Kämpfen die Glarner Fischer gegen Windmühlen?

Diese berechtigte Frage stellt sich Bruno Denzler, Präsident des Kantonalen Fischereiverbandes Glarus, unweigerlich, wenn man sieht, wie immer mehr Projekte von Klein-Wasserkraftwerken auch im Kanton Glarus geplant oder schon im Bau sind. Die Fischer befürchten eine weitere Dezimierung des Fischbestandes an Bächen und Flüssen. Diese und andere Fragen standen im Zentrum der 118. ordentlichen Delegiertenversammlung im Brauereigasthof Adler in Schwanden.



Der Präsident des Schweizerischen Fischereiverbandes Roland Seiler informiert die Versammlungsteilnehmer über die Tätigen des Verbandes
Der Präsident des Schweizerischen Fischereiverbandes Roland Seiler informiert die Versammlungsteilnehmer über die Tätigen des Verbandes

Am vergangenen Freitagabend trafen sich die Delegierten des Kantonalen Fischereiverbandes zur 118. ordentlichen Delegiertenversammlung im Saal des Brauereigasthofs Adler in Schwanden. Verbandspräsident Bruno Denzler konnte nebst den zahlreich anwesenden Delegierten Roland Seiler, Präsident des Schweizerischen Fischereiverbandes, begrüssen. Der höchste Fischer der Schweiz informierte die Versammlungsteilnehmer über die Arbeit des SFV, unter anderem über eine Petition im Zusammenhang mit dem Bau von Klein-Wasserkraftwerken. Ebenfalls einen herzlichen Willkommensgruss entbot Präsident Denzler Dr. Christoph Jäggi von der Jagd- und Fischereiverwaltung des Kantons Glarus sowie Fischereiaufseher Andreas Zbinden. Zügig und in gewohnt souveräner Manier führte er durch die Verhandlungen. Das ausführliche Protokoll der letzten Delegiertenversammlung vom 26. März 2010 in Engi, verfasst von Thomas Schuler, sowie die saubere Buchführung von Kassier Kurt Eggli für das Jahr 2010 fanden die uneingeschränkte Zustimmung der Delegierten. Dem Turnus entsprechend gab es weder Neuwahlen noch Bestätigungswahlen. Ehrungen mussten ebenfalls keine vorgenommen werden.

Neue Gesetze und Naturschützer behindern die Fischerei

«Ist es ein Kampf gegen Windmühlen oder haben wir schon aufgegeben, für Seen, Flüsse, Bäche, Flora oder Fauna einzustehen?» Mit dieser provokativen Frage konfrontierte Verbandspräsident Denzler eingangs seines ausführlichen Jahresberichts die rund 50 anwesenden Stimmberichtigten. Seine Frage ist in Anbetracht der Probleme mehr als berechtigt. Immer mehr Klein-Wasserkraftwerke im Kanton Glarus sind geplant oder bereits im Bau. Explizit möchten die Fischer festhalten, dass sie nicht prinzipiell gegen den Ausbau der Wasserkraft sind, aber für eine massvolle Nutzung des Energieträgers «Wasser» einstehen. Ein Thema gab speziell zu reden. Nämlich der Fang eines Hechtes von über einem Meter aus dem Zürichsee mit einer anschliessenden Klage von Tieranwalt Antoine F. Goetschel wegen Tierquälerei. Die Begründung in der Anklage war das zu lange Drillen. Aber wie anders als mit dieser Vorgehensweise soll man einen Fisch in dieser Grösse an Land bringen? Zum Glück erlitten die Tierschützer mit ihrer Initiative «Tieranwalt» Schiffbruch. Das Blatt hat sich nach dem klaren Volksentscheid klar gegen die Naturschützer gewendet. Dennoch lassen diese nicht nach und wollen immer wieder neue Gesetze festlegen, um damit die Fischerei noch mehr einzuschränken. Nach wie vor ein unerschöpfliches Thema sind die Fische fressenden Vögel, welche den Jüngern Petri schon seit über 30 Jahren das Leben oder besser gesagt das Fischen schwer machen. «Es ist unglaublich, was uns die Vogelschützer für Steine in den Weg legen. Dabei wäre es einfach, wenn der gesunde Menschenverstand ein wenig mitdenken würde. Fakt ist, dass die Populationen extrem zugenommen haben», monierte KFVG-Präsident Denzler. Im Kanton Glarus ist es vor allem der Graureiher, der den Unmut der Fischer auf sich gezogen hat. Aber auch Gänsesäger und Kormorane machen den Fischern das Leben schwer. Weitere andere Umstände helfen, den schon jetzt kleinen Fischbestand noch mehr zu dezimieren. Als Meilenstein zu betrachten war die Umleitung des Escherkanals im «Chli Gäsitschachen» in das erweiterte neue Bachbett am 24. Februar 2010. Dieses imposante Bauwerk ist für die Fischerei vielversprechend, haben sich doch schöne Forellen und Äschen ihren neuen Lebensraum zurückerobert. Ein absolutes Novum und hoffentlich einmalig war die Aberkennung der Ehrenmitgliedschaft eines Ehrenmitgliedes. Aber spezielle Vorkommnisse erfordern eben spezielle Massnahmen. Im Weiteren wurden zwei Anträge des KFVG bezüglich schonen der Äsche in der Rauti und eine Reduktion der Fangzahl proTagesfang mit nur einer Äsche und fünf Forellen, Saiblingen oder Namaycush angenommen. Ein Antrag von Hermann Rickenbach aus Netstal für eine Verlängerung der Fischerzeiten am Obersee vom 1. Mai bis 31. Dezember fand bei den Fischern diskussionslos Zustimmung.

Fischerkurs erfreut sich grosser Beliebtheit

Ein wichtiges Anliegen des Fischereiverbandes Glarus ist die gezielte Ausbildung der Jungfischer. Ein grosses Dankeschön geht an dieser Stelle an die SaNa-Instruktoren René Frei, Hermann Ure und Franz Keller, welche im Beisein von Jagd- und Fischereiverwalter Jäggi und Fischereiaufseher Zbinden auch im letzten Jahr dafür gesorgt haben, dass anlässlich eines zweitägigen Kurses an die 40 Personen bei einem praktischen und einem theoretischen Teil in die Geheimnisse der Fischerei eingeweiht wurden. Viele Eltern hatten dabei ihre «Jünger Petri» begleitet, und somit ebenfalls Einblick in das Hobby ihrer Jüngsten bekommen. Weitere Dankesworte entrichtete Denzler an Regierungsrat Röbi Marti, welcher als oberster Fischer immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Fischer hat und so gesehen für den Kantonalen Fischereiverband ein absoluter Glücksfall ist und abschliessend an Ehrenpräsident Ruedi Hösli für die Aufzucht der Jungforellen im Hohlenstein-Weiher.

Am 1. April geht’s los - «Petri Heil!»

Die Fischersaison 2011 steht kurz vor der Türe. Ab 1. April stehen sie dann alle wieder mit ihren Fischerruten, geduldig auf Beute wartend, an Bächen, Flüssen und Seen. Wir wünschen unseren Glarner Fischern, welche notabene einen nicht unbedeutenden Beitrag an das ökologische Gleichgewicht unserer fliessenden Gewässer und Seen leisten, ein kräftiges «Petri Heil!»