Gerne erinnere ich mich an meine Jugendzeit zurück. Chilbi war für mich eine der schönsten Zeiten im Jahr. Nicht nur der Fünfliber, den ich von meiner Grossmutter erhielt, auch der Chilbimontag, den es damals noch gab, war mir sehr angenehm. Schon Tage zuvor als die ersten Wagen auf den Zaunplatz kamen, verbrachte ich die meiste Zeit mit Staunen und Hoffen. Hoffen auf ein Freibillett oder eine Handvoll Jetons. Ich ging von Bahn zu Bahn und fragte, ob ich etwas helfen dürfe. Und ab und zu durfte ich zupacken. Bei dem «Autoscooter» Stangen hin und her tragen, die Wagen der «Himalaya» putzen. Bier für die Arbeiter holen. Es gab immer etwas zu tun. Der Erfolg am Abend war für mich wie der Himmel auf Erden: Jetons und Freibillette! Meine Hosentaschen waren meist gut gefüllt.
Endlich war er da, der Samstag! Um 1 Uhr nachmittags ging es los. Doch so lange konnte ich meistens nicht warten. Ich war schon am Vormittag auf dem Zaunplatz anzutreffen. Wohlgemerkt, das ist nun 50 Jahre her. Damals mussten wir am Samstag bis 11 Uhr noch in die Schule. Vor lauter Chilbiaufregung schien ich diese Tatsache «vergessen» zu haben. Vielleicht gab es ja da und dort noch etwas zu tun, was wiederum die Erweiterung meiner Jeton-Sammlung bedeutet hätte.
Doch leider hatte ich die Rechnung ohne die Erwachsenen gemacht. Damit meine ich meinen Lehrer, der mich in der Schule vermisste, aber auch meinen Vater, der nicht lange überlegen musste, wo ich mich befinden könnte. So kam es, wie es kommen musste. Ich wurde aufgestöbert und in die Schule begleitet. Das wäre ja noch nicht das Schlimmste gewesen, aber die Strafe für das Schulschwänzen ist mir ein Leben lang in Erinnerung geblieben. Keine Chilbi für den Sohnemann! Oh nein! Etwas Schlimmeres hätte ich mir nicht vorstellen können. Die Taschen voller Jetons und ich darf nicht an die Chilbi. Ich musste nun ein ganzes Jahr warten. Die Jetons versteckte ich sorgfältig und bewahrte sie auf. So konnte ich sie am darauffolgenden Jahr doch noch gebrauchen. Wohlgemerkt nachdem ich am Samstagmorgen die Schule besucht hatte.
Heute ist mir die Chilbi nicht mehr wichtig. Ab und zu drehe ich eine Runde während des Betriebes auf dem Zaunplatz. Schaue gern zu, gönne mir ein Cervelat und kaufe mir eine Packung gebrannte Mandeln. So ändern sich die Zeiten. Aber diese Geschichte werde ich wohl nie vergessen.









