Jugendraum am Sound of Glarus

Am Sound of Glarus gibt es einen Ort, an dem Jugendliche nichts zu konsumieren brauchen und trotzdem Spass haben können. Die Glarner Offene Jugendarbeit (GLOJA) empfängt sie in einer umzäunten Zone mit Festzelt und vielen Spielmöglichkeiten.



GLOJA am SoG (Foto OJA Glarus)
GLOJA am SoG (Foto OJA Glarus)

Das traditionelle und inzwischen grossgewachsene Open Air Sound of Glarus ist ein Höhepunkt im Glarner Jahreskalender. Bis zu 15 000 Musikbegeisterte strömen jeweils aufs Gelände im Kantonshauptort – darunter auch zahlreiche Jugendliche. Oft sind sie schon als Kinder von ihren Eltern mitgenommen worden und mit 16 Jahren besuchen sie das Festival zum ersten Mal allein. Während für viele Erwachsene feststeht, dass sie ihre Festivalzeit nicht nur mit Konzertbesuchen, sondern auch mit feuchtfröhlicher Freundschaftspflege verbringen, ist das Programm gerade für Jugendliche weniger eindeutig: Sie dürfen nur in Begleitung Erwachsener kommen und der Alkoholkonsum ist ihnen nicht erlaubt.

Jugendlichen eine Möglichkeit zu geben, ihren Besuch ebenso freudvoll wie gesund zu gestalten, darin sieht die Glarner Offene Jugendarbeit ihre Aufgabe. Am Freitag und Samstag von 17 Uhr bis Mitternacht betreuen jeweils vier Jugendarbeitende aller drei Gemeinden eine Schutzzone für Jugendliche. «Auf dem umzäunten Areal wird weder geraucht noch getrunken», erklärt Projektleiterin Sonja Tanner-Federer, «und die Jugendlichen müssen kein Geld ausgeben, um sich hier aufhalten zu dürfen.» Stattdessen stehen Säfte, Eistee und Wasser sowie Apéro-Snacks kostenlos zur Verfügung.

Chillen und spielen

Bei Regen verbringen die Jugendlichen die Zeit bei der GLOJA meist im Festzelt, wo Sitzsäcke zum gemütlichen Beieinandersein einladen. Bei schönem Wetter sind die Spielangebote im Freien besonders beliebt. Man baut Türme mit Riesenjenga, wirft Maissäcklein in Cornholes, verrenkt sich auf der grossen Twistermatte, spielt Leitergolf, misst sich in XXL-Viergewinnt, hämmert Nägel in einen Pflock, schiesst mit Wasserspielpistolen auf Plastikbecher oder dreht am Glücksrad, das entweder einen Preis oder eine Bewegungseinladung beschert.

In den vergangenen Jahren wurde das Angebot rege genutzt, oft schon von kleinen Kindern, die eigentlich noch nicht zur Zielgruppe der Offenen Jugendarbeit gehören, und auch von jungen Erwachsenen, die sich gerne an ihre Zeit in den Glarner Jugendhäusern erinnern. «Die Abgrenzung zu einer Kinderhüte ist nicht einfach», erklärt Sonja Tanner-Federer. «Wir schicken Kinder nicht weg, aber wenn sie sehr viel Aufmerksamkeit binden, stehen zu wenige Ressourcen zur Verfügung.» Bisher habe der Balanceakt bis auf seltenste Ausnahmen gut geklappt, sodass es diesbezüglich keine Regeln brauche.

Erwachsene sensibilisieren

Das Angebot hat aber nicht nur den Zweck, den Jugendlichen Schutz und Vergnügungsmöglichkeiten zu bieten, die deren meist schmales Portemonnaie nicht strapazieren. Sondern auch: «Es ist eine gute Gelegenheit, die GLOJA sichtbar zu machen und mit Erwachsenen ins Gespräch zu kommen», erklärt die Jugendarbeiterin. Deshalb betreuen sie und ihre Kolleginnen und Kollegen nicht nur die Jugendzone, sie sind zusätzlich auffällig gekleidet auf dem Festivalgelände unterwegs und verteilen Süssigkeiten an Menschen jeden Alters. «So kommen wir mit der Bevölkerung in Kontakt, können auf unsere Arbeit aufmerksam machen und auf die Bedürfnisse der Jugendlichen sensibilisieren.»

Offene Jugendarbeit

Die Offene Jugendarbeit (OJA) begleitet und unterstützt Jugendliche in ihrer Freizeit. Anders als andere ausserschulische Angebote wie Vereine, verbandliche Jugendgruppen oder kirchliche Angebote beruht OJA auf Offenheit, Freiwilligkeit, Partizipation. Diese Grundprinzipien gewährleisten, dass ihre Angebote allen Jugendlichen einer Gemeinde offenstehen, dass sie ausnahmslos freiwillig angenommen werden und dass die Jugendarbeitenden die Jugendlichen in der Umsetzung eigener Ideen und Projekte unterstützen.

Dabei stellen Jugendarbeitende die Beziehung zu den Jugendlichen in den Fokus. Bei ihrer aufsuchenden Arbeit auf dem Gemeindegebiet, im Jugendhaus und im Rahmen von Projekten suchen und pflegen sie die Beziehung zu den Jugendlichen, sodass sie für die Einzelnen zu Ansprech- und Vertrauenspersonen werden. Das ermöglicht ihnen, persönliche Krisen zu begleiten sowie weitgreifende Dynamiken unter Jugendlichen frühzeitig zu erkennen und schnell darauf zu reagieren.