Juristisches Manöver gegen "Südostschweiz am Sonntag"

Die "Südostschweiz" sollte am nächsten Sonntag erstmals mit einer siebten Ausgabe erscheinen. Die Zustell- und Vertriebsorganisation (Zuvo) von Tamedia und NZZ will dies aber mit einer superprovisorische Verfügung verhindern.



(Bild: j.huber)
(Bild: j.huber)

Das Gesuch um eine superprovisorische Verfügung bezieht sich auf einen Vertrag zwischen der Vertriebsorganisation der "Südostschweiz" und der Zuvo, das ein Unternehmen der "Neuen Zürcher Zeitung" und des Medienhauses Tamedia ist.

Tamedia-Sprecherin Franziska Hügli bestätigte am Mittwoch auf Anfrage, dass die Zuvo beim zuständigen Richter einen Antrag auf eine superprovisorische Verfügung gegen die Zustellung der "Südostschweiz am Sonntag" gestellt hat. Über den Inhalt des Gesuchs wollte Hügli keine Auskunft geben.

Lebrument unbeeindruckt

"Südostschweiz"-Verleger Hanspeter Lebrument berichtete an einer Medienkonferenz in Zürich über die superprovisorische Verfügung. Er konnte aber keine klärende Stellungnahme abgeben, da er erst kurz vor der Medienkonferenz davon erfahren habe. Als Hintergrund vermutet Lebrument einen hängigen Preiskonflikt mit der Zuvo.

Lebrument zeigte sich unbeeindruckt von der drohenden superprovisorischen Verfügung: "Die Zeitung wird so oder so erscheinen". Nur ein Grossaufgebot an Polizisten würde dies verhindern können. Lebrument wollte an der Medienkonferenz eigentlich für die "Südostschweiz am Sonntag" werben.

Werktagsausgabe plus

Die "Südostschweiz" erscheint ab dem nächsten Sonntag mit einer siebten Ausgabe in den Kantonen Graubünden und Glarus sowie in der Region See und Gaster. Die erste regionale Sonntagszeitung der Schweiz, so Lebrument, startet mit einer Auflage von 50 000 Exemplaren. Bis 2007 soll die Auflage auf 70 000 ausgebaut werden.

Publizistisch orientiert sich die Zeitung an der Werktagsausgabe. Auch Erscheinungsbild und Blattaufbau seien identisch, erklärte "SO"-Chefredaktor Andrea Masüger vor den Medien. Das Angebot werde aber auf drei Ebenen ergänzt.

Vorgesehen sind zusätzliche Meinungselemente wie Kolumnen von Gastautoren, zum Beispiel alt Bundesrat Adolf Ogi. Dazu kommen Hintergrundelemente wie Spezialseiten, Reportagen und ein Sonntagsinterview. Ab Herbst erscheint zudem eine Lifestyle-Beilage im Tabloidformat, dies als lockerer Lesestoff für den Sonntag.

Behaupten gegen Grossverlage

Die Lancierung der "Südostschweiz am Sonntag" begründet Verleger Lebrument in erster Linie mit der Entwicklung im Anzeigen- sowie im Lesermarkt. Das Inserieren am Sonntag sei attraktiv, wie der Erfolg der drei bestehenden Deutschschweizer Sonntagszeitungen zeige.

Den stagnierenden Leserzahlen bei den Tageszeitungen könne mit einem attraktiven Angebot begegnet werden, das preislich unter jenem liege, das heute für eine Regionalzeitung mit sechs Ausgaben plus einer Sonntagszeitung liege, erklärte Lebrument weiter.

Von der "Südostschweiz am Sonntag" verspricht sich Lebrument aber auch eine Stärkung der Eigenständigkeit seiner Mediengruppe. Ein wichtiges verlegerisches Anliegen der "Südostschweiz" sei, sich gegen die Zürcher Grossverlage Tamedia und NZZ zu behaupten.