Judith Bach mit ihrer ganz speziellen Lebenslust

Eine derart kompakt ausgedrückte Form von Lebenslust hat Seltenheitswert. Was Judith Bach – als «Kleene Berlinerin» angekündigt – aufzuzeigen wusste, war eine riesig attraktive Vermischung von Philosophischem, Tatsächlichem, Hinterfragtem, Ersehntem, absolut Banalem, dann wieder enorm Reizvollem. Judith Bach spielte eine immense Fülle an Gefühlen aus, erwies sich brillante Pianistin und riesig liebenswürdiges Energiebündel.

Man hörte ihr gerne zu, liess sich bereitwillig mittragen.

 



Judith Bach bei ihrem Auftritt im Gemeindezentrum Schwanden (Bilder: p.meier)
Judith Bach bei ihrem Auftritt im Gemeindezentrum Schwanden (Bilder: p.meier)

Judith Bach hatte die Zuhörerinnen und Zuhörer ganz rasch auf ihrer Seite. Ihr Charme, das wirblige, ebenso kunstvolle wie kurzweilige Ausgestalten bleiben unvergessen. Ihre faszinierende Offenheit ist verbunden mit den launigen Hinweisen auf ihre Kleinheit, ihre leicht wilde Frisur, ihr Rumtanzen in gar verschiedensten Gefühlswelten. Man gewinnt diese muntere, kleine Dame ganz schnell lieb.

Eingeladen hatte der von Ruth Tüscher präsidierte Kulturverein Glarus Süd. Auf der «Berühmtesten Bühne von ganz Schwanden» – erste Erkenntnis der Judith Bach – wurde dann derart temporeich drauflosgespielt, dass man sich den Geschehnissen gerne hingab.
Es wurde die «Oma Fritz» in den Mittelpunkt gerückt, von Judith Bach gar liebenswürdig präsentiert, nie verletzend, dafür mit herrlicher Wertschätzung. Diese Oma war so quasi «mit allen Wassern gewachsen». Reinlegen liess sie sich gar nie. Stets wusste sie, was Gültigkeit hatte. Judith Bach schlüpfte gerne in die Rolle der sich langsam bewegenden Dame, die ein klein wenig undeutlich sprach, anfragte, zum Sterben bereit war, aber vorgängig im Leben der Claire eine prägende Rolle einnahm, als liebenswürdige Gastgeberin, mit dem Alltag der heranwachsenden Jugendlichen wie selbstverständlich bestens verbunden.
Und Claire weihte alle in Berufliches ein, gab ihre Englisch- und Italienischkenntnisse bereitwilligst bekannt. Kostproben zeigten, dass es da recht rumplig und rudimentär zu- und herging.

Man vollzog gerne mit, was in dieser Heranwachsenden vorging, welche Fragen sich zum eigenen Leben und Werden ergaben. Man erfuhr, wie kurvenreich diese ist, was Priorität hat, wie zwischen Pianistin und Reporterin hin- und hergeplant wurde. Dass das «nächste Leben» nur der Faulheit gewidmet sei, nahm man zur Kenntnis, dass die Vielfalt aller Gefühle der rasanten Fahrt auf einer Achterbahn nicht unähnlich sind, gewann an Klarheit.

Judith Bach switchte in zuweilen atemberaubendem Tempo rum. Sie konfrontierte mit Fragen, die kaum beantwortbar sind. Beispiele: Frage an den lieben Gott, wie sich die neuen Engel schon integriert haben. Frage nach Schafen, die nicht einschlafen können und am Zählen sind, aber was zählen sie denn? Wie gelangt ein Schild mit der Aufschrift: «Rasen nicht betreten» mitten in eine Wiese? 

In den Dialogen zwischen Claire und Oma Fritz, den Liedtexten, dem wirbligen Klavierspiel, beim Zitieren aus dem Tagebuch, dem langen, langen Flug eines Bumerangs, der Liebegeschichte zwischen der städtisch gewandten Berlinerin und dem leicht hinterwäldlerischen Schweizer – es gab so viel zu besingen, zu kommentieren, alles locker und kurzweiligst angetippt.

Lange und verdient herzlich war der Applaus, Judith Bach befasste sich mit dem Schaffen verschiedenster Komponisten, kunstreich, aufs Tempo drückend. Und dann war alles bereits Vergangenheit, Zurückerinnern an einen ganz speziellen Abend samt berühmtester Bühne in Schwanden.