das mit berechtigt starkem Applaus verdankt wurde. Der Gedankenaustausch und das kulinarische Verwöhnen dauerten bis in den frühen Nachmittag – gehören stets dazu.