Jugend und Sport (J+S) feiert ein halbes Jahrhundert

Seit 50 Jahren fördern Bund und Kantone mit dem Programm Jugend und Sport (J+S) wertvollen Sport. Dieser hat sich seit damals stark gewandelt, wie ein Blick zurück zeigt. Diesen Samstag können Jugendliche an diversen Orten im Glarnerland aktuellen Sport erleben. In den Herbstferien lockt zudem ein Lager.



Ruedi Jakobers Expertenausweis mit den damals üblichen Gültigkeitsmärkli • (Fotos zvg)
Ruedi Jakobers Expertenausweis mit den damals üblichen Gültigkeitsmärkli • (Fotos zvg)

Ruedi Jakober ist ein Mann der ersten Stunde. Schon 1970 absolvierte er seine erste J+S-Ausbildung als Oberturner. Schlag auf Schlag folgten Ausbildungen in der Leichtathletik, im Volleyball und im Orientierungslauf, meist bis zum J+S-Experten. Flächendeckend eingeführt wurde das nationale Sportförderprogramm 1972. Es feiert heuer seinen 50. Geburtstag und hat sich mit den Jahren rasant verändert. Als Nachfolger des Militärischen Vorunterrichts waren die Angebote anfangs noch von der Vorbereitung auf den Militärdienst geprägt. Zu Beginn waren Jungen und Mädchen erst ab 14 Jahren zur «körperlichen Ertüchtigung» in 18 J+S-Sportarten zugelassen. Mittlerweile nehmen über 600 000 Kinder und Jugendliche ab fünf Jahren in 85 Sportarten teil. Im Glarnerland bewegen knapp 1000 Leiterinnen und Leiter jedes Jahr rund 5000 Kinder und Jugendliche.

Ruedi Jakober erinnert sich noch gut an die Anfänge: «Sport treibende Mädchen waren nicht überall gerne gesehen und mussten sich ihren Platz erkämpfen.» Und vielfach sei es schwierig gewesen, geeignetes Material und die nötigen Geräte zu finden. «Ruedi Etter half, wo er konnte», erinnert sich Jakober. Etter leitete von 1974 bis 2002 das Turn- und Sportamt, die heutige Fachstelle Sport, und war Zeit seines Lebens ein umtriebiger Förderer von J+S und des Glarner Sports im Allgemeinen. Bereits 1972 wurde der Netstaler Hans Tremp als Sekretär des Sportamtes gewählt.

Glarner als Pioniere

Ruedi Jakober war ein Pionier im Lehrlingsturnen, das er zusammen mit Ottmar Leuzinger bei der Therma Schwanden einführen durfte und das damals «schweizweit federführend» war, wie Jakober nicht ohne Stolz berichtet. Der gebürtige Stadtglarner war auch die treibende Kraft hinter dem Volleyballclub (VBC) Schwanden, der seit 1971 existiert. «Das ist ein klassischer J+S-Verein. Ohne die Gelder aus Magglingen hätten wir nicht existieren können», erklärt der langjährige Präsident. Zu Spitzenzeiten zählte der VBC Schwanden 200 Mitglieder und eine NLB-Mannschaft, die es zweimal in den Cup-Halbfinal schaffte. Als Athlet gehörte Jakober dem Nationalkader im Weitsprung an und gewann zwei Kränze in der Leichtathletik an eidgenössischen Turnfesten. Als Experte bildete er J+S-Leiter in Fitness, Leichtathletik und Volleyball aus.

Ruedi Jakober war nur einer von vielen Persönlichkeiten, die den damaligen Glarner Sport prägten. Weitere sind, um nur einige zu nennen: Ernst Fischli, Miklos Missura (beide Volleyball), Ernst Wirz, Paul Reumer, René Brem (alle Fussball), Andreas Gygli, Bruno Giovanoli (alle Leichtathletik), Ernst Stüssi (Kunstturnen), Paul Aschwanden, Fritz Rhyner, Hans Rhyner und Alex Weder (alle Skisport) und Ruedi Jenni (Bergsport) sowie als Leiter des kantonalen Sportamtes. Bei den Funktionärinnen waren nebst anderen Ruth Rhyner (Turnen), Käthi Müller (Ski) oder Mägdi Kühne (Tanz) prägend.

Mit dem Mühlehorner This Elmer leitete selbst ein Regierungsrat einen Teil der legendären J+S-Lager im Engadin. Sein Sommer-Pendant war Fridolin Marti aus Schwanden. Turner Werner Jacober und später der Ennendaner Kaspar Aebli überwachten als eidgenössische Inspektoren das Glarner J+S-Wesen. «Ich meine, wir bildeten damals einen wertvollen Stützpunkt im nationalen Sport», bilanziert Ruedi Jakober.

An neuen Sportarten schnuppern

Zurück in die Gegenwart: Höhepunkt des aktuellen J+S-Jubiläumsjahrs ist das anstehende Bettagswochenende mit Aktionen im ganzen Land. Am Freitag sind die Schulen aufgerufen, Sport in irgendeiner Form zu thematisieren, und am Samstag ist nationaler Vereinstag.

  • Am Dorffest in Netstal begeht der Glarner Turnverband unter Mithilfe der Turnerinnen und der Jugi Netstal das Jubiläum «50 Jahre Jugend + Sport» mit einem Plauschparcours samt Verlosung. Von 10.30 bis 18.00 Uhr können 4- bis 16-Jährige am Anlass in der Mehrzweckhalle teilnehmen. Um 11.00 Uhr wird wie an unzähligen Orten in der Schweiz die J+S-Jubiläums-Choreo aufgeführt. Zusammen soll das einen Weltrekord ergeben.
  • In Näfels öffnet am Samstag die lintharena ihre Tore, und die im Sportzentrum tätigen Vereine zeigen ihre Sportarten in Schnupperlektionen und Showtrainings. Rundgänge, Kinderattraktionen und Live-Musik ergänzen das Programm, das von 10.00 bis 17.00 Uhr Kinder und Jugendliche von 5 bis 20 Jahren ansprechen soll.
  • In Glarus führt der Verein Torball (TB) Glarus 11 parallel zum 7. internationalen Torball-Ziger-Cup einen Challenge-Cup für Damen und Newcomer durch. Organisator Fritz Bolliger freut sich, «unseren Torballteams wie auch Interessierten aus der Region zu Hause eine derartige Spielmöglichkeit zu bieten.» Das Turnier beginnt um 09.00 Uhr in der Turnhalle der Kantonsschule.

    Jubiläumslager mit Biken und Akrobatik

Zum J+S-Jubiläumsjahr organisiert die Fachstelle Sport zusammen mit privaten Anbietern auch Jubiläumslager für 10- bis 16-Jährige. Dasjenige in den Herbstferien hat noch Plätze frei. Vom 17. bis 20. Oktober (2. Herbstferienwoche) werden Kinder und Jugendliche zum einen ausgiebig biken und zum andern sich in der Zirkusakrobatik üben. Im Zirkus Mugg in Betschwanden, wo auch übernachtet wird, können sie mit dem Einrad fahren, jonglieren, balancieren, Rhoenrad fahren und vieles mehr. Alle Lektionen werden von ausgebildeten J+S-Leiterinnen und -Leitern angeboten. J+S unterstützt das Lager ebenso wie der Kanton.

Anmeldungen und Infos: Fachstelle Sport, Gerichtshausstrasse 25, 8750 Glarus
[email protected]  055 646 62 07

Link zur Ausschreibung: Jugendlager – Kanton Glarus